Die "Höllentour" durch Frankreich

In der größten Arena der Welt findet diese Sportveranstaltung statt: in Frankreich. Die Tour de France fasziniert jedes Jahr Millionen. Und der Eintritt ist frei. In keiner Sportart kommen sich Athleten und Zuschauer so nahe wie bei der Frankreich-Radrundfahrt – zumindest in den Bergen.

 

Das Plakat zum Film von Pepe Danquart (Quelle: http://www.hoellentour-derfilm.de/ht/)
Das Plakat zum Film von Pepe Danquart (Quelle: http://www.hoellentour-derfilm.de/ht/)

Der Regisseur Pepe Danquart hat diese Mischung aus Volksfest, Höchstleistung und Werbung in einem Kinofilm dokumentiert. Er trägt den bezeichnenden Titel „Höllentour“.

 

Regisseur Danquart dokumentiert die Faszination der Tour de France

 

Danquart zeigt die Tour aus der Vogel- und der Froschperspektive. Er zeigt die Tour hinter den Kulissen. Die Rennfahrer strampeln durch bunte Sonnenblumenfelder. Die Zuschauer sitzen im Campingstuhl und sind begeistert. Die jungen und alten Experten sitzen im Bistro und geben Tipps. Über allen kreist der Tour-Hubschrauber. So war es auch bei der Jubiläums-Tour 2003, die hier festgehalten ist.

 

Der Regisseur liefert nicht zuletzt auch eine Arbeitsplatzbeschreibung. Einer der Hauptfiguren ist der Masseur „Eule“ Dieter Ruthenberg. In den Falten seines Gesichts haben sich die Triumphe und Niederlagen vieler Rennen eingegraben. Er wirkt sogar eindrucksvoller als die Aktiven Rolf Aldag und Erik Zabel, die hier ihr Abenteuer Radsport auf Frankreichs Straßen für Laien und Nichtlaien erklären. Einer, der sich viel denkt und wenig sagt. Danquart zeigt die Fahrer im Mannschafts-Bus, im Hotelbett, auf dem Hometrainer, beim „Pipi rusiquale“ in freier Natur, beim Rasieren der Beine. Er zeigt und registriert ihre Angst vor dem Anstieg zum
3. 000-m-Pass in den Bergen, ihre Angst vor der Abfahrt auf millimeterdünnen Reifen.

 

Der Mythos "Tour de France"

 

Als Zwischenstück eingeschoben kommen die Kommentare von Serge Laget, dem Archivar der Sport-Tageszeitung „L-Equipe“. Er redet sich in einen Rausch und behauptet, die Tour sei wichtiger als Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften. Auch ein französischer Priester tritt als Tour-Anhänger auf. Er steht in einer Kirche und predigt, er vergleicht die Leiden der Tourfahrer mit den Leiden christlicher Vorbilder. Ein Filmemacher hat sich einem Mythos gewidmet, der Tour de France. Er stammt aus Freiburg und lebt in Berlin. Er hat sich schon einmal mit dem Sport befasst. Bei den Berliner Filmfestspielen 2000 präsentierte er seinen Dokumentarfilm „Heimspiel“. Ein Streifen über die Berliner Eisbären, einen Ost-Verein. Er wollte die Ost-West-Problematik im Sport, in diesem Fall im Eishockey, darstellen. Den größten internationalen Erfolg hatte Pepe Danquart, als er von Hollywood geehrt wurde. Er bekam 1993 den Oscar für den Kurzfilm „Schwarzfahrer“.

 

Tourfahrer sind, auch ohne die großen Stars Lance Armstrong und Jan Ullrich, die Werbefiguren des Radsports. Vor mehr als hundert Jahren war Frankreich für jeden noch ein großes Land. Auch Rennfahrer kannten kaum die Gegend, die weiter als zwanzig Kilometer entfernt war. In der Pionierzeit hatten die „Giganten der Landstraße“ am Ende den Eindruck, als wären sie in Amerika gewesen oder auf dem Mond.

 

Die Rennfahrer von heute kennen Frankreich in- und auswendig, sie sind technisch modern ausgerüstet, sie fahren extrem leichte Räder. Aber sie sind immer noch „Giganten der Landstraße“. Die Tour durch Frankreich ist ein Abenteuer geblieben. Zum großen Teil, auch ohne Anführungsstriche: eine Höllentour.


  • Das Plakat zum Film von Pepe Danquart (Quelle: http://www.hoellentour-derfilm.de/ht/)
    Das Plakat zum Film von Pepe Danquart (Quelle: http://www.hoellentour-derfilm.de/ht/)