Die Kraft, die Welt zu verändern

Der Sport war für die internationale Entwicklungszusammenarbeit noch nie so wertvoll wie heute. Der 6. April erinnert daran.

In Uganda vermittelt „Athletics for Development“  Kindern und Jugendlichen sogenannte „Life skills“. Foto: DOSB
In Uganda vermittelt „Athletics for Development“ Kindern und Jugendlichen sogenannte „Life skills“. Foto: DOSB

Niemand hat es so treffend zusammengefasst wie einst Nelson Mandela: „Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern.“ Das sagte der Friedensnobelpreisträger im Jahr 2000 bei der ersten Verleihung des internationalen Sportpreises der Laureus Foundation. Und: „Sport kann Hoffnung wecken, wo vorher nur Verzweiflung war.“

Es wirkt so selbstverständlich, ist oft gesagt und kann doch nicht oft genug wiederholt werden: Sport macht nicht nur Freude; er fördert die körperliche und seelische Gesundheit, vermittelt Fairness, Toleranz, Respekt und Disziplin und die Fähigkeit, mit Niederlagen umzugehen. So stärkt er zugleich Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen und hilft auf diese Weise, auch schwierige Lebenssituationen zu meistern und neue Möglichkeiten für die eigene Zukunft zu entwickeln. Dabei setzt er sich über sprachliche, soziale und kulturelle Barrieren hinweg und führt Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, sexueller Orientierung oder Herkunft zusammen.

Dass diese positiven Eigenschaften des Sports der Förderung von Entwicklung und Frieden dienen können, ist in Deutschland und weltweit inzwischen anerkannt.

Schon im Jahr 1987 legte die UNESCO Sport und Bewegung als grundlegendes Recht für alle Menschen fest. 2001 ernannte der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan erstmals einen Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden. 2013 erklärten die Vereinten Nationen den 6. April zum „Internationalen Tag des Sports für Entwicklung und Frieden“. Dieser Tag soll, in Erinnerung an die Eröffnung der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit am 6. April 1896, öffentliches Bewusstsein für die Bedeutung und Kraft von Sport auf lokaler und globaler Ebene schaffen. Die wachsende Anerkennung des Sports führte 2017 zu einer direkten Partnerschaft zwischen der Staatengemeinschaft und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC).

Die deutsche Bundesregierung hat das Potenzial des Sports, die Welt zu verändern, längst erkannt. So nutzt der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Dr. Gerd Müller, den Sport als ein Instrument für die internationale Entwicklungszusammenarbeit, die er mit Partnern aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Sport ausgestaltet.

Der Sport ist sich der Verantwortung bewusst, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten und handelt. Dies zeigen auch in Sportdeutschland viele Beispiele. So setzt der DOSB in Zusammenarbeit mit BMZ und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit seit Jahren weltweit Sportprojekte mit entwicklungspolitischen Schwerpunkten um. Vier seien hier exemplarisch genannt:

In der Türkei werden durch Sport Begegnungsmöglichkeiten zwischen syrischen und türkischen Kindern und Jugendlichen geschaffen. Dies trägt dazu bei, soziale Barrieren abzubauen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu festigen. In Uganda fördert „Athletics for Development“ die Inklusion von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und vermittelt Kindern und Jugendlichen sogenannte „Life skills“. In Jordanien geben Sportangebote Ablenkung vom krisenbeschwerten Alltag und zielen auf die Verbesserung der mentalen Gesundheit ab. Das Projekt „Free Throw“ vermittelt in Namibia über das Basketballspiel Bildung und Sozialkompetenz im Kampf gegen HIV und AIDS.

Viele kleine Beispiele, die aber jedes für sich zugleich auf die großen Zielen der Staatengemeinschaft einzahlen: die Verwirklichung der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“. Sportdeutschland leistet hierzu seinen Beitrag: in Deutschland und in unseren Partnerländern in der Welt – denn dieser Zukunftsvertrag geht uns alle an.

Um noch einmal Nelson Mandela zu zitieren, Sport hat die Kraft zu inspirieren. Er hat die Kraft, Menschen auf eine Art und Weise zu vereinen, wie es sonst nur Weniges vermag. Er spricht die Jugend in einer Sprache an, die sie versteht. Und damit, das können wir selbstbewusst ergänzen, war der Sport für die internationale Entwicklungszusammenarbeit noch nie so wertvoll wie heute. Der 6. April am kommenden Samstag erinnert wieder daran.

(Autorin: Katrin Grafarend ist Ressortleiterin Internationales beim Deutschen Olympischen Sportbund)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • In Uganda vermittelt „Athletics for Development“  Kindern und Jugendlichen sogenannte „Life skills“. Foto: DOSB
    In Uganda vermittelt „Athletics for Development“ Kindern und Jugendlichen sogenannte „Life skills“. Foto: DOSB