Die Stimme des Fußballs in Afghanistan: Radioreporter Omid Marzban unterstützt das NOK-Fußballprojekt in Kabul

Wenn frühmorgens oder abends in Radio Kabul seine Stimme erklingt, ist Fußball angesagt: Omid Marzban heißt der Sportreporter des Afghanischen Rundfunks..

Sport- und Medienexperte HOLGER OBERMANN berichtet von seinem Sportförderungsprojekt in Afghanistan

Wenn frühmorgens oder abends in Radio Kabul seine Stimme erklingt, ist Fußball angesagt: Omid Marzban heißt der Sportreporter des Afghanischen Rundfunks, und weil sein Herz schon seit Kindesbeinen dem Fußball gehört, hat er sich in seinen Sendungen schnell einen Namen gemacht: Omid und Fußball, das sind feste Begriffe in Radio Kabul, ganz gleich, ob er "Good morning „ oder "Good evening Afghanis-tan" moderiert. Geboren und aufgewachsen zwischen russischer Invasion und dem blutigen Bürgerkrieg konnte Omid Marzban zunächst keinen Gedanken daran ver-schwenden, den Bällen nachzujagen. Omids Vater starb im Krieg, seine Mutter an einer schweren Krankheit. So verließ Omid als 12jähriger sein Dorf und kam in die Obhut seines Großvaters in die Hauptstadt Kabul. "Ich verkaufte Obst und Gemüse, um uns am Leben zu erhalten !" sagt er heute. In der Zeit des Taliban-Regimes und danach besuchte er in Kabul die höhere Schule, doch wann immer Zeit war, kickte er im Garten hinter hohen Büschen, damit er nicht entdeckt wurde, denn Fußballspielen war unter den Taliban strikt verboten. Im übrigen las er alles, was über Fußball in Kabul verfügbar war: verblichene Magazine, die unter anderem an die große Zeit des russischen Fußballs erinnerten und studierte alte Videos von den Weltmeisterschaf-ten 1974 und 1978.

In dieser Zeit begann seine große Sympathie für den deutschen Fußball. Namen wie Maier, Breitner, Beckenbauer oder Gerd Müller spricht er ohne Akzent aus, kennt alle Weltstars der damaligen Zeit noch heute. Doch seit dem WM-Finale im Vorjahr in Yokohama, das im Stadion von Kabul auf einer Großbildleinwand live übertragen wurde, hat er seine neue Liebe entdeckt: Brasilien - und vor allem Ronaldo. "Sorry !" sagt er, wie um sich dafür zu entschuldigen. Umso mehr widmet er seine Aufmerk-samkeit den Aktivitäten des deutschen Fußballprojektes, das finanziert vom Auswär-tigen Amt, unter der Regie des NOK für Deutschland und des Deutschen Fußball-Bundes in Kooperation mit der Deutschen Botschaft in Kabul seit Mai diesen Jahres läuft. Entwicklungshilfe vom Kinder- und Jugendfußball über den Behindertensport, der Ausbildung von Übungsleitern bis hin zum Aufbau der Nationalmannschaften stehen dabei auf dem Programm. Er ist immer dabei, wenn das Projekt etwas anzu-bieten hat, sei es eine Übergabe von Sportspenden im Beisein des Botschafters, Straßenfußball-Turniere, oder ein Training mit den Auswahlmannschaften. Die höchsten Einschaltquoten erreicht Omid mit seiner Sendung am frühen Morgen, wenn die Menschen im Land schon längst auf den Beinen sind und die uralten Röh-renradios einschalten, um Nachrichten und Omids Sportreportagen zu hören. Wenn er zu den Spielen der ersten Liga kommt, die in den letzten Wochen oft 25OOO Zu-schauer angelockt haben, muss der prominente Radiomann stets viele Hände schüt-teln. Er ist wirklich die Stimme des Fußballs in diesem von den schrecklichen Kriegs-jahren arg gebeutelten Land.

H.O.