Die Stimme des Sports in Europa

Entscheidungen der Europäischen Union betreffen in vielen Fällen auch den Sport, umso wichtiger ist es, dass der Sport auch in Brüssel gehört wird, so Autor Folker Hellmund.

Das EOC EU-Büro in Brüssel vertritt die Interessen des organisierten Sports auf europäischer Ebene. Foto: picture-alliance
Das EOC EU-Büro in Brüssel vertritt die Interessen des organisierten Sports auf europäischer Ebene. Foto: picture-alliance

Nach über vierjähriger Verhandlungszeit hat sich die Europäische Union auf einen neuen Rechtsrahmen für den Datenschutz geeinigt. Auch wenn die allgemeine Datenschutzverordnung erst im Jahr 2018 in Kraft treten wird, ergibt sich für einige Sportverbände in Europa schon jetzt Handlungsbedarf.

Dieses gilt für Verbände aus Mitgliedsstaaten, in denen keine rechtlichen Regelungen bestehen, die den Austausch sensibler Daten beispielsweise im Kampf gegen Doping oder Spielmanipulationen ausdrücklich vorsehen. In diesen Mitgliedsstaaten bedarf es nun eines entsprechenden nationalen Verwaltungsaktes oder gesetzlicher Reglungen, die diesen Datentransfer erlauben.

Das in der Datenschutzverordnung genannte nationale „Öffentliche Interesse“ eines Mitgliedstaates könnte in diesem Sinne definiert werden und wäre als Rechtsgrundlage ausreichend. Vor diesem Hintergrund sollten alle Nationalen Olympischen Komitees in Europa mit ihren Regierungen Kontakt aufnehmen, um die jeweilige Rechtssituation zu klären.

Das Thema Datenschutz ist nur ein Beispiel der unterschiedlichen Politikfelder, die auf EU-Ebene diskutiert werden und Einfluss auf den Sport haben:

Die Reformvorschläge zum Digitalen Binnenmarkt haben Einfluss auf die existierenden Modelle zur Vermarktung von Medienrechten im Sport.

Die neue Richtlinie zum Besitz und Erwerb von Schusswaffen beschäftigt gerade die Schützenverbände.

Die Anwendung der Antikartellpolitik auf den Sport hat möglicherweise Einfluss auf die Rolle und Funktion von Verbänden und stellt die Pyramidenstruktur des Sports in Frage.

Auch für die Anwendung der europäischen Beihilfenpolitik stellt sich die Frage, ob gemeinwohlorientierte Sportvereine als Unternehmen behandelt werden sollten, wenn sie wirtschaftliche Aktivitäten entfalten. Der immer noch nicht vom Europäischen Gerichtshof entschiedene Fall des Berliner Alpenvereins gegen einen privaten Kletterhallenanbieter wird hoffentlich (zu Gunsten des Breitensports) eine Klärung bringen.

Die genannten Beispiele zeigen, dass der organisierte Sport in Europa seine Stimme erheben muss, wenn er seine Position erhalten will. Das EOC EU-Büro wird weiterhin daran arbeiten, den gesellschaftlichen Mehrwert des organisierten Sports in Europa in Brüssel zu propagieren.

(Autor: Folker Hellmund, Leiter des Brüsseler EOC EU-Büros)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Das EOC EU-Büro in Brüssel vertritt die Interessen des organisierten Sports auf europäischer Ebene. Foto: picture-alliance
    Das EOC EU-Büro in Brüssel vertritt die Interessen des organisierten Sports auf europäischer Ebene. Foto: picture-alliance