Die wichtige Rolle des Sports im erweiterten Europa

Für eine bessere Einbeziehung des Sports in die künftige EU-Verfassung hat sich der FDP-Bundestagsabgeordnete Detlef Parr ausgesprochen. "Die Verfassung ist das Herz des künftigen Europas", erklärte Parr im Deutschlandfunk. "Der Sport als ein Kernbereich des gesellschaftlichen Lebens muss entsprechend berücksichtigt werden."

 

Foto: FDP
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Bürgernähe und Gemeinnützigkeit statt Elitenförderung

Parr, sportpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, hält die Formulierung im aktuellen Verfassungsentwurf für "nicht hinreichend". Die mögliche Ablehnung des Vertragswerkes bei dem Referendum in Großbritannien sollte dazu genutzt werden, in einem neuen Entwurf den Sport klarer zu bezeichnen und diesen in Volksabstimmungen in allen 25 EU-Ländern billigen zu lassen, sagte Parr.

Im Verfassungsentwurf vom 10. Juli 2003 heißt es im Artikel I - 16, "Unterstützungs-, Koordinierungs- und Ergänzungsmaßnahmen" könne es für "allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport" geben. Nach Parrs Worten sollte in einem neuen Entwurf der Passus enthalten sein: "Der Sport ist zu fördern."

Winfried Hermann, Sportsprecher von Bündnis 90/Die Grünen, hält hingegen die Formulierungen im derzeitigen Verfassungsentwurf für ausreichend. Sportprojekte hätten hiernach Anspruch auf Förderung, wenn es sich um internationalen Austausch, um Jugendbegegnungen und um die Zusammenarbeit von Sportvereinen handelt, sagte der Koalitionspolitiker. "Danach kann die Begründung des gemeinsamen Sporttreibens schon allein ein Rechtfertigungsgrund dafür sein, dass der Sport über EU-Mittel gefördert wird", erklärte Hermann.

Einig sind sich alle Sportpolitiker in Berlin: Der Sport kann eine Menge dazu beitragen, dass Europa nach der EU-Erweiterung am 1. Mai 2004 kein Europa der Eliten bleibt. Dagmar Freitag, die Sportsprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, erklärte in Berlin: "Der Sport hat schon immer grenzüberschreitend gewirkt. Das wird sich nicht ändern. Im Gegenteil, die Beziehungen werden enger werden." Die EU-Erweiterung sei eine Chance, die bestehenden Kontakte zwischen den nationalen Organisationen des Sports auf "breiterer Ebene" zu gestalten, meinte die Abgeordnete aus Iserlohn.

Der deutsche Sport kann nach Worten von Dagmar Freitag eine Menge in das Europa der 25 einbringen. Beispiel: Gemeinnützigkeit. "Wir haben sie in Deutschland für den Sport&", sagte die SPD-Parlamentarierin im Deutschlandfunk. "Viele andere Länder beneiden uns darum. Und unsere gesetzlichen Regelungen könnten ein Beispiel für andere Länder sein. Je stärker der Sport insgesamt verankert ist, desto stärker kann er sich auch gegenüber anderen Politikbereichen positionieren."

Konsens bei allen Sportpolitikern in der Hauptstadt ist: Für den Sport wird die EU-Erweiterung keine Verschlechterung bringen - ganz im Gegenteil. Alle Fraktionen im Deutschen Bundestag meinen, "dass der Sport in manchen Bereichen schon europäischer ist, als es der politische Raum war und ist". Winfried Hermann, der Sportexperte der Grünen, meint: "Gleichwohl bedeutet es natürlich, dass wir zehn neue Länder haben und damit auch zehn neue Herkunftsländer für Sportler, die dann in Kürze völlig problemlos und uneingeschränkt am deutschen professionellen Markt teilnehmen können."

Während zum Beispiel ein lettischer Fliesenleger noch sieben Jahre warten muss, um eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in Deutschland zu erhalten, gibt es im Spitzensport schon längst die Freizügigkeit. Ein lettischer Profisportler kann jederzeit in die ersten Bundesligen hier zu Lande wechseln, beim Fußball auch in die 2. Liga. Nur bei Nicht-EU-Sportlern gibt es eine Sonderregelung in der Arbeitsaufenthalteverordnung des Bundes. Sie gilt seit Februar 2002. Danach gibt es kein Problem für die Verpflichtung in den ersten Ligen, wenn Spitzensportler aus sogenannten Drittstaaten sportlich qualifiziert sind und mindestens 2575 Euro monatlich brutto verdienen.

Detlef Parr: "Ich empfinde die Möglichkeit von Berufssportlern, bei uns tätig zu werden, als eine Bereicherung. Auf der anderen Seite sehen wir, dass unsere jungen Talente - in welchem Bereich auch immer - Probleme haben, mit Geduld gefördert zu werden und aufzuwachsen. Das ist natürlich durch die Erweiterung der EU jetzt noch schwieriger geworden, weil Profisportler aus den neuen Beitrittsländern natürlich hier in Deutschland arbeiten werden."


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