Digitale Technologien helfen Vereinen

Das Pilotprojekt „Digitale Geschäftsstelle“ der Förderinitiative „digital.engagiert“ will ländlichen Vereinen helfen.

Mit Laptop und Smartphone lässt es sich von überall arbeitn. Foto: picture-alliance
Mit Laptop und Smartphone lässt es sich von überall arbeitn. Foto: picture-alliance

In den Jahren 2006 bis 2016 haben sich 15.547 Vereine in den ländlichen Regionen aufgelöst, denn es fehlt an Ehrenamtlichen. Das zeigen die Daten einer Sonderauswertung der Studie ZiviZ-Survey 2017 des Stifterverbandes, der einzig repräsentativen Befragung zivilgesellschaftlicher Organisationen in Deutschland. Es stellt sich die Frage: Können moderne, digitale Technologien Vereinen auf dem Landes helfen, die Arbeit zu erleichtern?

Vereine in ländlichen Räumen müssen oft große Distanzen überwinden, beispielsweise bei Mitgliederversammlungen, Vorstandssitzungen oder anderen Aktivitäten. Dazu kommt noch: Wegen der oft notwendigen Fusionen werden auch die Einzugsgebiete immer größer. Diese Schwierigkeiten machen das Ehrenamt immer unattraktiver, und führen dazu, dass immer weniger Menschen sich für das Vereinswesen engagieren wollen. Hier könnten Vereine Technologien wie Videokonferenzen oder Cloudlösungen für ihre Ziele nutzen und gestalten.

Ein Schritt in diese Richtung ist die Förderinitiative „digital.engagiert“ von Amazon und dem Stifterverband. Sie unterstützt Projektideen zur Digitalisierung der Zivilgesellschaft.  Zu den 15 ausgewählten Teilnehmern, die unterstützt werden, gehört auch der Landessportbund (LSB) Niedersachsen. Als Blaupause für Mitgliedsvereine und -verbände gedacht, hofft der LSB auf eine Ausstrahlwirkung seines Pilotprojektes.

Innerhalb des LSB mit seinen 2,6 Millionen Mitgliedschaften in 9476 Vereinen fällt mittlerweile sehr viel Verwaltungsarbeit an, die von den Ehrenamtlichen kaum noch geleistet werden kann. Besonders auf der Vorstandsebene beobachtet Henning Pape, beim LSB Leiter der Abteilung für Organisationsentwicklung, einen Rückgang an Ehrenamtlichen; er ist überzeugt: „Digitale Lösungen sind letztlich ein Hilfsmittel, aber sie müssen immer einhergehen mit einem Kulturwechsel in der Organisation insgesamt.“ Schon heute könnten laut Pape viele anfallende Aufgaben über Cloudlösungen erledigt werden, was das Engagement gerade auf Vorstandsebene und in ländlichen Regionen beträchtlich flexibler macht.

Das Pilotprojekt „Digitale Geschäftsstelle“ im Rahmen von „digital.engagiert“ soll dabei helfen. Sechs Landesfachverbände haben eine Genossenschaft gegründet: Der Niedersächsische Box-Sport-Verband, der Landesverband Niedersachsen des Deutschen Aero-Clubs, der Minigolfsport-Verband Bremen/Niedersachsen, der Niedersächsische Petanque-Verband, der Segler-Verband Niedersachsen und der Wasserski- & Wakeboardverband Niedersachsen/Bremen.

Sie teilen sich die Kosten für die Verwaltungsarbeit“, erklärt die Organisationsberaterin Kristin Levin, die das Projekt von Seiten des LSB koordiniert. So sollen Abrechnungen, Mitgliederverwaltung und das Dokumentationsmanagement der Verbände in Zukunft digital und professionell bearbeitet werden. „Um diese Arbeit für sie leichter zu machen, tun sich immer mehr Vereine zusammen und suchen nach Wegen, wie sich die Digitalisierung dafür nutzen lässt“, sagt Kristin Levin.

Levin unterstützt die Verbände unter anderem  bei der Sponsorensuche für IT-Spenden. Als Coach für die Verantwortlichen der Verbände fungiert im Rahmen von „digital.engagiert“ Markus Sauerhammer, Vorstand des Social Entrepreneurship Netzwerkes Deutschland (SEND).

Mit dem Engagement des Landessportbundes hat das Projekt einen Schub bekommen, weil mehr Mitglieder für das Thema sensibilisiert worden sind. „Läuft es gut, wird die Genossenschaft in Zukunft mehr Verbände und Vereine aufnehmen. Sie wird ein Vorzeigebeispiel dafür werden, wie Verwaltung einfacher zu handhaben ist“, sagt Levin.

Auch beim Deutschen Olympischen Sportbund wird die Initiative begrüßt. Gudrun Schwind-Gick, beim DOSB für Bildung zuständig , schreibt zum Projekt „Zeit für das Wesentliche dank ‚digitaler Geschäftsstelle‛“ des LSB Niedersachsen: „Ein spannendes Projekt des LSB und insgesamt bestimmt eine interessante Broschüre für alle, die sich um die Entwicklung der Sportvereine und -verbände Gedanken machen.“                                                                   

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 37/Heinz Peter Kreuzer)


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