Dopingforscher holen auf

An der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln ist die erste Europäische Beobachtungsstelle für neue Dopingsubstanzen eingerichtet worden.

Im biochemischen Labor der Deutschen Sporthochschule in Köln wird eine Urinprobe geöffnet. Foto: DSHS
Im biochemischen Labor der Deutschen Sporthochschule in Köln wird eine Urinprobe geöffnet. Foto: DSHS

Die Beobachtungstelle wurde im Juni dieses Jahres auf Initiative des Bundesministeriums des Innern (BMI) am Zentrum für Präventive Dopingforschung der DSHS geschaffen.

Ihre Aufgabe ist es, möglichst frühzeitig Kenntnisse über Entwicklungen neuer dopingrelevanter Medikamente der pharmazeutischen Industrie zu erlangen. Bereits bei Entwicklung von neuen Medikamenten mit Missbrauchspotential müssen zukünftig schon Strategien bedacht werden, die einen Missbrauch vermeiden lassen oder zumindest den Nachweis der Substanzen ermöglichen. Die frühe Identifizierung von biologischen Zielen oder pharmakologischen oder therapeutischen Entwicklungen, die Relevanz für das Doping haben, ist somit der Schlüssel für eine erfolgreiche Dopingprävention in der Zukunft.

Im Detail beinhalten die Aufgaben unter anderem die Kontaktpflege und Zusammenarbeit mit der pharmazeutischen Industrie, die systematische Durchforstung der wissenschaftlichen Literatur nach Substanzen mit leistungssteigernden Effekten auch in Tierversuchen, die Auswertung von Patentanmeldungen und Börsenmitteilungen der pharmazeutischen Industrie, die Zusammenarbeit mit nationalen und europäischen Arzneimittelbehörden, die Beobachtung des Schwarzmarktes und seiner Entwicklungen über eine enge Zusammenarbeit mit Polizei und Zoll usw. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen an ein Expertengremium zum Beispiel an ein Komitee der World Anti Doping Agency (WADA) weitergegeben werden, das über die Aufnahme einer neuen Substanz in die Verbotsliste entscheidet.

Unter Leitung von Mario Thevis, der an der Deutschen Sporthochschule Köln die Professur für Präventive Dopingforschung besetzt, arbeiten an dieser Beobachtungsstelle Spezialisten aus dem Bereich Molekularbiologie, Pharmazie, analytische Chemie und Medizin.

Die Legitimation für die Arbeit dieser Beobachtungsstelle wurde schon im vorigen Jahr geschaffen. Auf eine Initiative Deutschlands im Rahmen der Advisory Group on Science im Europarat, wurde von der WADA im Januar 2011 die verbotene Subtanzgruppe S0 eingeführt, d.h. seit 2011 sind alle neuen und nicht zugelassenen pharmazeutischen Produkte im Sport automatisch verboten.

Erste Erfolge der seit Juni arbeitenden Beobachtungsstelle sind Kooperationszusagen mehrerer großer pharmazeutischer Firmen und Erkenntnisse über neue dopingrelevante Peptidhormone und veterinärmedizinische Entwicklung.


  • Im biochemischen Labor der Deutschen Sporthochschule in Köln wird eine Urinprobe geöffnet. Foto: DSHS
    Im biochemischen Labor der Deutschen Sporthochschule in Köln wird eine Urinprobe geöffnet. Foto: DSHS