DOSB-Generaldirektor Michael Vesper im Interview

Die Olympischen Spiele im Sommer werfen ihre Schatten voraus. Zurzeit weilt eine DOSB-Delegation in Peking. Michael Vesper, auch Chef de Mission des deutschen Olympiateams, äußert sich im Interview zum Stand der Vorbereitungen.

Dr. Michael Vesper, DOSB-Generaldirektor und Chef de Mission der Olympiamannschaft für Peking.
Dr. Michael Vesper, DOSB-Generaldirektor und Chef de Mission der Olympiamannschaft für Peking.

Herr Vesper, auf der Präsidiumssitzung des DOSB im Januar wurde die Athletenvereinbarung der deutschen Olympia-Mannschaft diskutiert. Auch die Nominierungsgrundsätze waren Thema. Die Vorbereitungen auf Peking kommen mittlerweile in die Endphase. Wie ist der Stand der Dinge?

Michael Vesper: Gerade in diesen Tagen weilt eine DOSB-Delegation mit unserem Leistungssportdirektor Bernhard Schwank an der Spitze in Peking, um sich vor Ort nochmals ein Bild zu machen. Im April werde ich am Chef de Mission-Seminar in Peking teilnehmen. Unsere Präsidiumssitzungen im Mai, Juni und Juli dienen der Nominierung der Olympia-Mannschaft. Unsere Nominierungsgrundsätze stehen seit langem fest, die Athletenvereinbarung werden wir bei der Präsidiumssitzung im März verabschieden. Die Vorbereitungen laufen also auf vollen Touren.

Gerade im Vorfeld der Olympischen Spiele wird nicht nur in der Öffentlichkeit das Thema Doping bei der Nominierung der Olympia-Mannschaft stark diskutiert. Sie erklären stets, dass das deutsche Team in Peking Erfolge erringen will, aber keinen schmutzigen Lorbeer. Wie können Sie dies gewährleisten?

Vesper: Unsere Grundsätze sind eindeutig: Athleten, die während der laufenden Olympiade seit Athen gedopt haben, werden nicht nominiert. Zudem macht der DOSB für alle Ärzte, Physiotherapeuten, Trainer und Betreuer, die für die Olympiamannschaft in Betracht kommen, eine sanktionsbewehrte Ehren- und Verpflichtungserklärung zur Voraussetzung der Nominierung. Damit bestätigen die Unterzeichner, dass sie weder in der Vergangenheit an einem Doping-Vergehen beteiligt waren noch sich in Zukunft daran beteiligen werden.

Nehmen Sie als Beispiel die Freiburger Ärzte, die 2007 im Zusammenhang mit den Doping-Skandalen im Radsport in die Schlagzeilen geraten sind. Wir haben damals gehandelt und erklärt, dass diese auf keinen Fall zum Olympia-Team gehören können. Außerdem haben wir eine umfassende Aufklärung der Vorgänge in Freiburg gefordert und die von dort eingesetzte unabhängige Kommission gebeten, uns sofort zu informieren, falls Verbände in die Dopingvergehen verwickelt sein sollten. Zusätzlich haben wir auch die Staatsanwaltschaft um Mithilfe gebeten.

In unserer Erklärung vom Mai vergangenen Jahres heißt es wörtlich: „Der DOSB wird niemanden ob Arzt, Physiotherapeut, Trainer oder Betreuer in die Olympiamannschaft aufnehmen, der bei einem Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln mitgewirkt hat oder bei dem ein entsprechender begründeter Verdacht existiert. Damit steht fest, dass weder Georg Huber noch Lothar Heinrich oder Andreas Schmid Mitglied der deutschen Olympiamannschaft sein werden.“

Freiburg war medizinisches Untersuchungszentrum des Deutschen Olympischen Sportbundes. Wie weit ist der DOSB von diesen Untersuchungen betroffen?

Vesper: Wie gesagt, wir haben direkt nach dem Bekanntwerden der Verstrickungen die Zusammenarbeit ruhen lassen und der Uni die Anerkennung als medizinisches Untersuchungszentrum entzogen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Und wir haben gesagt, dass wir eine umfassende Aufklärung wollen. Der Deutsche Olympische Sportbund ist 2006 gegründet worden und seither mit in der Verantwortung. Wir wollen Klarheit über die Zeit davor und danach und sind sicher, dass alle, die in dieser Zeit Verantwortung getragen haben, zur Aufklärung aktiv beitragen.

Im Januar hat das DOSB-Präsidium beschlossen, der Empfehlung der Projektgruppe Doping zu folgen und ein unabhängiges Gremium nach dem Vorbild unserer Gauck-Kommission zur Bewertung des Einsatzes von Trainern mit Dopingvergangenheit zu bilden. Ist diese Kommission bereits gegründet?

Vesper: Die ersten Mitglieder sind angefragt. Wir sind zuversichtlich, dass die Kommission bald ihre Arbeit aufnehmen kann. Sie soll sich aber nicht nur mit Trainern befassen. Ihr Aufgabengebiet beinhaltet auch die Bewertung von Athleten, Ärzten und Funktionären.


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