DOSB lizensiert 24 sportmedizinische Untersuchungszentren

Der DOSB hat auf seiner Spitzensport-Tagung Anfang Dezember in Oberursel 24 sportmedizinische Einrichtungen als „Sportmedizinisches Untersuchungszentrum des DOSB“ für den Zeitraum von 2013 bis 2016“ lizensiert.

Bernd Wolfarth ist leitender Arzt der deutschen Olympiammannschaft und war auch wissenschaftlicher Leiter der Tagung. Foto: DOSB
Bernd Wolfarth ist leitender Arzt der deutschen Olympiammannschaft und war auch wissenschaftlicher Leiter der Tagung. Foto: DOSB

Mit dieser Maßnahme ist für den aktuellen Olympiazyklus die Infrastruktur geschaffen worden, die es den deutschen Athleten ermöglicht, gesund trainieren und an den Start gehen zu können.

London 2012

Der leitende Arzt der deutschen Olympiammannschaft und wissenschaftliche Leiter dieser Tagung, PD Dr. med. Bernd Wolfarth, lobte die gute Organisation der britischen Organisatoren Die 23 nominierten Mannschaftsärzte in London konnten die Athleten und Athletinnen unter guten Bedingungen betreuen. In seinem Beitrag zur „No Needle Policy“ reflektierte er die Vorteile und Grenzen dieser neuen Regelung. Demgemäß ist eine sportmedizinische Behandlung nur ohne Spritzen und Nadeln möglich. Medizinische Belange sind davon nach entsprechender Meldung ausgenommen. Während der Spiele in London gab es keinen Dopingfall in der deutschen Mannschaft.

Dr. med. Jürgen Kosel, leitender Arzt des medizinischen Teams bei den Paralympischen Spielen, schilderte ebenfalls eindrucksvoll die Betreuung der Athletinnen und Athleten in London. Ein sehr harmonisch arbeitendes Team von neun Ärzten hatte vornehmlich orthopädische Probleme zu behandeln, denn die in Peking 2008 noch vielfach auftretende Überlastungsproblematik konnte bereits im Vorfeld der Spiele minimiert werden.

Die Bilanz der sportlichen Auswertung von London 2012 fiel ebenfalls positiv aus. Thomas Sinsel (DOSB) hielt fest, dass die deutschen Sportlerinnen und Sportler mit 125 Medaillen auf den Plätzchen 1-8 ihre Leistung im Vergleich zu Peking deutlich steigern konnten.

Anti-Doping

Die Beiträge des Freitagnachmittags fokussierten die Anti-Doping Diskussion. In diesem verpflichtenden Seminar für alle in Verbänden tätigen Ärzte brachte Prof. Dr. med. Wilfried Kindermann seine Kolleginnen und Kollegen auf den neuesten Stand der WADA-Verbotsliste. In 2013 wird es bei gleichbleibenden Strukturen nur kleine inhaltliche Veränderungen „der Liste“ geben. Sämtliche Blutmanipulationen bleiben nach wie vor verboten. Über die Diskussionen zu der in Erfurt praktizierten Blutbehandlungen sagte Kindermann: „Das Verhalten der WADA hat hier maßgeblich zu den Irritationen beigetragen.“

Drei Vertreter der NADA informierten die ca. 200 Teilnehmer im Anschluss über Neuerungen zum Thema „Blut“. So erklärte Dr. Christian Völzke in seinem Vortrag, dass die Blutkontrollen mit Hilfe eines individuell für jeden Athleten angelegten „Blutpasses“ sensibler in der Erfassung von Veränderungen gemacht werden. Dabei handelt es sich um einen biologischen Athletenpass der anhand von persönlichen Merkmalen wie Geschlecht, Größe, Gewicht, Sportart, etc. in einer dafür entwickelten, intelligenten Software angelegt wird. So können „unnormale“ Abweichungen von der individuellen Norm erfasst werden.

Der Diplom-Biologe Thomas Beiter (Tübingen) erklärte in seinem Beitrag “Gendoping  - Fiktion oder Realität?“, das tatsächliche Einsatzgebiet der Gentherapie und räumte mit der vermeintlichen Verwendung des Gendopings im Sport auf. So sei die Vision des „gentechnisch getunten Designerathleten“ vielmehr ein Produkt der Medienwelt als tatsächliche mögliche Realität in der Sportwelt. „Würde ein Sportler gentherapeutische Verfahren einsetzen, wäre er weiter als gentherapeutische Forschungszentren.“, so Beiter.

In der anschließenden Auseinandersetzung im Spannungsfeld zwischen Arzt und Athlet wurden drei Problemfälle aus der Praxis dargestellt. Der korrekte Gebrauch eines Glucocorticoid-Präparates bei infektanfälligem Asthma und den resultierenden Konsequenzen bei einem Wettkampf wurde ebenso lebhaft ausdiskutiert wie die Anwendung der No Needle Policy.

Zurück zum Sport

Der Samstagmittag stand im Zeichen verschiedener Strategien den Sport bzw. das Training nach Verletzungen möglichst schnell wieder aufnehmen zu können. Dabei ist besonders das ärztliche Wissen und Vertrauen gefragt. Prof. Angele und PD Dr. Engelhardt zeigten verschiedene operative Methoden, die bei Knorpel- und Kreuzbandverletzungen angewandt werden, um den Sportler nach dem neuesten Stand der Wissenschaft schnell wieder „spielfähig“ zu machen. „Knorpel ist wertvoller als Gold“, so Angele. Eine immer wieder kehrende Diskussion ist die der Regeneration bei Infekten. Dr. Lars Lippelt vom DFB rief erneut zur Vorsicht, die gewohnten Belastungen im hohen Intensitätsbereich zu früh wieder aufzunehmen. Hier besteht die Gefahr der Myokarditis, die im Zusammenhang mit dem plötzlichen Herztod steht und vielen Sportlern zwar bekannt ist, oftmals aber aus unterschiedlichen Gründen vernachlässigt wird.

Nachwuchsleistungssport

Für den Nachwuchsleistungssport skizzierte Prof. Mayer (Potsdam) die Bedeutung der Rumpfstabilität auch für die Vermeidung von Verletzungen der unteren Extremitäten. Er konstatierte, dass der Schmerz nach derzeitigem Stand im Forschungsprojekt nicht das entscheidende Kriterium in der Entwicklung tatsächlicher Beschwerdeproblematiken zu sein scheint.

Das Reaktionen und Auswirkungen auf das Immunsystem werden in einem Forschungsprojekt von der Arbeitsgruppe um PD Dr. med. Bernd Wolfarth im Zusammenhang mit der individuellen Trainierbarkeit und Belastbarkeit von Nachwuchsleistungssportlern untersucht. Dazu stelle Katharina Blume erste Ergebnisse dieses drei Jahre laufenden Projekts vor.

Diplom-Ökotrophologe und Diplom-Sportwissenschaftler Hans Braun (Köln) erörterte in seinem Vortrag zum Konsumverhalten von Nahrungsergänzungsmitteln junger Sportler, dass besonders diese häufig grundlos substituieren. Seine Untersuchungen zeigen allerdings, dass in den meisten Fällen kein Mangel vorliege und somit eine Substitution nicht erforderlich ist. Das entfachte die Diskussion, ob dadurch evtl. die Hemmschwelle zum Konsum verbotener Substanzen herabgesetzt werden könnte.

Die Liste der vom DOSB lizenzierten Untersuchungszentren gibt es hier >>>

(Quelle: DOSB)


  • Bernd Wolfarth ist leitender Arzt der deutschen Olympiammannschaft und war auch wissenschaftlicher Leiter der Tagung. Foto: DOSB
    Bernd Wolfarth ist leitender Arzt der deutschen Olympiammannschaft und war auch wissenschaftlicher Leiter der Tagung. Foto: DOSB