DOSB zu Vancouver/Kommunen

Starke Finanzausstattung der Kommunen gefordert

Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat bei seiner 33. Sitzung am Dienstag in Frankfurt/Main eine erste Kurzanalyse des Abschneidens der deutschen Olympiamannschaft bei den Winterspielen in Vancouver diskutiert. Präsident Thomas Bach unterstrich, dass es verstärkter Anstrengungen bedarf, um im immer globaler werdenden Wintersport auch in Zukunft mithalten zu können. So gab es in Vancouver eine Verschiebung der Medaillengewinne von Europa nach Nordamerika. „Umso höher ist das Ergebnis unserer Mannschaft einzuschätzen. Trotz des Abwärtstrends europäischer Teams haben wir noch eine Medaille mehr als vor vier Jahren in Turin gewonnen“, sagte Thomas Bach. Deutschland belegte mit zehn Gold-, 13 Silber- und sieben Bronzemedaillen Rang zwei des inoffiziellen Medaillenspiegels hinter Gastgeber Kanada (14/7/5). Hinzu kamen 48 Platzierungen auf den Rängen vier bis zehn.

 

Bach mahnte, dass es zur Förderung der sogenannten neuen Sportarten wie Snowboard, Freestyle und Shorttrack neuer Förderstrukturen bedarf. „Dafür müssen sich unsere traditionellen Vereinsstrukturen öffnen, sonst gewinnen wir in diesen Sportarten auch zukünftig keine Medaillen“, erklärte Bach.

 

Der DOSB-Präsident berichtete zudem von der konstituierenden Sitzung des Kuratoriums der Bewerbungsgesellschaft München 2018 im Anschluss an die Willkommensfeier der deutschen Olympiamannschaft am 2. März in München. Dem Kuratorium der Bewerbungsgesellschaft gehören unter Vorsitz von Katarina Witt prominente Persönlichkeiten aus Sport, Politik, Wirtschaft, Kirche und Kultur an. Darunter sind unter anderem der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, Bundesinnenminister Thomas de Maiziere, die Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, Münchens Alt-OB Hans-Jochen Vogel, und der Bayrische Landesbischof Johannes Friedrich.

 

„Dies unterstreicht die breite Zustimmung für die Bewerbung über alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hinweg“, sagte Bach und betonte auch die besondere Rolle des Fußballs, der die Olympiabewerbung auf allen Ebenen unterstützt. Im Kuratorium wird er durch Theo Zwanziger und Franz Beckenbauer vertreten. „Der Fußball mit dem DFB und seinem Präsidenten Theo Zwanziger an der Spitze hat die Bewerbung von Beginn an mitgetragen. Wir sind insbesondere Theo Zwanziger für die breite nationale und internationale Unterstützung dankbar. Durch die in Vancouver bekannt gegebene Kooperation mit der Bundesliga ist diese Partnerschaft noch einmal ausgeweitet worden“, sagte Thomas Bach.

 

Das Präsidium diskutierte darüber hinaus über die veränderten Rahmenbedingungen für das Freiwillige Soziale Jahr im Sport. Hier droht dem DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen eine Mittelkürzung um 5,8 Millionen Euro. Dies entspricht einer Kürzung um 83 Prozent. Wenn die jetzigen Zuwendungen nicht mehr zur Verfügung stehen, können sich viele Vereine die Stellen nicht mehr leisten. Der DOSB wird diesbezüglich das Gespräch mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend suchen.

 

Das Präsidium befasste sich zudem mit den Ergebnissen des von DOSB und den kommunalen Spitzenverbänden gemeinsam veranstalteten Kongresses „Starke Städte – Starker Sport“ am vergangenen Wochenende in München und richtete folgenden Appell an Bund und Länder:

 

Sport im Verein ist ein unverzichtbares Element unserer Gesellschaft, wenn es beispielsweise um Bildung, Gesundheit und Integration geht. Ihm kommt eine zentrale Bedeutung für das Gemeinwohl in Deutschland und – angesichts eines beschleunigten sozialen Wandels – eine zentrale gesellschaftliche Integrationsfunktion zu. Er spielt in den Städten und Gemeinden mit seiner Vielfalt und seinen zahlreichen Bezügen zu anderen kommunalen Handlungsfeldern eine zentrale Rolle und ist ein gewichtiger Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge. Aufgrund dieser herausragenden gesellschafts- und kommunalpolitischen Bedeutung des Sports fördern die Kommunen den Sport. Rund 80 Prozent der Sportförderung in Deutschland ist kommunale Sportförderung – dies entspricht über drei Milliarden Euro jährlich.

 

Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise werden zunehmend in den Kommunen spürbar. Ein Teil der Städte und Gemeinden droht handlungsunfähig zu werden, die bereits seit Jahren bestehenden strukturellen Finanzprobleme vieler Kommunen werden noch verstärkt. Rekorddefizite in zweistelliger Milliardenhöhe, eine explodierende Verschuldung durch kurzfristige Kredite, der stärkste Steuerrückgang seit Jahrzehnten und steigende Sozialausgaben kennzeichnen die Situation, die eine angemessene Sportförderung und damit den gesellschaftspolitischen Mehrwert des Sports in hohem Maße gefährdet. Der Deutsche Olympische Sportbund blickt daher mit Sorge auf die Verschlechterung der kommunalen Einnahmesituation, auf die strukturelle Unterdeckung der örtlichen Haushalte und darauf, dass staatliche Aufgaben immer mehr auf die Kommunen übertragen werden.

 

Eine Krise der Kommunalfinanzen bedroht auch den Sport im Verein. Der kommunale Investitionsstau von 700 Milliarden Euro droht, sich weiter zu verschärfen. Das Konjunkturpaket II verschafft dem Sport und den Sportvereinen insgesamt zwar Spielraum, doch werden die Fragezeichen immer größer, was von 2011 an mit der kommunalen Sportförderung wird. Auf den Sanierungsbedarf im Bereich Sportstätten von mind. 42 Mrd. EUR wird ausdrücklich hingewiesen.

 

„Wir brauchen eine gemeinsame Vorwärtsstrategie und mehr Kreativität in der Zusammenarbeit, Kommunalpolitik, Verwaltung und Sportorganisationen“, hatte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude auf dem Kongress am vergangenen Wochenende festgestellt. DOSB-Präsident Thomas Bach sagte bei dieser Gelegenheit: „Ein starker Sport macht Städte und Gemeinden stark und zu Orten mit hoher Lebensqualität. Der Sport verkörpert vielfältige Potenziale für wichtige kommunale Themen und ist ein Politikfeld von zentraler Bedeutung.“

 

Der DOSB unterstützt mit seinen über 91.000 Vereinen die Forderung der kommunalen Spitzenverbände nach einer angemessenen und nachhaltigen Finanzausstattung. Der organisierte Sport braucht finanzstarke Kommunen. Die Kommunen brauchen einen starken Partner Sport. Deshalb fordert der DOSB Bund und Länder dringend auf:

 

1. die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen sicherzustellen,

2. eine den kommunalen Aufgaben gerechte Finanzausstattung zu gewährleisten und

3. in den Beratungen der geplanten Kommission zu den Gemeindefinanzen der herausragenden gesellschaftspolitischen Bedeutung des Vereinssports für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft Rechnung zu tragen.

 

Frankfurt am Main, den 9. März 2010

gez. DOSB-Präsidium