Dr. Klaus Steinbach: Nachruf auf Bernhard Baier

NOK-Ehrenmitglied Bernhard Baier ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 90 Jahren in seiner Heimatstadt Hannover. NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach würdigt Baier in einem Nachruf.

NOK-Ehrenmitglied im Alter von 90 Jahren in Hannover verstorben

NOK-Ehrenmitglied Bernhard Baier ist tot. Der Ehrenpräsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) starb am Samstag im Alter von 90 Jahren in seiner Heimatstadt Hannover. NOK-Präsident Dr. Klaus Steinach würdigt Baier in dem folgenden Nachruf.

 

"Dem olympischen Gedanken stets auf das Engste verbunden", so könnte man das Leben von Bernhard Baier kennzeichnen, das am Samstag in Hannover zu Ende gegangen ist. Bernhard Baier wurde 90 Jahre alt. Er hat wie kein Zweiter den Sport im vergangenen Jahrhundert und im Nachkriegs-Deutschland geprägt. Bernhard Baier war eine jener Persönlichkeiten, die der Sport voller Hochachtung als Männer der ersten Stunde nach 1945 bezeichnet.

 

Wer seine Leistung angemessen würdigen will, der muss die Situation des Sports nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit jener von heute vergleichen. Große Erfolge, positive Entwicklungen und entscheidende Weichenstellungen waren notwendig. Viele von ihnen sind ganz ohne Zweifel auch Bernhard Baier zuzuschreiben.

 

Bernhard Baier hat sein Leben in wesentlichen Phasen dem olympischen Spitzensport zur Verfügung gestellt. Das Schwimmen und insbesondere der Wasserball waren dabei seine eigentliche sportliche Heimat und bildeten den Bezug für seine Vorstellungen vom modernen Spitzensport.

 

Bernhard Baier zeichnete sich stets durch ehrgeizige Ziele aus. Er hat dabei vieles erreicht und einmaliges geleistet. Mit den Wasserfreunden Hannover war er viermal Deutscher Wasserballmeister. Er bestritt 44 Länderspiele und wurde 1936 hinter Ungarn Olympia-Zweiter. Später, im Jahre 1938 wurde er mit der Nationalmannschaft auch Zweiter der Europameisterschaften. Im Krieg mehrfach ausgezeichnet und verwundet wurde er 1945 aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Als gelernter Rechts- und Staatswissenschaftler wurde Bernhard Baier 1953 Oberregierungsrat, 1956 Ministerialrat, 1972 Regierungspräsident und 1978 Staatssekretär im niedersächsische Innenministerium.

 

In seinen Ehrenämtern war Bernhard Baier ein zurückhaltender aber überaus gewiefter Sportpolitiker, mit großer Intellektualität ausgestattet, weltoffen und, nicht zuletzt als langjähriger Berater von Willi Daume, ein Meister in der sportpolitischen Diplomatie.

 

Seine Kraft schöpfte er nicht zuletzt aus einer liebevollen Ehe mit seiner Frau Trudi, die unter dem Namen Meyer Olympiasiegerin im Turnen von 1936 wurde. Der Sport bestimmte über die Ehrenämter von Bernhard Baier stets das Familienleben der Familie Baier, das trotz der Ämterfülle von großer Nähe geprägt war. Alle Kinder und Enkel Bernhard Baiers waren und sind dem Sport eng verbunden.

 

Bei einer vollständigen Würdigung der Leistungen Bernhard Baiers muss ganz gewiss auch seine Rolle im olympischen Spitzensport und im Nationalen Olympischen Komitee beachtet werden. Als Gründungsmitglied des Deutschen Sportbundes (DSB), eines der ersten Präsidiumsmitglieder des NOK und langjähriger Präsident und später Ehrenpräsident des Deutschen Schwimm-Verbandes war er mit seinem überragenden Fachwissen, mit seinem Führungs- und Organisationsgeschick u.a. ganz entscheidend an der Vorbereitung und Durchführung der Spiele 1972 in München beteiligt. Als Ehrenmitglied galt seine Aufmerksamkeit bis zum Schluss der deutschen Olympiabewerbung 2012, deren nationale Vorauswahl er interessiert und engagiert am 12.04. in München verfolgte und mitbestimmte.

 

Der olympische Spitzensport ist Bernhard Baier, dem Träger des olympischen Ordens und des Großen Verdienstordens mit Stern der Bundesrepublik Deutschland zu Dank, Anerkennung und Respekt verpflichtet und wird sich seiner Verdienste und Leistungen dauerhaft erinnern.

 

Dr. Klaus Steinbach

Präsident des Nationalen Olympischen Komitee

(NOK) für Deutschland