Dreisprung-Legende Michael Sauer vollendet 80. Lebensjahr

Der frühere Weltklasse-Dreispringer Michael Sauer vollendet am Freitag (27. August) sein 80. Lebensjahr.

Michael Sauer in Aktion bei einem Leichtathletik-Länderkampf gegen die UdSSR 1972 in Augsburg; Foto: IMAGO
Michael Sauer in Aktion bei einem Leichtathletik-Länderkampf gegen die UdSSR 1972 in Augsburg; Foto: IMAGO

Zwischen 1963 und 1979 gewann er 18 Titel als Deutscher Meister im Dreisprung in der Halle und im Stadion. Darüber hinaus wurde er 1968 Deutscher Meister im Weitsprung in der Halle mit 7,70m. Im Dreisprung erzielte Michael Sauer 1968 in Stuttgart bei den Hallenmeisterschaften sogar einen Weltrekord mit 16,77m; seine Freiluft-Bestmarke steht bei 16,65m. Im Jahre 1967 wurde er in Tokio Studentenweltmeister.

Michael Sauer wurde in Recklinghausen geboren und wuchs in Fulda auf. Nach dem Abitur am Rabanus-Maurus-Gymnasium, wo er eine Klasse übersprungen hatte, verpflichtete er sich als Soldat auf Zeit bei einer Einheit der Luftwaffe mit Standorten in Bayern. Zum Studium der Fächer Publizistik, Soziologie und Politikwissenschaften zog es ihn dann an die Johannes-Gutenberg-Universität nach Mainz – auf Empfehlung von Prof. Berno Wischmann (1910-2001), dem damaligen Leiter des dortigen Sportinstituts und Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), der bald sein väterlicher Freund werden sollte.

Michael Sauer, dessen Eltern ebenfalls beide in der Leichtathletik aktiv waren, begann zunächst beim FV 1910 Horas in Fulda „mittelmäßig“ mit dem Fußball und kam als 17-jähriger zur Leichtathletik beim Fuldaer TV von 1848. Er erinnert sich aber auch gern daran, wie ihn der Schulsport geprägt hat: „Ich hatte das Glück, schon in der Volksschule wie im Gymnasium von guten Sportlehrern betreut zu werden. Damit meine ich, dass sie nicht nur methodisch gut geschult waren. Vielmehr waren sie mir erstens sympathisch, zweitens habe ich sie als Vorbild angesehen und drittens waren sie in der Lage, mich positiv zu motivieren“.

Beruflich machte Michael Sauer Karriere beim ZDF, zunächst als persönlicher Referent des Intendanten Prof. Dr. Karl Holzamer (1906-2007), später leitete er ein Jahrzehnt lang u.a. das Jugend-Sportstudio „PFIFF“ sowie mehrere ZDF-Fitnessreihen zum Mitmachen (u.a. „Enorm in Form“ und „Bodyfeeling“); im Jahre 2001 ging er als Sendeleiter in den Ruhestand. Michael Sauer ist Autor mehrerer Fitnessbücher und hat zusammen mit dem Mainzer Sporthistoriker Prof. Dr. Norbert Müller (geb. 1946) zwei Berichtsbände herausgegeben, in denen Zeitzeugen des Sports aus dem Südwesten Deutschlands einem Team von Mainzer Sportstudierenden in einem Studienprojekt aus ihrer Sportlaufbahn nach dem Motto „Das waren noch Zeiten“ erzählen.

Michael Sauer verpasste bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexico-Stadt knapp das Finale im Dreisprung. Er wurde in 54 Länderkämpfen für den DLV eingesetzt. Während seiner Bundeswehrzeit startete Michael Sauer für den TSV 1860 München, bevor er im USC Mainz heimisch wurde und hier sogar von 1993 bis 1997 als Vorsitzender fungierte. Im Jahre 2009 erhielt er die Ehrenmitgliedschaft im USC Mainz, seit 2012 ist er Vorsitzender des Fördervereins: „Michael Sauer ist mit seinen hervorragenden Leistungen nicht nur über ein Jahrzehnt das Gesicht des Dreisprungs in Deutschland gewesen, er hat sich auch immerzu in den Dienst zur Förderung der Leichtathletik gestellt. Dafür sind wir ihm nicht nur in Mainz sehr dankbar“, gratuliert der ehemalige Weltklasse-Sprinter und Sportwissenschaftler Prof. Dr. Manfred Letzelter (geb. 1940), ebenfalls Ehrenmitglied im USC Mainz, seinem langjährigen Vereinskameraden stellvertretend für die Leichtathletikfamilie in Deutschland.

Michael Sauer, der mit 37 Jahren nach seinem letzten Titel als Deutscher Meister von der Presse als „Methusalem unter den Hüpfern“ bezeichnet wurde, sammelte danach weiter Titel bei nationalen und internationalen Seniorenmeisterschaften. Anlässlich der Deutschen Meisterschaften 1975 im Gelsenkirchener Parkstadion erhielt er den Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis des DLV; im Jahr 1997 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Sauer ist Ehrenmitglied des Präsidiums und Ehrenvorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz des Reservistenverbandes und war von 1996 bis 2011 als Oberst der Reserve auch Vizepräsident des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr.

(Autor: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)


  • Michael Sauer in Aktion bei einem Leichtathletik-Länderkampf gegen die UdSSR 1972 in Augsburg; Foto: IMAGO
    Michael Sauer in Aktion bei einem Leichtathletik-Länderkampf gegen die UdSSR 1972 in Augsburg; Foto: IMAGO