Ehre dem Ehrenamt

Unser basisdemokratisches Vereins- bzw. Verbandswesen macht das ehrenamtliche Engagement überhaupt erst möglich, sagt Autor Prof. Dr. Detlef Kuhlmann.

Am 5. Dezember wird auch in den Sportorganisationen an die ehrenamtlich Engagierten erinnert. Foto: picture-alliance
Am 5. Dezember wird auch in den Sportorganisationen an die ehrenamtlich Engagierten erinnert. Foto: picture-alliance

Vorletzten Sonntag war wieder „Tag des Ehrenamtes“. Wer erinnert sich noch? Der 5. Dezember war sogar der „Internationale Tag des Ehrenamtes“ weltweit. Dieser Aktions- und Gedenktag soll die Anerkennung und Förderung des ehrenamtlichen Engagements in unserer Gesellschaft ins Licht rücken und im besten Fall auf vielen Ebenen weiter fördern helfen. Er wurde im Jahre 1985 von der UN beschlossen. In Deutschland ersetzt er inzwischen den (alten) Tag des Ehrenamts, der früher am 2. Dezember begangen wurde. Aber nochmal die Frage: War da was am 5. Dezember? Ja:

In diesen Tagen hat die neue Ampel-Koalition ein klares Bekenntnis mit wohlklingenden Worten in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen. Denn schon in der Präambel heißt es an einer Stelle ganz allgemein für alle Handlungsfelder, wo ehrenamtliches Engagement gefragt ist: „Ehrenamt und demokratisches Engagement stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie verlässlich zu fördern, ist unsere Aufgabe.“ Das ist eine klare und kategorische Ansage. Diskussion überflüssig. Widerspruch nicht zu erwarten. Alles fein so. Fertig!

Wer aber diese Formulierung ganz genau liest und sie sich buchstäblich auf der Zunge zergehen lässt, dem wird - auch und gerade mit Blick auf die Sportorganisationen - nochmal zweifelsfrei deutlich gemacht, dass dieses ehrenamtliche Engagement immerzu auch ein demokratisches Engagement ist. Beide Engagements sind miteinander verwoben. Das eine geht nur mit dem anderen. Und für den Sport gilt: Unser basisdemokratisches Vereins- bzw. Verbandswesen macht das ehrenamtliche Engagement überhaupt erst möglich. In der Organisationssoziologie wurde dafür früher einmal der Begriff der „Strukturbesonderheiten“ geprägt, die den Sportorganisationen innewohnen.

Wer also das Ehrenamt im Sport ehrt, ehrt damit auch seine demokratischen Strukturbesonderheiten. Sie gilt es gleichsam immer mit zu pflegen und ständig neu zu kultivieren. Selbst dafür bietet die Präambel im Koalitionsvertrag - um im Bild des Sports zu bleiben - eine präzise Steilvorlage: „Eine starke Demokratie lebt von den Menschen, die sie tragen.“ Frei übersetzt könnte man daraus für den Sport folgern: „Ein starker Sportverein lebt von den Menschen, die sich dort ehrenamtlich auf demokratischer Basis engagieren.“

Ehre dem Ehrenamt - das ist die Leitidee vom „Tag des Ehrenamtes“, um sich dem ehrenvoll einmal im Jahr zu vergewissern. Aber weitergedacht kann „Ehre dem Ehrenamt“ allen Menschen, die auf diese Weise aktiv sind, als eine ehrwürdige Etikette angeheftet werden, weil es für sie eine Ehre darstellt, sich ehrenamtlich zu engagieren. Und weil ein solches Engagement in Sportvereinen, Sportverbänden und anderswo in aller Regel über den Tag hinausgeht, müssten wir eigentlich das ganze Jahr über das Ehrenamt ehren. Das wird dann schnell lästig und langsam langweilig: „Ehre dem Ehrenamt“ lässt sich sicher auch ganz anders und mit bunter Vielfalt - wenn es passt - als eine schöne Überraschung zelebrieren. Auch dazu wollte dieser Kommentar inspirieren und einladen …

(Autor: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Am 5. Dezember wird auch in den Sportorganisationen an die ehrenamtlich Engagierten erinnert. Foto: picture-alliance
    Mehrere Personen stehen auf einer Rasenfläche und halten ein Transparent mit der Aufschrift "Danke ans Ehrenamt" Foto: picture-alliance