Ein Anstoß für das ganze Land

Nur rund zehn Prozent der Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen treiben in Deutschland Sport. Die Special Olympic World Games 2023 in Berlin könnten das ändern.

Die Sportler*innen der Special Olympics World Games schauen voller Vorfreude auf die Spiele 2023 in Berlin. Foto: SOD/Sascha Klahn
Die Sportler*innen der Special Olympics World Games schauen voller Vorfreude auf die Spiele 2023 in Berlin. Foto: SOD/Sascha Klahn

Der eigentliche Startschuss für die Special Olympics World Games Berlin 2023 liegt zwar noch in der Zukunft. Schließlich findet die Eröffnungsfeier der Weltspiele für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung in Berlin erst am 17. Juni statt. Aber die Spiele sind längst präsent: Durch die Nationalen Spiele im vergangenen Juni, einerseits ein eigenes Ereignis, aber gleichzeitig Testlauf und Qualifikation für die Weltspiele, und durch das Gastgeber-Programm (Host Town Program), in dem die teilnehmenden Delegationen vor den Spielen im Juni vier Tage lang in 216 Kommunen in ganz Deutschland zu Gast sind, wofür die Vorbereitungen längst laufen. Und natürlich durch die Nominierung des Teams SOD (Special Olympics Deutschland) vor einigen Tagen, eine Art Startsignal der anderen Art. Denn jetzt wissen die 414 nominierten Athlet*innen, dass sie in Berlin dabei sind und sich vorbereiten und freuen dürfen auf ein großes Multisportevent mit 7.000 Teilnehmenden aus aller Welt.

Berlin 2023 wird ein weiterer Meilenstein sein auf dem Weg, die Special Olympics hierzulande noch bekannter zu machen und die Chancen zu erkennen und zu nutzen, die in dieser Sportgroßveranstaltung stecken. Schon die Nationalen Spiele haben bei vielen das Bewusstsein geschärft, dass Sport und Bewegung Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung den Weg in ein gleichberechtigtes Leben und eine bessere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ebnen können. Während der Special-Olympics-Tage von Berlin ist bei vielen angekommen, dass hier einfach mit großer Freude Sport getrieben wird.

Leider machen das hierzulande bisher nur rund zehn Prozent der Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen, und deshalb gibt es auch noch einiges zu tun. Es fehlt an genügend passenden Angeboten, aber auch an Informationen, wo entsprechende Sportmöglichkeiten vorhanden sind. Genau da können die Weltspiele und nicht zuletzt deren Gastgeber-Programm einen Anstoß geben für das ganze Land. Denn die Gastgeber-Städte beherbergen nicht nur die Delegationen für die vier Tage vor den Spielen. Sie wurden bereits im Januar 2022 nominiert, und ausschlaggebend war eine Bewerbung mit inklusiven Projekten und Ideen, um sicherzustellen, dass die Städte das Thema nachhaltig gestalten werden. Also auch langfristig mehr inklusive Sportangebote schaffen und sie bekannt machen, Berührungsängste abbauen und ein Bewusstsein schaffen, um Inklusion und Teilhabe in der Bevölkerung in ganz Deutschland zu stärken.

Special Olympics setzt auch mit dem Unified Programm, das in fast allen Sportarten umgesetzt wird, in diese Richtung wichtige Akzente. In den Unified Teams kämpfen Menschen mit und ohne geistige Behinderung gemeinsam gleichberechtigt um Medaillen und Plätze - nicht umsonst lautete das Motto der Nationalen Spiele #ZusammenUnschlagbar. Und auch in der Organisation der Spiele werden Athlet*innen mit ihrem Expertenwissen mehr und mehr eingebunden und zu großen Stützen.

Berlin und die insgesamt 573 Personen umfassende deutsche Delegation freut sich mit Recht auf die World Games im nächsten Sommer. Die Nationalen Spiele wurden von den Berliner*innen und Besucher*innen als stimmungsvolles Ereignis durchweg positiv aufgenommen und haben das Stadtbild bunter gemacht. Die Weltspiele können das noch toppen, vor allem aber ein wichtiges Erbe im ganzen Land hinterlassen. Damit nicht nur ein inklusives Sportjahr zu vermelden ist, sondern ein langfristig besseres inklusives und gleichberechtigtes Leben für alle.

(Autorin: Ulrike Spitz)


  • Die Sportler*innen der Special Olympics World Games schauen voller Vorfreude auf die Spiele 2023 in Berlin. Foto: SOD/Sascha Klahn
    Sportler stehen im Kreis und schauen von oben in die Kamera Foto: SOD/Sascha Klahn