Ein Herz für Arbeitslose

Der Aufschrei war heftig, und süffisant wurde diskutiert und nachgefragt, ob denn Bernhard Jagoda, der ehemalige Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, nun die Arbeitslosen im Pulk ins Arbeitsamt traben lassen will.

 

Was hatte der Mann nun gesagt, dass es einige so missverstanden haben können? Auch Sport könne eines der Mittel sein, mit dem Arbeitslose ihr Selbstwertgefühl stärken können.

 

Der Mann hat Recht. Manche Menschen, die ihren Job verloren haben und schon länger zu beruflicher Untätigkeit verdammt sind, haben durch das Sporttreiben für sich einen Weg gefunden, wo sie sich nicht auf das Abstellgleis geschoben fühlen. Mancher, dem in den eigenen vier Wänden die Decke auf den Kopf fiel, griff zur Selbstinitiative: Sportschuhe an und den Frust von der Seele laufen. Die Ich-AG Laufen wurde manchmal ganz schnell zum Mannschaftssport, wo sich Gleichbetroffene zusammenfanden und nicht nur zusammen laufen, sondern diskutieren und Krisen gemeinsam bewältigen.

 

Viele Arbeitslose müssen sparen. Dem Rotstift fällt dann oft auch das Hobby Sport zum Opfer, weil der Mitgliedsbeitrag ein Luxus ist, den sich mancher angesichts knappen Einkommens verkneifen muss. In einigen Gegenden dieser Republik wie etwa Hamburg oder Berlin waren Sportorganisationen ihrer Zeit und auch Herrn Jagodas Vorschlag weit voraus: Für Arbeitslose gibt es dort das eine oder andere Angebot. Und beispielsweise auch Fußball-Bundesligisten zeigen sich manchmal vorbildlich: Da ist schon mal kostenloser Eintritt für arbeitslose Fans angesagt.

 

Fragt man Männer und Frauen, die Stunden auf den Ämtern ihre Zeit damit verbringen, eine neue berufliche Chance zu bekommen, ob ihnen so ein Sportangebot entgegen käme, sehen die meisten dies positiv. Ablenken von den Sorgen, sich aufbauen durch auspowern, zeigen, dass man noch nicht zum alten Eisen gehört - warum nicht durch Sport?

 

Es gibt bereits Vereine, die ein Herz für Arbeitslose zeigen, in dem sie kostenlos ein Sportangebot machen. Aber es gibt auch Argumente, die da lauten: "Wir sind nicht die Sozialarbeiter und das Auffangbecken für Problemfälle, wir haben selbst mit Kürzungen umzugehen und müssen sehen, wie wir mit unserem Normalprogramm zu Rande kommen.

 

Ist es nicht das große Plus des Sports, dass er ein bisschen Lebensfreude vermitteln kann? Menschen in Krisen haben Unterstützung nötig. Hier ist also Solidarität gefragt, die die Vereinsbasis eigentlich noch nie schuldig geblieben ist. Schließlich wirbt man ja zu Recht mit den Slogans: "Sport für alle" und "Sport tut Deutschland gut". In diesem Falle würde er Mitbürgern gut tun, die beruflich auf der Schattenseite stehen.