Eine Halle für zwei Fälle

Realisierungswettbewerb Trainingshalle Olympiastützpunkt in Leipzig entschieden

Realisierungswettbewerb Trainingshalle

Olympiastützpunkt in Leipzig entschieden

Das Dezernat Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig teilt mit, dass der erste international ausgeschriebene Architekturwettbewerb im

Zusammenhang mit Leipzigs Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 entschieden ist.

 

Gegenstand des Verfahrens war eine Leichtathletikhalle für die Nordanlage des Sportforums, die für die Spiele als Austragungsort für Wasserball-Vorentscheide eingerichtet werden kann. Im "Regelbetrieb" dient

sie dem Olympiastützpunkt als Trainingshalle. "Der Wettbewerb ist ein wichtiger Schritt zur Realisierung des planerischen Konzeptes der Stadt, das Spiele der kurzen Wege vorsieht und um den Olympiapark im Herzen der Stadt zentriert ist," resümierte Leipzigs Olympiakoordinator, Stadtbaurat Dr. Engelbert Lütke Daldrup. "Eine große Bedeutung kommt dabei der Nachhaltigkeit zu. Das betrifft Bau- und Betriebskosten sowie die

verwendeten Materialien." Bürgermeister und Sport-Beigeordneter Holger Tschense äußerte: "Mit der neuen Trainingshalle wird Leipzig als Sportstadt weiter gestärkt. Die Leichtathleten des Olympiastützpunktes bekommen optimale Bedingungen und die Olympiabewerbung erhält mit der Wasserball-Wettkampfstätte einen weiteren wichtigen Baustein."

 

738 Büros aus ganz Europa hatten sich um die Teilnahme beworben. Unter ihnen wurden neben 8 zugeladenen Büros 22 durch ein Losverfahren als Teilnehmer ausgewählt. Die von Prof. Christoph Mäckler geleitete Jury entschied sich in ihrer Sitzung am 19. Februar nach eingehender Prüfung

aller 26 fristgerecht eingesandten Beiträge einstimmig dafür, zwei zweite Preise zu vergeben. Preisträger sind die Büros Georg Bumiller (Berlin)

und Kaup Jesse Hofmayr Werner (München). Zwei dritte Preise gingen an die Büros Architektur Carsten Weiße (Amtsberg)und Gerber Architekten

(Dortmund). Der Entwurf der Leipziger Architekten Schulz und Schulz wurde zum Ankauf vorgeschlagen. Die beiden Preisträger haben nun Gelegenheit,

ihre Beiträge zu überarbeiten und in etwa drei Wochen erneut der Jury vorzulegen. Der Öffentlichkeit werden die preisgekrönten Arbeiten und die übrigen Wettbewerbsbeiträgen im Rahmen einer Ausstellung vom 1. bis 13. März im Handelshof (Eingang Reichsstraße)präsentiert. Die Schau ist montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr und sonnabends von 11 bis 16 Uhr geöffnet.

 

Vor den Wettbewerbsteilnehmern stand eine anspruchsvolle Aufgabe. In gestalterischer Hinsicht war ein Solitär von hoher architektonischer Qualität gefordert, der sich in das Gelände des zukünftigen Olympiaparks

einfügt und richtungsweisend für seine weitere Entwicklung ist. Für die Sondernutzung als Wasserballwettkampfstätte muss die Halle temporär ein Wettkampfbecken (50 mal 21 Meter) und ein Vorbereitungsbecken (25 mal 15 Meter) mit entsprechender Technik bekommen, einen Sportlerbereich für 6 Mannschaften sowie ca. 6000 Tribünenplätze und entsprechende Zu- und

Abgänge. Ferner sind Nebenräume vorzusehen, Bereiche für Wettkampfleitung, Verwaltung und Regie, Medien, Offizielle und Ehrengäste sowie ein Sicherheitsbereich. Für den "Regelbetrieb" als Trainingshalle für

Leichtathleten braucht sie eine 200-m-Rundlaufbahn sowie einige hundert mobile Tribünenplätze und muss nutzbar sein für Sportarten wie Weitsprung, Dreisprung, Stabhochsprung und Hochsprung. Außerdem soll sie den Judoka zur Verfügung stehen. Beide Bereiche müssen voneinander unabhängig sein und

benötigen entsprechende Nebenräume.

 

An diesen Anforderungen und der Einhaltung der Kostenobergrenze von 20 Millionen Euro richtete die Jury ihre Bewertung aus. An der Arbeit des Architekten Georg Bumiller wurde die unprätentiöse Erscheinung des Baukörpers positiv beurteilt. Die Geschlossenheit der Fassaden stieß teilweise auf Vorbehalte. Kritisiert wurden sporttechnische Mängel, die

aber nach Meinung der Juroren korrigierbar sind. Kontrovers diskutierten die Preisrichter die vier großen Gebäudeöffnungen, von denen normalerweise zwei, in Sonderfällen alle als Eingänge dienen. Die nicht eindeutige Orientierung des Baukörpers aufgrund des fehlenden Haupteingangs wird einerseits als funktionale Schwäche, andererseits als angemessene Reaktion auf das Umfeld aufgefasst. Das Kosten- und Terminrisiko erscheint aufgrund der Verwendung vorgefertigter Elemente als gering. Am Beitrag der Architekten Kaup Jesse Hofmayr Werner hob die Jury insgesamt positiv seine

städtebauliche Einordnung hervor. Er steht quer zur Hauptachse des Olympiaparks und lässt eine stark verbindende Ost-West-Achse in Verlängerung der Goyastraße entstehen. Das Gebäude wird als sehr funktional für den "Regelbetrieb" eingeschätzt. Die dekorative Gestaltung der Wand- und Dachflächen hingegen stieß auf Kritik. Ebenfalls soll das vorgeschlagene Tragwerk weiter untersucht werden.