Einst weltbeste Handballerin Richter wird 75

Sie war die weltbeste Handballspielerin ihrer Zeit: Kristina Richter, geborene Hochmuth, vollendet am Sonntag, 24. Oktober 2021, ihr 75. Lebensjahr.

Kristina Richter in Aktion bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau gegen die UDSSR. Die Russinnen gewannen das Spiel mit 18 : 13 Toren. Foto: picture-alliance
Kristina Richter in Aktion bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau gegen die UDSSR. Die Russinnen gewannen das Spiel mit 18 : 13 Toren. Foto: picture-alliance

Die gebürtige Zwickauerin war mit der Handball-Nationalmannschaft der DDR dreimal Weltmeisterin im Hallenhandball (1971, 1975 und 1978). Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal gewann sie die Silbermedaille. Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau wurde ihr eine besondere Ehre zuteil: Die spätere Bronzemedaillengewinnerin durfte als erste deutsche Mannschaftssportlerin bei der Eröffnung die DDR-Fahne ins Stadion tragen; Dirk Nowitzki als bislang zweiter deutscher Mannschaftssportler folgte ihr erst 2008 in Peking. In 235 Spielen im Trikot der DDR-Auswahl erzielte die Rückraumspielerin „Tina“ Richter insgesamt 880 Tore. Damit war sie nach Waltraud (1948-2018), der Mutter von Stefan Kretzschmar, die zweite von insgesamt fünf Handballerinnen, die es auf mehr als 200 Länderspiele für die DDR brachte.

Kristina Hochmuth fand über die Leichtathletik zum Sport, wo sie bereits ihr großartiges Talent im Laufen, Springen und Werfen erkennen ließ: „Letztlich entschied sie sich aber 1963 für den Handballsport, weil ihr Bruder den Bezirksligisten BSG Aktivist Karl Marx Zwickau trainierte“, wird ihr Werdegang im „Lexikon Sportler in der DDR“ (herausgegeben von Volker Kluge) zitiert. Und gut dokumentiert ist auch, dass ihr 17 Jahre älterer Bruder sie erstmals mit dem Handball vertraut machte, weil er als Lehrer eine Handballmannschaft im sog. außerunterrichtlichen Schulsport betreute und oftmals das Problem hatte, nicht genügend mitspielende Schüler zu haben … da war die kleine Schwester Tina gut genug und immer willkommen.

Durch ihr Studium kam Kristina nach Leipzig, musste hier aber miterleben, dass die Frauen-Mannschaft des SC DHfK Leipzig sich gerade in Auflösung befand und ihr die Aufnahme beim benachbarten SC Leipzig wegen einer groben Fehleinschätzung von Trainer Peter Kretzschmar (1932-2018) verwehrt blieb. Kristina Richter wurde Berlinerin und fand beim Berliner TSC eine neue Handball-Heimat, die sie vor allem ihrem langjährigen Trainer und Förderer Kurt Lauckner (1932-2013) verdankt: Die 1,69 m große Rechtshänderin auf der Position „Rückraum Mitte“ wurde viermal DDR-Meister (1974, 1977, 1978 und 1980), gewann viermal den FDGB-Pokal der DDR (von 1977 bis 1980) und 1977 und 1979 den Europapokal der Pokalsieger. DDR-Handballerin des Jahres war sie 1980 – in jenem Jahr, in dem sie ihre Karriere beendete, bevor sie von 1988 bis 1992 beim Zweitligisten BVB Berlin ein Comeback gab. Im Jahre 1994 wurde sie beim Deutschen Handball-Bund Auswahltrainerin im weiblichen Jugendbereich. Danach arbeitete die zweifache Mutter als Vereinstrainerin; hier gelang ihr mit der Mannschaft von TSC Berlin im Jahr 2000 der Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse.

Kristina Richter wurde als erste (ostdeutsche) Handballspielerin überhaupt in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen, die von der Deutschen Sporthilfe ins Leben gerufen wurde. Hier wird sie bis heute „herrlich“ flankiert von Bernhard Kempa (1920-2017), Heiner Brand (geb. 1952), Joachim Deckarm (geb. 1954) und Erhard Wunderlich (1956-2012). Die frühere Diplom-Sportlehrerin und spätere Grundschullehrerin für Sport und Geographie lebt heute in Summt, dem Mühlenbecker Land (Landkreis Oberhavel nördlich von Berlin) im Bundesland Brandenburg; inzwischen jedoch leider ohne ihren geliebten Ehemann Dagomar Richter (geb. 1938), den erfolgreichen Radsport-Nachwuchstrainer (u.a. Coach von Erik Zabel), der im April 2020 verstorben ist.

(Quelle: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)


  • Kristina Richter in Aktion bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau gegen die UDSSR. Die Russinnen gewannen das Spiel mit 18 : 13 Toren. Foto: picture-alliance
    Kristina Richter in Aktion bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau gegen die UDSSR. Die Russinnen gewannen das Spiel mit 18 : 13 Toren. Foto: picture-alliance