Erfolg in einer Männerdomäne

 

Als vor 30 Jahren Frauen beschlossen, in die Männerdomäne Fußball einzudringen, hatten sie vor allem die männlichen Spötter auf den

Plan gerufen: Väter, Brüder, Freunde, Ehemänner und vor allem Funktionäre und männliche Kollegen wollten keine kickenden Frauen auf dem grünen Rasen, wo sie alleine am Ball bleiben wollten. Auch heute haben Kritiker vor allem unter den Spielern und bei den Verbandsverantwortlichen noch immer ein gespaltenes Verhältnis zu den stürmenden Frauen. Der vermeintliche „Fußball-Gott“ Franz Beckenbauer verkneift sich auch zu Fußballerinnen keinen Kommentar. Und der lautet: „Man kann viel von Frauen lernen, aber sicher nicht im Fußball.“ Für einen wie ihn, der die Frauen kennt, mag das vielleicht sogar zutreffen.

Nun haben sie mit ihrem Golden Goal gegen die Schwedinnen und dem Gewinn der Frauen-Fußballweltmeisterschaft bewiesen, dass sie mit Ausdauer, Hartnäckigkeit, Talent und der Freude am Spiel selbst alle Hindernisse und Unwägbarkeiten wie auch Spott erfolgreich bezwingen konnten. Männer sollten sich nach mehr als dreißig Jahren daran gewöhnt haben, dass Fußballerinnen nicht nur wegen ihrer physischen Konstitution, sondern auch wegen der Psyche und ihres sozialen Verhaltens ein anderes Spiel pflegen. Auch im Fußball ist die Imitation aller männlichen Spielattribute nicht unbedingt nachahmens- und empfehlenswert. Nicht nur für die 850.000 spielenden Frauen im Deutschen Fußball-Bund ist dieser WM-Gewinn Genugtuung und Ansporn zu-gleich. Der Verband sollte die Euphorie des Sieges nutzen, Frauen nicht mehr als Randerscheinung zu behandeln. Für Pionierinnen wie Monika Koch-Emsermann, die den FSV Frankfurt über zwanzig Jahre lang als Trainerin und Managerin betreute, oder die Funktionärin Hannelore Ratzeburg aus Hamburg, die wie eine Löwin für die Anerkennung des Frauenfußballs im DFB kämpfte, ist dieser Weltmeistertitel nicht nur Lohn für ihren unermüdlichen Einsatz, sondern auch Beleg, dass sich der Sturm auf Männer-Barrikaden lohnt. Manche noch immer Herren dominierte Bastion könnte so vorbildlich eingenommen werden. Ebenso wie Bundestrainer-Posten: Tina Theune-Meyer, die zehn Jahre lang Assistentin von Gero Bisanz war, bevor sie 1996 seine Stelle übernahm, überzeugt mit ihrer Arbeit.

Deutsche Fußballerinnen werden im Ausland geschätzt: Fünf von ihnen wurden ins All-Star-Team der FIFA berufen, einige spielten in den USA. Auch die Leistung gilt in der Ferne mehr als im eigenen Land. Die Bundestrainerin macht sich da nichts vor: Die Pionierarbeit ist nach über zwanzig Jahren Frauen-Nationalmannschaft keineswegs beendet. Die Forderungen nach eigenen Sponsoren, mehr Nachwuchsarbeit oder besseren Spielorten bleiben. Denn: Mit der Entwicklung des Frauenfußballs und des Nationalteams haben viele Funktionäre irgendwie nicht mitgehalten. Oder nicht mithalten wollen. Vielleicht ändert ein WM-Titel ja doch die Wahrnehmung und künftige Aufgabenstellung.