EU-Kommissar Figel`: Weißbuch Sport ist nicht in Stein gemeißelt

Das Bundesministerium des Innern und das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hatten vom 16. bis 17. Oktober nach Bonn zur Diskussion über das EU-Weißbuch des Sports geladen. Im Fokus stand die Zukunft der europäischen Sportpolitik.

EU-Kommissar Ján Figel`, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper (v.li.) diskutierten in Bonn über die künftige europäische Sportpolitik
EU-Kommissar Ján Figel`, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper (v.li.) diskutierten in Bonn über die künftige europäische Sportpolitik

Bundesinnen- und Sportminister Dr. Wolfgang Schäuble ließ am Ende der zweitägigen Vorstellung des EU-Weißbuchs des Sports in Bonn grundsätzlich keinen Zweifel: „Dieses Weißbuch ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, die europäische Dimension des Sports deutlich heraus zu arbeiten.“ Wenn sich in einem Monat in Biarritz die europäischen Sportminister treffen, will er das Weißbuch als gute Grundlage für die Debatte mit seinen Kollegen nehmen.“ Damit machte Dr. Schäuble aber zugleich auch klar: Uneingeschränkte Zustimmung zu allen Themenkreisen, die im EU-Weißbuch erfasst werden, wird es aus Deutschland nicht geben.

DOSB-Präsident vermisst deutliche Aussage zu Autonomie des Sports

Auch DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach deutete in seiner Begrüßungsrede in Anwesenheit  zahlreicher höchstrangiger Repräsentanten aus der Europäischen Union, wissenschaftlicher Kapazitäten von Sportrecht bis Sportökonomie, aber auch mehrerer deutscher Sportfachverbandspräsidenten mit DFB-Präsident Theo Zwanziger an der Spitze an, dass der deutsche Sport noch Änderungen an der Politik-Linie der Europäischen Union wünscht: „Das Weißbuch Sport und die damit verbundene Vorlage des ‚Aktionsplans Pierre de Coubertin‘ haben aus der Sicht des DOSB zwar dazu beigetragen, die wichtige gesellschaftliche und ökonomische Dimension des Sports innerhalb der Europäischen Gesellschaft zu verdeutlichen. Dafür gebührt der Europäischen Kommission auch Dank. Was das Weißbuch aber nicht im ausreichenden Maß leistet, ist eine an den Zukunftsfragen des Sports ausgerichtete perspektivische Analyse, die dringend nötig wäre.“ Vor allem vermisst der DOSB-Präsident im noch nicht ratifizierten Lissaboner-Vertrag eine deutlichere Aussage zur Autonomie des Sport: „So lange die Autonomie der Sportorganisationen nicht im Primärrecht der EU verankert ist, so lange werden wir mit Einzelfall bezogenen Urteilen des Europäischen Gerichtshofs leben müssen, die dem Sport aber keine ausreichende Rechtssicherheit bieten.“

Wettmanipulation, Sportkriminalität und Doping den Kampf angesagt

Vor allem im professionellen und hoch kommerziellen Mannschaftssport liegen die Vorstellungen der Verbände, vor allem des Fußballs, noch nicht auf gleicher Ebene mit den Vorstellungen der Europäischen Kommission bezüglich der freizügigen Arbeitsplatzwahl in den EU-Staaten. Auch bestehe nach Veröffentlichung des Weißbuchs noch dringender Klärungsbedarf, wie nationale Talente geschützt und gefördert werden könnten. Im Weißbuch herausgestellt wurde der missbräuchliche Handel mit oft minderjährigen Sportlern aus Afrika oder Südamerika, der gestoppt werden müsse. Auch müsse man dem Wirken dubioser Spielerberater und –vermittler EU-einheitlich entgegen wirken.

Natürlich ist der gemeinsame Kampf gegen Doping ein EU-Anliegen. Hier bedarf es aber bei der Sanktionierung von Vergehen noch der Gleichstellung. Auch der Wettmanipulation und Sportkriminalität wird im Weißbuch der Kampf angesagt. Eine europäische Vereinheitlichung eines Veranstalterschutzes mahnte der Münchner Rechtsanwalt und Sportjurist Dr. Thomas Summerer an.

Vesper:  Weißbuch hat Aufmerksamkeit auf den Sport in Europa gelenkt

DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper bewertete den Verlauf des Symposiums wie folgt: „Das Weißbuch bringt den Sport in Europa weiter. Aber es ist kein Selbstläufer. Das Weißbuch ist eine Beschreibung der Sportsituation in Europa, allerdings auch eine mit weißen Flecken. Es ist wichtig, dass es die Aufmerksamkeit auf den Sport in Europa gelenkt hat. Und deshalb ist es die Voraussetzung für gute Politik. Es ist selber aber noch keine Politik.“

Immerhin hatte kurz zuvor der EU-Kommissar für Bildung, Kultur und Jugend Ján Figel`, noch schnell einige zuvor aufgekommene Bedenken aufgehoben, als er doch noch einmal auf die Autonomie des Sports zu sprechen kam: „Was im Weißbuch steht, ist dort nicht in Stein gemeißelt. Der Dialog geht weiter.“ 


  • EU-Kommissar Ján Figel`, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper (v.li.) diskutierten in Bonn über die künftige europäische Sportpolitik
    EU-Kommissar Ján Figel`, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper (v.li.) diskutierten in Bonn über die künftige europäische Sportpolitik