Ex-Senator Klaus Böger neuer LSB-Präsident in Berlin

Mit einer stark veränderten Mannschaft geht der Landessportbund Berlin in die nächsten drei Jahre. Klaus Böger (63) setzte sich bei der Mitgliederversammlung in einer Kampfabstimmung um das Präsidentenamt deutlich durch.

Klaus Böger ist neuer Präsident des LSB Berlin.
Klaus Böger ist neuer Präsident des LSB Berlin.

Mit 112 zu 66 Stimmen gewann Böger die Wahl gegen Dr. Dietrich Gerber, den bisherigen LSB-Vize und wurde damit Nachfolger des aus Altersgründen nicht mehr kandidierenden Peter Hanisch (73), der seit 2000 an der Spitze gestanden hatte. Für mich bedeutet das eine große Herausforderung, die ich aber gern auf mich nehme, um den Berliner Sport weiter voranzubringen“, erklärte Böger, der als ehemaliger Bildungs- und Sportsenator (1999-2006) die Situation in der Stadt gut kennt und auch um die anstehenden Probleme weiß, die in wirtschaftlich schwieriger gewordenen Verhältnissen auf ihn zukommen. Mit einem Fünf-Punkte-Programm, in dem er seine Ziele definierte, überzeugte er die Mehrzahl der 187 Delegierten, vor allem jene, die aus den großen Spielsportarten und dem Turnerlager kamen.

„Wir brauchen eine engere Kooperation des Sports mit den Bildungseinrichtungen, wobei die Ganztagsschulen ein fester Bestandteil sind“, erklärte der neue LSB-Chef. „Außerdem muss der Sport sein vorhandenes Potenzial zur Integration nutzen, vermehrt die Konzentration auf den Gesundheits- und Präventionsaspekt lenken, weil die Gesellschaft immer älter wird, eine gezielte Förderung des Leistungssports sowie die finanzielle Absicherung durch die öffentliche Hand anstreben.“ Schließlich, so seine Argumentation gegenüber der Politik, den beiden regierenden und drei oppositionellen Parteien, die sämtlichst durch ihre Sportpolitischen Sprecher vertreten waren, leistet der Sport eine Menge für die Allgemeinheit.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der erster Gratulant war und von einer guten Wahl und einem starken Präsidenten sprach, ist sich allerdings auch darüber im klaren, dass die künftigen Gespräche des Senats mit dem Landessportbund über finanzielle Dinge nicht einfach werden, weil der im hessischen Lauterbach geborene Böger ein „schwerer Brocken bei Verhandlungen“ sei. Auch der frühere DSB-Präsident Manfred von Richthofen begrüßte die Entscheidung, ebenso den Einzug des ehemaligen OSP-Stützpunktleiters Dr. Jochen Zinner in das höchste LSB-Gremium, wo er als Präsidialmitglied fortan für den Bereich Leistungssport zuständig sein soll.

Einen Bereich, den bislang Gerber neun Jahre lang als Vizepräsident mit viel Erfahrung und Durchsetzungsvermögen abgedeckt hatte. Nicht wenige waren der Meinung, dass er für diese Position auch wiedergewählt worden wäre. Doch er entschied sich für das Prinzip Sekt oder Selters und setzte damit offensichtlich auf das falsche Pferd. Vorerst wird er aber weiter seine Aufgabe im Präsidialausschuss Leistungssport im DOSB wahrnehmen und auch Trägervereins-Vorsitzender des Olympiastützpunktes Berlin bleiben.

Ursprünglich hatte sich Zinner, auf Intention von Böger, für das Amt des LSB-Vizepräsidenten beworben, doch bei der ebenfalls stattgefundenen Kampfabstimmung unterlag er denkbar knapp mit 84:89 der bislang für den Breitensport zuständig gewesene Gabriele Wrede, die wiederum ein Wahlgang zuvor an Wolf-Dieter-Wolf, der für Wirtschaft und Marketing vorgesehen ist, mit 86:93 scheiterte. Problemlos wurden dagegen Reinhard von Richthofen-Straatmann (Schatzmeister) und Marion Hornung (Frauen im Sport) in den neuen Vorstand berufen, ebenfalls Uwe Hammer, Gudrun Doll-Tepper, die beim DOSB Vizepräsidentin für Bildung ist, sowie Isko Steffan, deren künftige Bereiche noch genau definiert werden. Als Vertreter der Sportjugend gehört satzungsgemäß Tobias Dollase dem höchsten LSB-Gremium an.

Der als Gast anwesende DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach hatte vor den entscheidenden Wahlgängen dem Landessportbund Berlin eine herausragende Rolle im deutschen Sport bescheinigt. In seiner Laudatio würdigte er dabei die großen Verdienste des nicht mehr angetretenen Peter Hanisch (73), der seit 2000 den LSB mit viel Engagement und Hingabe führte. Dass die Delegierten am Schluss der gut fünf Stunden dauernden Versammlung den bisherigen LSB-Präsidenten einstimmig zum Ehrenpräsidenten wählten und ihn mit stehenden Ovationen feierten, war ganz im Sinne des früheren Fecht-Olympiasiegers.

Bach nahm die Gelegenheit wahr, ein paar grundsätzlich Dinge anzusprechen, beispielsweise das Integrationsproblem. „Hier kommt dem Sport ein besondere Bedeutung zu, weil er mehr als jede andere Gruppierung leisten kann. Das gilt ganz gewiss auch für die Schulsituation in Berlin, wo die Hälfte aller Jungen und Mädchen einen Migrationshintergrund besitzen. Es muss auch gelingen, Menschen aus isolierten Schichten herauszuholen, damit sie nicht in Ghettos eingeschlossen bleiben und keinen Kontakt zur Gesellschaft haben.“ Bach sagte weiter, der Sport habe die Möglichkeit, die Hand auszustrecken und Kommunikationswege aufzuzeigen, vor allem bei den vielen Jugendlichen, die gern zum Streetball oder Mitternachtsfußball kommen, dann aber oft bei der dritten Halbzeit allein gelassen werden, „Deshalb müssen wir versuchen, das Eis zu brechen.“

Darüber hinaus beschäftigte sich der DOSB-Präsident damit, dass der Sport unbedingt Partner braucht, um seiner sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Gut und richtig ist es, sich mit anderen Organisationen zu vernetzen, weil nur so der Kampf gegen Diskriminierung und Rassenhass zu bestehen sei. „Ein gutes Beispiel von Völkerverständigung kann dabei die Leichtathletik-WM Mitte August in Berlin leisten. Ich bin sicher, dass die Stadt die Welt mit offenen Armen empfangen wird, was draußen mit Wohlwollen registriert werden wird und somit gleichzeitig einen Baustein für eine erfolgreiche Olympiabewerbung für die Winterspiele 2018 in München bildet.“

Gleichzeitig ging er auch auf den Hinweis von Klaus Wowereit ein, der da anmahnte „ lieber Herr Dr. Bach, wir entlassen Sie nicht aus der Verantwortung, daran zu denken, dass Berlin nach wie vor Olympia-Ambitionen hat. In der jetzigen Situation unterstützen wir voll und ganz wie übrigens alle anderen 16 Bundesländer die Stadt München, doch für das Jahr 2024 könnten sich durchaus Überlegungen einer neuerlichen Bewerbung anbieten“. Den Ball nahm Bach auf und antwortete verschmitzt lächelnd: „Ich weiß nicht, ob Sie Herr Regierender Bürgermeister so lange im Amt bleiben wollen.“ Und dann ernster werdend, meinte er: „Wir haben uns zunächst vorgenommen, geschlossen das Projekt München anzugehen und alles weitere in den Hintergrund zu schieben und nicht durch andere Diskussionen zu belasten.“


  • Klaus Böger ist neuer Präsident des LSB Berlin.
    Klaus Böger ist neuer Präsident des LSB Berlin.