Fairer Interessenausgleich

Gerichtliche Auseinandersetzungen sind im Sport keine Seltenheit. Sie sollten aber nur die Ultima Ratio sein, sagt der Leiter des EOC EU-Büros, Folker Hellmund.

Folker Hellmund leitet das EOC EU-Büros in  Brüssel. Foto: picture-alliance
Folker Hellmund leitet das EOC EU-Büros in Brüssel. Foto: picture-alliance

Die rumänische Ratspräsidentschaft hat als wichtigstes sportpolitisches Event der Europäischen Union das EU-Sportforum am 8. und 9. April in Bukarest ausgerichtet. Mit ihren Themenvorschlägen deckte die EU-Kommission sowohl wichtige breitensportrelevante als auch Themen des Spitzensports ab.

Das ambitionierte Programm beinhaltete u.a. Podiumsdiskussionen zur Zukunft des Europäischen Sportmodells (u.a. mit EOC-Präsident Janez Kocijancic), zum Doping (u.a. mit Witold Banka, Europas Kandidat für den WADA-Vorsitz), zu Rechten von Athleten (u.a. mit der stellvertretenden Vorsitzenden der IOC-Athletenkommission, Danka Bartekova), zur Zukunft von Sportgroßveranstaltungen in Europa (u.a. mit Sergej Bubka, NOK-Präsident der Ukraine), zu Rechtsprechung im Sport (u.a. mit Mathieu Reeb, Generalsekretär des CAS) und zur Finanzierung des Breitensports in Europa (u.a. mit Folker Hellmund, Direktor EOC EU-Büro) und zu künftigen Herausforderungen des Sports in Europa, wie eSports (u.a. mit Christian Sachs, Leiter Hauptstadtbüro des DOSB). Noch nie war der Anteil der Sprecher aus dem olympischen Umfeld höher als bei diesem Forum. Das zeigte auch das gewachsene Interesse an der Veranstaltung, die letztmalig unter der Ägide von EU-Kommissar Navracsics durchgeführt wurde.

Das Forum behandelte viele kontroverse Themen im internationalen Sport, die zunehmend auch juristisch ausgetragen werden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die zunehmende Kommerzialisierung des Spitzensports trägt wesentlich dazu bei, dass neue Akteure das Spielfeld betreten und ihren Anteil am Kuchen reklamieren. Private Veranstalter, die sich nicht an dem solidarischen Finanzierungsmodell des Sports beteiligen wollen, erhalten dabei häufig juristische Rückendeckung durch das europäische Wettbewerbsrecht und können nur in Ausnahmefällen, wie bei der Missachtung von Sicherheitsaspekten, von der Organisation von Sportveranstaltungen ferngehalten werden. Ob diese Entwicklung positiv oder negativ für den Sport ist, hängt im Wesentlichen davon ab, um welche Sportart es sich handelt und wie die Zusammenarbeit mit dem organisierten Sport geregelt ist. Für weniger populäre Sportarten kann die Kooperation mit privaten Veranstaltern durchaus Vorteile bieten, insbesondere dann, wenn es um die Steigerung des Bekanntheitsgrads gehen soll. Am Ende geht es aber um die künftige Finanzierung des organisierten Sports auf allen Ebenen. Wenn aufgrund privater Konkurrenz Einnahmen aus Medienrechten oder Ticketerlösen künftig sinken würden, wären die Folgen für den organisierten Sport fatal. Schon jetzt können eine Reihe internationaler Veranstaltungen nur dadurch finanziert werden, dass diese Verbände von Rückflüssen des IOC profitieren.

Auch Spitzenathleten bemühen häufiger die Gerichte. Die letzte Entscheidung des Bundeskartellamtes zur Regel 40 der Olympischen Charta und das Urteil des EFTA-Gerichtshofs im Fall Kristoffersen sind nur zwei Beispiele, die die Vermarktungsmöglichkeiten von Athleten betreffen. Die gerichtliche Auseinandersetzung sollte aber nur die Ultima Ratio sein. Ziel sollte immer sein, einen fairen Interessenausgleich zwischen Verbänden und Athleten zu erreichen, der Gerichtsentscheide künftig obsolet macht.

(Autor: Folker Hellmund)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder. 


  • Folker Hellmund leitet das EOC EU-Büros in  Brüssel. Foto: picture-alliance
    Folker Hellmund leitet das EOC EU-Büros in Brüssel. Foto: picture-alliance
  • EOC-Präsident Janez Kocijancic sprach in Bukarest zur Zukunft des Europäischen Sportmodells. Foto: picture-alliance
    EOC-Präsident Janez Kocijancic sprach zur Zukunft des Europäischen Sportmodells. Foto: picture-alliance