Es war ein Auftakt nach Maß. Zwar einerseits genau in dem Rahmen, den der Chef de Mission im Team Deutschland, Dirk Schimmelpfennig sachlich und aufgrund objektiv ermittelter Erkenntnisse angekündigt hatte: nämlich dass die Chance auf eine Medaille an jedem Tag bestehe. Aber dann geriet der Start von Team D in die Olympischen Winterspiele in PyeongChang doch so golden, dass die Feiern fast in den Hintergrund drängten, was DOSB-Präsident Alfons Hörmann als eigentliches Motto ausgegeben hatte.
Die Frage nach dem Ziel in Korea hatte der Delegationsleiter in aller Kürze so beantwortet: Fairplay. Denn nach allem, was wir in den vergangenen Wochen, Monaten, in einigen Themen auch Jahren erlebt hätten, erscheine es allen Beteiligten wichtig, gerade dieses so wichtige Element in den Vordergrund zu stellen.
Fairplay ist selbstverständlicher Bestandteil der Haltung und Werte von Team D. Also dessen, was über zwei Jahre gemeinsam mit den Athleten erarbeitet wurde, sowohl mit denen, die in Rio starteten, als auch denen, die in PyeongChang dabei sind. Dieses Selbstverständnis bündeln sie kurz, aber klar und umfassend in den folgenden acht Sätzen:
„Wir leben Sport und lieben den Wettkampf. Wir setzen uns keine Grenzen, aber klare Regeln. Wir wollen Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wir glauben an die verbindende Kraft des Sports. Wir sind überzeugt, dass wir im Team am stärksten sind. Wir sind stolze Botschafter für unser Land. Wir schreiben Sportgeschichte für Deutschland. Wir sind das Team Deutschland.“
Das Zusammengehörigkeitsgefühl, das sich darin auch äußert, zeigte sich schon in diesen ersten Tagen in PyeongChang deutlich. Bestes Beispiel waren die Eishockeyspieler, die die Tage vor dem eigenen ersten olympischen Auftritt nutzten, um gleich dreimal als glücksbringende Fans dabei zu sein. Das wussten die Biathleten ebenso zu schätzen wie die Skispringer, die sich gewiss bei den Teamkollegen revanchieren werden.
Es wurde aber auch in kleinen Gesten deutlich. Wie jener des unglücklichen Rodlers Felix Loch, der im letzten Lauf noch von Rang eins auf fünf gerutscht war. Bei aller Enttäuschung war er dann aber doch der erste, der den Bronzemedaillengewinner Johannes Ludwig nachts vor dem Deutschen Haus in Empfang nahm und herzlich gratulierte.
Das machte deutlich, was Hörmann als Motto ausgab: Team D ist mehr als Leistungssport, Team D ist mehr als Medaillenzählen, und Team D ist mehr als ausschließlich am Erfolg orientiert zu sein.
Natürlich bringen alle Mannschaftsmitglieder von PyeongChang naturgemäß auch leistungssportlich sehr viel mit. Sonst hätten sie sich nicht fürs Team Deutschland qualifiziert. Aber es geht um den größeren Zusammenhang. Auch über den eigenen Rahmen hinaus.
So sei der Medaillenspiegel von Sotschi angesichts der Entwicklung um das staatlich veranlasste russische Doping nicht mehr viel wert; der von PyeongChang müsse damit eine völlig andere Bedeutung erhalten, sagte Hörmann. Deshalb müsse das eigene Motto auch eine internationale Anspruchshaltung haben. „Wir müssen wieder an den Punkt kommen, dass die Medaillen, die vergeben werden, dann auch dauerhaft bei denen bleiben und bleiben dürfen, die sie erworben haben“, sagte er. „Das Team Deutschland jedenfalls hat positive Erfahrungen dahingehend gemacht, dass wir negative Ergebnisse haben.“
Das ist Fairplay: „Alles geben, nichts nehmen“ – dieses offizielle Motto der NADA übernimmt Team D gerne. Die Vorbildfunktion unserer Athletinnen und Athleten ist wichtiger als Medaillen oder Erfolge. Oder, wie Hörmann zusammenfasste: „Ich nehme mit dem gesamten Team D lieber die Fairplay-Medaille mit nach Deutschland als Platz eins im Medaillenspiegel.“
Umso schöner, wenn beides zusammenkäme.
(Autor: Jörg Stratmann)
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