FAQ zur MV: Konzept für die künftige Spitzensportförderung

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Konzept von DOSB und BMI für die künftige Spitzensportförderung.

Der deutsche Spitzensport soll zukunftsfest gemacht werden, um weiterhin auf dem Niveau der Weltspitze konkurrieren zu können. Foto: picture-alliance
Der deutsche Spitzensport soll zukunftsfest gemacht werden, um weiterhin auf dem Niveau der Weltspitze konkurrieren zu können. Foto: picture-alliance

Was hat es mit diesem Konzept auf sich?

Im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung ist die Neustrukturierung des Sportsystems festgeschrieben. Parallel dazu hat der DOSB 2022 zentrale Punkte, die für eine Optimierung des Systems nötig sind, in einem Eckpunkte- und Positionspapier angeführt. Daraus ist ein Prozess zwischen Bund, den Ländern und dem organisierten Sport entstanden, der nach einem gemeinsamen Zusammentreffen in ein Grobkonzept mündete. Nach einem intensiven AG-Prozess mit vier Arbeitsgruppen (Athleten/Leistungssportpersonal, Stützpunktsystem, Nachwuchs, Steuerung) konnten die beteiligten Stakeholder die Eckpunkte des vorherigen Grobkonzepts präzisieren und detaillierter herunterbrechen, wodurch das vorliegende Konzept entstanden ist.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse und Neuerungen, die aus dem Konzept hervorgehen?

Im Konzept vereinbart sind unter anderem die folgenden Punkte, die besonders hervorzuheben sind:

  • Erarbeitung eines Sportfördergesetzes, bei dessen Ausarbeitung der Sport frühzeitig begleitet und berät
  • Gründung einer unabhängigen Sportagentur, die für die Förderung und Steuerung des Leistungssports aus einer Hand zuständig sein soll. Die Sportagentur wird als Stiftung gegründet, in dessen Aufsichtsorganen sich der organisierte Sport und die staatlichen Akteure auf Augenhöhe begegnen
  • Verbesserung der Vergütung, Vertragssituation und Ausbildung für Trainer*innen/Leistungssportpersonal
  • Bestätigung der Systematik aus dem Bundesstützpunktkonzept 2022 des DOSB, Fortschreibung der Bundesstützpunkte um ein Jahr und Überführung des Anerkennungsverfahrens in die Sportagentur nach vertiefender Analyse
  • Die individuellen Förderbedarfe für Athlet*innen werden besser ausgestattet, aber verbleiben im System, in besonderen Ausnahmekonstellationen ergänzt eine zusätzliche Individualförderung
  • Neue zentrale Umsetzungsforderungen im Nachwuchsbereich

Was ist bisher über die Ausgestaltung der Sportagentur bekannt?

Es war von Beginn an die Zielstellung, eine Sportagentur ins Leben zu rufen, die unabhängig ist, denn die Agentur soll Förderentscheidungen eigenständig und fachlich unabhängig treffen können. Die Arbeit der Sportagentur soll sich dabei an der übergeordneten Zielstellung ausrichten und auf den drei Säulen „Förderung“, „sportfachliche Steuerung“ sowie „Transparenz und Evaluation“ basieren. Wichtig ist zudem, dass es keine Überführung von Personal aus DOSB oder des BMI in diese Agentur geben wird. Sie wird neu aufgebaut mit neuen Mitteln aus dem Bundeshaushalt.

Für die Agentur soll aufgrund des erhöhten Grades der Unabhängigkeit die Rechtsform einer Stiftung gewählt werden. Eine Stiftung hat keine Eigentümer, die Freiheitsgrade sind hoch und sie kann frei agieren, solange sie innerhalb der Richtlinien handelt. Zudem besteht bei einer Stiftung die Möglichkeit, sich außerhalb des Haushalts- und Zuwendungsrechts zu bewegen. Dies ist eine Grundsatzposition des Sports, weil damit neue Spielräume in der Förderung geschaffen werden. Die Unabhängigkeit vom Haushalts- und Zuwendungsrecht wird derzeit final geprüft.

In der Agentur sollen Sport und Politik auf Augenhöhe agieren. Für die Rechtsform einer Stiftung ist die Etablierung eines Stiftungsrats ist ein Muss. Er widmet sich den grundsätzlichen strategischen Rahmenbedingungen sowie Haushalts-, Satzungs- und Personalangelegenheiten (bzgl. der Geschäftsführung). Im Stiftungsrat selbst ist eine Stimmenmehrheit für die Bundespolitik vorgesehen, bei gleichzeitiger Beteiligung des Sports und der Länder. Zudem wird ein Sportfachbeirat eingesetzt, welcher die übergeordneten sportfachlichen Grundsätze und Rahmenbedingungen vorgibt, hier wird der Sport eine Stimmenmehrheit besitzen. Eine Vertretung der Athlet*innen ist in den Stiftungsgremien ebenfalls vorgesehen.

Was verbessert sich zukünftig an der Situation der Trainer*innen?

Trainer*innen, die Sportler*innen aus Olympia- und Perspektiv-Kadern betreuen, sollen zukünftig mehr verdienen. Das Gehalt wird dabei an Erfolg und die zuvor abgestimmten Ziel- und Leistungsvereinbarungen gekoppelt sein. Auch die Förderrichtlinien werden angepasst, sodass Spitzenverbände ihre Trainer*innen auf international konkurrenzfähigem Niveau bezahlen können. Auf Nachwuchsebene werden tarifähnliche Vereinbarungen geprüft. Darin sollen Arbeitsbedingungen und Mindestqualifikationen verbindlich geregelt sein, womit eine Anerkennung auf Bundes- und Landesebene sichergestellt wäre.

Wie geht es mit dem Potenzialanalysesystem (PotAS) weiter?

PotAS wurde im AG-Prozess detailliert unter die Lupe genommen und wird weiterentwickelt. Die Bestandteile der Säule 3 (Struktur der Spitzenverbände) werden in Zukunft aus der Bewertung herausgelöst und als Fördervoraussetzungen genutzt. Der Zusammenhang mit dem sportlichen Erfolg war in der Analyse nicht ausreichend. Künftige Potenzialanalysen werden sich auf die Säulen 1 & 2 (Erfolg & Kaderpotenzial) beschränken. Es bleiben somit der Rückblick auf Ergebnisse und Leistungen sowie der Blick nach vorne durch die Potenzialanalyse. Das wird eine große Erleichterung für Verbände sein. Trotz aktueller Diskussionen um Basketball und Leichtathletik, deren sportliche Leistungen massiv von der PotAS-Analyse abweichen, muss man auch festhalten, dass zahlreiche Bewertungen in anderen Sportarten zutreffend waren. Die jüngsten Ergebnisse zeigen aber, dass die PotAS-Bewertung Schwächen hat. Deshalb muss das System evaluiert und verbessert werden.

Es wurde eine Zieldebatte für den Spitzensport versprochen, warum hat diese bisher nicht stattgefunden?

Dieser Prozess wurde bereits begonnen und läuft parallel weiter. In einem ersten Schritt wurden hierfür die bestehenden Konzepte im Leistungssport eingehend geprüft, mögliche zukünftige Zielstellungen des deutschen Leistungssports wurden identifiziert. Anschließend wurde gemeinsam mit Athleten Deutschland e.V. ein Arbeitsprozess eingeleitet, der allerdings noch nicht abgeschlossen ist.

Wann werden wir erste Wirkungen der Reformen bei den sportlichen Leistungen sehen?

Solche Systemveränderungen zeigen sich immer erst mit zeitlichem Versatz, zum Beispiel, wenn wir über die Nachwuchsarbeit sprechen. Es werden nicht am übernächsten Tag schon Ergebnisse und Erkenntnisse da sein. Was zunächst wichtig ist, ist, den mehr als 20-jährigen Abwärtstrend aufzuhalten und die rückläufige Entwicklung umzukehren. Das wird einige olympische Perioden bedürfen. Die Athlet*innen, die von den Veränderungen profitieren, spielen für Paris 2024 altersbedingt noch keine Rolle. Trotzdem werden einige Veränderungen auch zeitnah das System entlasten, z.B. die Reduzierung von Bürokratie für das Leistungssportpersonal.

(Quelle: DOSB)


  • Der deutsche Spitzensport soll zukunftsfest gemacht werden, um weiterhin auf dem Niveau der Weltspitze konkurrieren zu können. Foto: picture-alliance
    Der deutsche Spitzensport soll zukunftsfest gemacht werden, um weiterhin auf dem Niveau der Weltspitze konkurrieren zu können. Foto: picture-alliance