Fernsehreife Jugendshows und Kampf gegen Drogen

Die Programm-Macher der deutschen Fernsehsender wären gut beraten, wenn sie Hunderte von "Spionen" auf dem Gelände des Internationalen Deutschen Turnfestes in Berlin ausschwärmen ließen, um nach interessanten Beiträgen für ihre Unterhaltungssendungen suchen zu lassen.

Tuju-Oscar: die Sieger vom SC Potsdam beglückwunscht von Bärlinchen (Foto: IDTF)
Tuju-Oscar: die Sieger vom SC Potsdam beglückwunscht von Bärlinchen (Foto: IDTF)

Die Damen und Herren Späher würden hier garantiert fündig werden. Und mit ein wenig Geschick und gutem Willen könnten hochklassige von Amateuren erdachte und umgesetzte Beiträge ausgestrahlt werden, die so manches peinliche Musikanten-Stadl und etliche verkrampfte Comedy-Versuche von der Qualität und dem Unterhaltungswert um Längen übertreffen würden.

 

Jüngstes Beispiel ist das Turnerjugend-Oscar Bundesfinale 2005, bei dem die Messehalle 1 vor Beifallsstürmen zu Bersten drohte. Der Schauspieler Mathias Schlung präsentierte die acht besten Gruppen dieses Show-Wettbewerbs, die sich für den Endkampf qualifiziert hatten. Es gewann die Gymnastikgruppe des SC Potsdam, aber auch die anderen sieben Teams hätten den Oscar - und eine bundesweite Fernsehausstrahlung - verdient gehabt.

 

So bestimmten die Jugendlichen neben den Senioren über 50 das Bild bei diesem Turnfest. Die Hälfte der 100.000 Teilnehmer ist unter 30 und stellt Berlin auf den Kopf.

 

Doch trotz allerbester Turnfeststimmung. Auch in den Turn- und Sportvereinen ist nicht nur heile Welt. "Jeder fünfter Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren raucht, das Durchschnittsalter für den ersten Alkoholrausch liegt bei fünfzehneinhalb Jahren", sagte die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Dr. Elisabeth Pott, gestern in Berlin. "Und da sind Sportler nicht ausgenommen", fügte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, hinzu. Deshalb hat die Bundeszentrale die Kampagne "Keine Macht den Drogen" gestartet und arbeitet dabei eng mit dem Deutschen Turner-Bund und dem Deutschen Sportbund zusammen. Dr. Harald Schmid, der frühere Meisterläufer über 400 Meter Hürden, ist aktiver Botschafter der Kampagne. Auch in Berlin mischt er mit und vermittelt Drogenprävention in der Praxis. "Bist du stärker als Alkohol?" heißt ein Slogan der Kampagne gegen Drogen.

 

Rund 13,5 Millionen schießt die Bundesregierung jährlich in die Drogenprävention. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk: "Die Mittel, die davon in Maßnahmen für den Sport fließen, sind besonders gut angelegt. Sie bringen uns einen doppelten Nutzen."


  • Tuju-Oscar: die Sieger vom SC Potsdam beglückwunscht von Bärlinchen (Foto: IDTF)
    Tuju-Oscar: die Sieger vom SC Potsdam beglückwunscht von Bärlinchen (Foto: IDTF)