Florett-Herren holen mit Bronze zweite deutsche Fechtmedaille

Die deutschen Florettfechter um Peking-Sieger Benjamin Kleibrink und den viermaligen Einzelweltmeister Peter Joppich haben mit Bronze die zweite deutsche Fechtmedaille geholt.

Andre Wessels, Benjamin Kleibrink, Sebastian Bachmann and Peter Joppich (v.li.) gewinnen gegen die USA Bronze, hatten sich aber mehr erhofft. Foto: picture-alliance
Andre Wessels, Benjamin Kleibrink, Sebastian Bachmann and Peter Joppich (v.li.) gewinnen gegen die USA Bronze, hatten sich aber mehr erhofft. Foto: picture-alliance

Am letzten Tag der olympischen Wettbewerbe in London gewannen Kleibrink (Tauberbischofsheim), Joppich (Koblenz) und Sebastian Bachmann (Bonn) im Gefecht um Platz drei 45:27 gegen die USA.

Bisher war die Silbermedaille für Degenfechterin Britta Heidemann das einzige Edelmetall für das deutsche Team gewesen. Im Halbfinale hatten die Deutschen nach drei umstrittenen Entscheidungen 40:41 im sudden death gegen Japan verloren. Nach der Sekunden-Posse um Britta Heidemann sind die Florett-Herren Opfer einer umstrittenen Kampfrichterentscheidung geworden. Ein Gefecht um Gold wurde dem Trio versagt, am Ende retteten Benjamin Kleibrink, Peter Joppich, Sebastian Bachmann und Ersatzmann Andre Weßels mit Wut im Bauch gegen die USA (45:27) immerhin Bronze - und der viermalige Einzelweltmeister Joppich gewann seine erste Olympiamedaille.

"Ich bin stolz auf uns, dass wir noch Bronze gewonnen haben", sagte Joppich, doch auch sein Zorn war noch nicht ganz verraucht. Beim 40:41 im Sudden Death im Halbfinale gegen Japan fühlten sich die Deutschen um einen Kampf um Gold "betrogen", wie Peking-Olympiasieger Kleibrink sagte: "Das war extrem lächerlich, ein ganz mieses Ding."

Bundestrainer Ulrich Schreck sprach nach drei umstrittenen Entscheidungen zu Ungunsten von Joppich von einer "Retourkutsche für Damendegen" und betonte, ihm gehe "das Ganze" auf die Nerven: "Das stinkt - und mir stinkt das gewaltig. Damit machen wir das Fechten kaputt. Andere Trainer und Kampfrichter sind zu mir gekommen und haben gesagt: Da seid ihr ja ganz schön beschissen worden."

Was Schreck, Mannschafts-Olympiasieger 1992 in Barcelona, so auf die Palme brachte, dauerte gerade mal 13 Sekunden. 40:40 stand es im Gefecht um den Finaleinzug, dann traf Joppich zweimal - und jubelte zweimal über seine vermeintlich erste Olympiamedaille. Doch zweimal ließ der Obmann den Treffer nach Studium der Video-Aufzeichnung nicht zählen, auch um den folgenden dritten Treffer gab es noch Streit. Pikant: Der Videorichter kam aus Südkorea.

Am Montag hatte Heidemann im Halbfinale gegen die Südkoreanerin Shin A Lam erst nach einer mehr als einstündigen Diskussionen den entscheidenden Treffer zugesprochen bekommen. Die Bilder der auf der Planche weinenden Asiatin gingen um die Welt. Ein Protest der südkoreanischen Delegation wurde abgewiesen. Heidemann hatte danach mit Silber die erste Medaille für die deutschen Fechter gewonnen. "Es kann nicht sein, dass das jetzt auf dem Rücken der Sportler ausgetragen wird", sagte Schreck.

Auch beim dritten Treffer gab es Verwirrung. Beide Lampen leuchteten, der Referee studierte erneut die Wiederholung per Video, die Fechter tigerten ratlos hin und her - ehe der Obmann den Japanern den Treffer zusprach. Die Asiaten jubelten, Joppich saß enttäuscht auf der Planche. Die schon sicher geglaubte Medaille war wieder in weiter Ferne: Frustration und Wut statt Freude und Erleichterung.

"Die ersten beiden Treffer waren meiner Meinung klar für Peter, den dritten kann man geben. Aber wenn er sich zweimal nicht traut, den Treffer zu geben, dann soll er es beim dritten Mal auch nicht machen", sagte Ersatzfechter Weßels. Der Bonner musste im Gefecht um Rang drei spontan eingreifen, nachdem sich Bachmann nach einem Sturz von der Planche verletzt hatte.

(Quelle: SID)


  • Andre Wessels, Benjamin Kleibrink, Sebastian Bachmann and Peter Joppich (v.li.) gewinnen gegen die USA Bronze, hatten sich aber mehr erhofft. Foto: picture-alliance
    Andre Wessels, Benjamin Kleibrink, Sebastian Bachmann and Peter Joppich (v.li.) gewinnen gegen die USA Bronze, hatten sich aber mehr erhofft. Foto: picture-alliance