Forschungsarbeit über Leben und Werk von Carl Diem geschrieben

Ein Forschungsprojekt soll Leben und Werk des einflussreichen und umstrittenen Wissenschaftlers, Sportfunktionärs und Publizisten Carl Diem (1882 bis 1962) aufarbeiten.

Der Deutsche Sportbund (DSB), die Deutsche Sporthochschule Köln und das Nationale Olympische Komitee für Deutschland (NOK) haben es ausgelobt. In drei Jahren soll eine wissenschaftliche, mit Originalquellen belegte und methodisch fundierte Biografie des Sportführers - Wegbereiter der Olympischen Bewegung und des Sportabzeichens - entstehen. Die Kosten (180.000 Euro) werden anteilmäßig von DSB, Sporthochschule, sowie der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die ein entsprechendes Stipendium vergibt, getragen

 

In letzten Jahren entbrannte immer wieder heftiger Disput um Carl Diems Rolle im Dritten Reich. Kritiker und Zeitzeugen warfen dem Generalsekretär des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 1936 in Berlin und späteren Rektor der Deutschen Sporthochschule in Köln (1947 bis 1962) Nähe zum Nationalsozialismus und Verbreitung der Nazi- bzw. Militarismus-Ideologie bis in die letzten Kriegstage hinein vor. Dies führte in einigen Städten zur Umbenennung von Hallen und Straßennamen. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV), dessen Präsident Diem von 1908 bis 1913 war, und der ihm einen Preis gewidmet hatte, benannte den Carl-Diem-Schild um. Sein Sohn Carl-Jürgen Diem, der in Darmstadt lebt, wehrte sich vor Gericht gegen die Herabwürdigung des Vaters - ohne Erfolg.

 

Carl Diem hatte seine Nähe zum Hitler-Regime stets damit begründet, die sportliche Entwicklung im Auge gehabt zu haben. Weil er Verbindungen zu jüdischen Mitarbeitern und Studierenden pflegte, wurde Diem von den Nazis selbst als "Weißer Jude" beschimpft.