Fortbildung als "Baustelle" im deutschen Trainer-Ausbildungssystem

Die größte Baustelle ist allerdings noch die Fort- und Weiterbildung, da die Erkenntnisse aus Theorie und Praxis ständig zunehmen und die Halbwertzeit des Wissens sich drastisch verkleinert.

Hockey-Trainer Dr. Lutz Nordmann
Hockey-Trainer Dr. Lutz Nordmann

"Dort müssen wir unbedingt das vorhandene Konzept umsetzen und an erster Stelle die Finanzierung sicherstellen", meinte Dr. Lutz Nordmann, Leiter der Trainerakademie seit Frühjahr 2004.

 

Die größte Baustelle ist allerdings noch die Fort- und Weiterbildung, da die Erkenntnisse aus Theorie und Praxis ständig zunehmen und die Halbwertzeit des Wissens sich drastisch verkleinert. "Dort müssen wir unbedingt das vorhandene Konzept umsetzen und an erster Stelle die Finanzierung sicherstellen", meinte Dr. Lutz Nordmann, Leiter der Trainerakademie seit Frühjahr 2004.

 

Auch im Deutschen Sportbund ist diese dringende Notwendigkeit bekannt. Die gerade begonnene Traineroffensive wurde mit entsprechenden Forderungen unterlegt. Durch die Anstellung von zwölf Lehrreferenten sollen entsprechende Angebote nicht mehr dem Zufall überlassen und darüber hinaus das notwendige Format sichergestellt werden. Diese hauptamtlichen Kräfte können allein durch das größere Zeitbudget viel systematischer vorgehen und auch nach verfolgen, wer teilnimmt und wer nicht. Aber auch die Verbände sollen angehalten werden, mehr als die bisherigen 1,7 Prozent ihrer Jahresplanung für Aus- und Fortbildung auszugeben.

 

Die Trainerakademie hat die notwendigen größten Schritte bereits vollzogen. Curriculum, Lehrinhalte und zeitliche Lehrumfänge wurden einer Überprüfung unterzogen. „Wir wollten viel anwendungsbezogener werden als bisher", sagte Nordmann, der aus dem Hockey stammt. Zudem soll ein Erfahrungsaustausch zwischen den Sportarten und über sie hinaus auf hohem Niveau erfolgen.

 

Als erstes wurden die beiden möglichen Studienformen im Umfang angepasst. Auch für das 3-jährige berufsbegleitende Studium sind nun die 1.300 Unterrichtseinheiten notwendig, die schon im 1,5-jährigen Vollzeitstudium abverlangt werden.

 

Die Trainerakademie ist mit der Ausbildung zum Diplom-Trainer die Spitze des Systems, das mit den 3-stufigen Lizenzwesen der Verbände C, B und A seine Basis hat. Die Ausbildung orientiert sich am Markt, der vom Vereinstrainer, dem Stützpunkt- und Bundestrainer bis hin zum Leistungssportkoordinator und Sportdirektoren sowie in Einzelfällen Positionen in der Wirtschaft reicht.

 

Als Beleg für die Größenordnung der Ausbildung: Seit den Olympischen Spielen von Sydney im Jahr 2000 haben 112 Studenten und Studentinnen aus 23 Sportarten das Studium durchlaufen. Alle finden nach den Erkenntnissen der Akademie auch eine niveauvolle Eingliederung in das Spitzensport-System.

 

Immer wieder muss sich die Trainerakademie auch der Diskussion stellen, ob nicht eine Universität die Ausbildung übernehmen sollte. „Was wir leisten, kann einfach eine andere Einrichtung nicht leisten. Wir sind ein Teil des deutschen Spitzensports, wissen, was notwendig ist und kommen an die entsprechenden Praktiker heran. Unsere Lehrinhalte sind zudem ganz auf den Leistungssport ausgerichtet", nennt Nordmann die ausschlaggebenden Vorteile. „Und wenn man sich die Auswirkungen durch die Masters/Bachelor-Studiengänge anschaut, dann gilt es gleich doppelt, denn dort gehen die Ausbildungs-Anteile für die Kernsportarten erheblich zurück. Diese Defizite sind nicht mehr auszugleichen."


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