Frauenfußball in Afghanistan meldet Fortschritte - 36 Trainerinnen ausgebildet – Birgit Prinz als Ehrengast

Die Teilnehmerinnen am Fußballtrainerinnen-Kurs mit Birgit Prinz (Mitte) und Klaus Stärk (rechts)
Die Teilnehmerinnen am Fußballtrainerinnen-Kurs mit Birgit Prinz (Mitte) und Klaus Stärk (rechts)

Die Entwicklung des Mädchen- und Frauenfußballs in Afghanistan kann auf einem weiteren Erfolg aufbauen. Nach ersten, bescheidenen Anfängen im Rahmen des seit 2003 vom Auswärtigen Amt finanzierten deutschen Fußballprojektes, konnte nun ein weiterer Trainerinnenkurs angeboten werden.

 

Der dreiwöchige Lehrgang, im UN-Jahr des Sports und der Leibeserziehung 2005 vom Bundesministerium des Inneren finanziert, ermöglichte 36 Trainerinnen eine Basisausbildung. Projektträger war das Nationale Olympische Komitee (NOK) für Deutschland, das mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Fußball-Federation von Afghanistan (AFF) für das Projekt verantwortlich zeichnete. Lehrgangsleiter war Klaus Stärk, vor Ort von Ali Askar Lali unterstützt, der schon seit 2003 in dem vom Auswärtigen Amt geförderten NOK-Langzeitprojekt zum Wiederaufbau des Fußballs in Afghanistan tätig ist.

 

„Noch immer ist es afghanischen Frauen nicht erlaubt, in der Öffentlichkeit Fußball zu spielen, doch hinter verschlossenen Türen, sprich in Turnhallen und auf Blick geschützten Sportplätzen der Schulen und Universitäten, tummeln sich viele fußballbegeisterte Mädchen und gehen ihrer geliebten Sportart nach. Es gibt bereits zahlreiche Mannschaften und es werden immer wieder Turniere ausgespielt. Aber was am meisten fehlt, sind ausgebildete Übungsleiterinnen und Trainerinnen“, umreißt Klaus Stärk die Situation am Anfang des Trainerinnen-Lehrgangs.

 

Einem Aufruf des Afghanischen Fußball-Verbandes folgten 36 wissbegierige und fußballbegeisterte afghanische Frauen zwischen 16 und 35 Jahren. „Für viele von ihnen war die Teilnahme nicht einfach. In Kabul gibt es immer noch zahlreiche Männer, die den Frauen und Mädchen das Fußballspielen schlicht verbieten wollen“, erläutert Stärk.

 

An 14 Unterrichtstagen hat er den Teilnehmerinnen zwischen dem 28.07. und dem 12.08.2005 theoretische und praktische Grundkenntnisse des Fußballsports vermittelt. Auf dem Programm standen Trainingslehre, Technik- und Taktik sowie pädagogische und erzieherische Themen. Am Ende der Ausbildung war eine einstündige schriftliche Prüfung abzulegen. Allen Teilnahmerinnen konnte ein Ausbildungszertifikat des NOK für Deutschland übergeben werden. 11 von ihnen wurden für eine besonders „erfolgreiche Teilnahme“ geehrt. Klaus Stärk bezeichnete den Kurs deshalb als vollen Erfolg, mahnt jedoch gleichzeitig dringend Folgemaßnahmen an. Für Saboor Walizada, verantwortlich für Frauenfußball des afghanischen Fußball-Verbandes, war der Trainerinnen-Lehrgang ebenfalls nur ein erster Schritt. „Er gibt uns Hoffnung für den Frauensport allgemein, den Fußballsport im Speziellen und nicht zuletzt für viele sportbegeisterte Frauen und Mädchen in unserem nach dem Krieg aufstrebenden Land.“

 

Nach der Initialzündung durch Auswärtiges Amt und NOK für Deutschland vor zweieinhalb Jahren sind mit DFB, FIFA und der AfghanistanHilfe Paderborn weitere Institutionen am Wiederaufbau des Fußballs in Afghanistan beteiligt. So konnte die AfghanistanHilfe Paderborn Fußball-Weltmeisterin Birgit Prinz als Schirmherrin eines „LEARN & play“-Projektes für Straßenkinder gewinnen. Während ihres dreitägigen Besuchs in Kabul überreichte Birgit Prinz die Teilnehmerurkunden an die 36 Trainerinnen des NOK-Lehrgangs. Auch Entwicklungs-Experte Holger Obermann, der Birgit Prinz nach Kabul begleitet hatte, freute sich über die Fortschritte des Frauenfußballs. „Gemessen an dem, was wir im Sommer 2003 vorfanden und bewegen konnten, ist dies ein Erfolg, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann!“

 

 

 

Leicht haben wird es der Frauenfußball in der nahen und fernen Zukunft dennoch nicht. Noch heute existieren nach Krieg und Taliban-Herrschaft große Barrieren für Frauen, die am gesellschaftlichen Leben teilhaben wollen. Während nach dem totalen Fußball-Verbot durch die Taliban die Spitzenspiele der afghanischen Liga mittlerweile wieder von bis zu 20.000 Zuschauern verfolgt werden, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis auch der Frauenfußball am Hindukusch Fuß fasst.

 

 

 

„Es war ein wichtiger und notwendiger Beginn, aber es wird noch ein weiter Weg sein, um in einem geregelten Trainingsbetrieb qualifizierte Arbeit zuleisten“, verdeutlicht Birgit Prinz die Schwierigkeiten, auf die die deutschen Sportexperten insbesondere bei der Heranführung der von den Taliban vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossenen Frauen treffen.

 

 

 

So zielt im UN-Jahr auch eine weitere Maßnahme auf die Förderung des Frauensports in Afghanistan. Im Rahmen des vom BMI geförderten DSB/NOK-Projektes werden unter anderem ein für Frauen nutzbarer Sportplatz errichtet und Übungsleiterinnen für die LEARN & play-Zentren weitergebildet. Katrin Merkel, NOK-Abteilungsleiterin für internationale Beziehungen bilanziert: „Sport und speziell der Fußball spielen in Afghanistan eine wichtige soziale und humanitäre Rolle. Auch wenn es manchmal nur kleine Schritte sind, ist es insgesamt doch erstaunlich, was bereits erreicht werden konnte. Daran wollen wir anknüpfen.“


  • Die Teilnehmerinnen am Fußballtrainerinnen-Kurs mit Birgit Prinz (Mitte) und Klaus Stärk (rechts)
    Die Teilnehmerinnen am Fußballtrainerinnen-Kurs mit Birgit Prinz (Mitte) und Klaus Stärk (rechts)