Freiwilligensurvey belegt: Fast zwei Drittel der Türkinnen und Türken in Deutschland beteiligen sich aktiv in Vereinen und Gruppen

Fast zwei Drittel der türkischstämmigen Migranten beteiligen sich in Vereinen, Verbänden, Gruppen und Initiativen. Zu den 64 Prozent gehört auch die Teilnahme an Sportvereinen.

Migran­tinnen mit Übungs­lei­ter­schein: ein Bei­spiel aus Bre­men (Foto: DSB-Archiv)
Migran­tinnen mit Übungs­lei­ter­schein: ein Bei­spiel aus Bre­men (Foto: DSB-Archiv)

Im zweiten Freiwilligen-Survey des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde dieser Anteil ermittelt, der gerade in Berlin vorgestellt wurde. Diese Zahl belegt, dass die Bereitschaft und die Beteiligungsquote für das freiwillige Engagement von Türkinnen und Türken ähnlich hoch sind wie in der deutschen Bevölkerung (70 Prozent). Etwas widersprüchlich herrscht unter den befragten Migranten der Eindruck von mangelnder Offenheit der deutschen Organisationen gegenüber Zuwanderern vor.

 

Erfolgsversprechend wird die gruppenweise Integration von Migranten beurteilt. Der Sport gehört neben Kindergarten/Schule, Kultur und Religion zu den größten Bereichen des Engagements und der Beteiligung. Größere Unterschiede zwischen den befragten Migranten und der deutschen Bevölkerung werden bei der Übernahme ehrenamtlicher Aufgaben deutlich. Insgesamt übernehmen nur 10 Prozent der türkischstämmigen Aktiven ehrenamtliche und freiwillige Aufgaben. In der deutschen Bevölkerung liegt dieser Anteil über ein Drittel und ist damit wesentlich ausgeprägter.

 

Das Interesse am Engagement ist hoch

 

Allerdings ist das Interesse der Migranten hoch: 50 Prozent der befragten 1.500 Türken geben an, ein Interesse an einem weitergehendem Engagement zu haben. Die bisher geringe Engagementquote von 10 Prozent ließe sich also noch weiter steigern, wenn es gelingt, die Migranten zu motivieren, ihr Interesse in die Tat umzusetzen. Dabei spielen die Interessen, die sich unmittelbar aus der Migrationssituation ergeben, eine wichtige Rolle.

 

Eingebürgerte sind häufiger in deutschen Organisationen engagiert

 

35 Prozent der Migranten sind sowohl in deutschen als auch in türkischen Gruppen oder Vereinen aktiv, 16 Prozent sind nur in deutschen Organisationen tätig. 40 Prozent beteiligen sich ausschließlich in Gruppen, in denen die anderen Teilnehmer überwiegend türkischer Herkunft sind. Die hohe Beteiligung an diesen Angeboten verweist auf den bewussten Zusammenschluss mit Menschen gleicher Herkunft. Zugleich macht die Studie aber auch deutlich, dass in den Bereichen, in denen Deutsche und Türken gemeinsame Interessen teilen, mehr multikulturelle Gruppierungen zu finden sind. Dies ist auch in Sportvereinen zu beobachten. Auch der Aspekt der Einbürgerung spielt eine Rolle. Eingebürgerte sind laut der Befragung häufiger in deutschen Organisationen engagiert und beteiligt.

 

In der Auswertung der Studie kommt das Bundesministerium zu dem Schluss, dass spezifische Angebote für türkischstämmige Migranten die wichtigste Möglichkeit der Integration darstellen. Dabei sollte es im Idealfall einen türkischstämmigen Ansprechpartner für Interessierte geben. Zugleich empfiehlt das Bundesministerium, eigenständige ethnische Gruppen innerhalb der eigenen Organisation zuzulassen, um so mehr Beteiligung zu ermöglichen und das Engagement unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zu vernetzen. Die gruppenweise Bewegung von Migranten in deutsche Organisation wird häufig als Zeichen der Desintegration fehlinterpretiert. Organisationen, die eine gruppenweise Bewegung zulassen berichten in der Studie über einen nachhaltigen Integrationserfolg.


  • Migran­tinnen mit Übungs­lei­ter­schein: ein Bei­spiel aus Bre­men (Foto: DSB-Archiv)
    Migran­tinnen mit Übungs­lei­ter­schein: ein Bei­spiel aus Bre­men (Foto: DSB-Archiv)