Die Olympischen Spiele sind mehr als nur Sport. Sie stehen auch für eine übergreifende Idee. In der Olympischen Charta sind die entsprechenden Prinzipien ausgewiesen, die nicht zuletzt in Symbolik und Zeremoniell offenkundig werden. Wesentliche Elemente sind die Olympischen Ringe, der Olympische Eid, das Olympische Feuer und die Olympische Hymne.
Olympische Ringe
Die fünf ineinander verschlungenen Ringe zählen zu den bekanntesten Symbolen überhaupt. Sie sind das offizielle Erkennungs- oder Markenzeichen der Olympischen Bewegung. Sie stehen für die Kontinente und ihre Verbundenheit in der Olympischen Idee. Zwar liegt es auf der Hand, die Farben – gelb, blau, schwarz, grün und rot – einzelnen Erdteilen zuzuordnen, doch der Gedanke ihres „Erfinders“ Pierre de Coubertin war, dass sich mindestens eine der gewählten Farben in jeder Nationalflagge wieder findet. Erstmals 1920 bei den Spielen von Antwerpen aufgezogen, zieren die Ringe auf weißem Grund die Olympische Fahne. Im Rahmen der Schlussfeier wird diese dem Bürgermeister der nächsten Olympiade überreicht.
Olympischer Eid
Schon die Teilnehmer der antiken Olympischen Spiele hatten einen Eid zu leisten. An diese Tradition knüpfte man 1920 an. Ein Athlet gelobte stellvertretend für alle ein regelrechtes und ehrenvolles Auftreten. Ähnliches beeidet seit 1972 auch ein Vertreter oder eine Vertreterin der Kampfrichter. Im Jahr 2000 wurde ein Verzicht auf Doping in die offizielle Formel aufgenommen. Diese lautet nun wie folgt: „Im Namen der Wettkämpfer gelobe ich, dass wir im Geiste der Sportlichkeit, zum Ruhme des Sports und zur Ehre unserer Mannschaften an diesen Olympischen Spielen teilnehmen und dabei die Regeln, die für sie gelten, achten und befolgen und uns zu einem Sport ohne Doping und Drogen verpflichtet fühlen.“
Olympisches Feuer
Bereits in der Antike kam dem Feuer ein hoher Symbolgehalt zu. Überliefert sind auch Fackelstaffelläufe, deren Sieger den Opferaltar entzünden durften. Seit 1928 stehen die Olympischen Spiele der Neuzeit im Zeichen des Feuers. Dessen Entzündung stellt einen Höhepunkt der Eröffnungsfeier dar. Wem die Ehre jeweils zukommt, ist bis zur Eröffnungsfeier ein gut gehütetes Geheimnis. Die eigentliche Entzündung des Feuers erfolgt im griechischen Olympia mit Hilfe eines Hohlspiegels. Von Olympia wird es i m Sinne eines Fackelstaffel-Laufes an den jeweiligen Ort des Geschehens gebracht wird. Diese Praxis wurde erstmals 1936 geübt und zwar auf Initiative Carl Diems, des Organisators der Spiele von Berlin. Damals legten die Läufer eine Strecke von 3050 Kilometern zurück. Inzwischen sind – bis hin zu Laser und Satellit – fast alle denkbaren Transportmöglichkeiten zum Tragen gekommen.
Olympische Hymne
Weniger bekannt als Feuer und Ringe ist die Olympische Hymne, auch wenn diese im Rahmen der Eröffnungs- und Schlussfeiern gespielt wird. Bereits 1896 wurde „La cantate des Jeux Olympiques“ uraufgeführt, bevor das IOC 1958 diese von Spyros Samaras komponierte Interpretation eines Poems des berühmten griechischen Dichters Kostis Palamas zur offiziellen Hymne erhob.
Alter unsterblicher Geist, erhabener Vater
Des Schönen, des Großen und des Wahren,
steige herab, offenbare dich und leuchte hernieden
im Schimmer deiner Erde und deines Himmels.
Im Lauf, im Ringkampf und im Wurf des Steines,
im Drang des edlen Wettstreits leuchte du,
mach´stark und eisern den leib der Kämpfer
und kränze mit ewiggrünem Zweige ihre Stirn.
Berg, Feld und Meer erstrahlt durch dich,
wie ein gewaltiger Tempel im Purpurglanz
und in den Tempel strömet hier um anzubeten,
unsterblicher alter Geist, alljedermann
Olympisches Motto
„Dabei sein ist alles!“ Dies wird vielfach als olympischer Wahlspruch zitiert. In der Formulierung Pierre de Coubertins hieß es: „Teilnehmen ist wichtiger als Siegen.“ Das in der Olympischen Charta ausgewiesene Motto lautet freilich: „Citius, Altius, Fortius“ – „Höher, Schneller, Weiter“. Dies versteht sich als Aufforderung zu einem ständigen Streben nach menschlicher Vervollkommnung
Eröffnungs- und Schlussfeiern
Die Eröffnungs- und Schlussfeiern gelten als Höhepunkte der Olympischen Spiele. Obwohl – oder weil – gar kein Wettkampf im engeren Sinne stattfindet sind die Einschaltquoten sowie die Eintrittspreise am höchsten. Es handelt sich um Unterhaltung auf höchstem Niveau, eine kulturelle Präsentation des Gastgeberlandes und eine visuelle Umsetzung der Olympischen Idee. Das offizielle Zeremoniell ist vom IOC genau vorgeschrieben, das künstlerische Programm obliegt der freien Gestaltung.
Wichtigster und zeitraubenster Bestandteil ist der Einmarsch der Mannschaften hinter ihrer jeweiligen Nationalflagge. Als erstes kommt traditionell die griechische, als letzte die Mannschaft des Gastgeberlandes. Nachdem dessen Staatsoberhaupt die Eröffnungsformel gesprochen hat, erklingt die Olympische Hymne und die Fahne zieht ein. Dann erreicht die Flamme das Stadion und das Olympische Feuer wird entzündet. Als Symbol der Olympischen Friedensidee fliegen Tauben auf. Zum Ausklang taucht ein Feuerwerk das Stadtion in ein Meer von Farben und Klängen.
Die Schlussfeier ist oft von einer gewissen Melancholie getragen. Die Athletinnen und Athleten – seit 1956 ziehen sie in freier Formation, also „bunt durcheinander gemischt“ ins Stadion – verabschieden sich, die Fahne wird eingeholt und dem Ausrichter der nächsten Spiele übergeben. Dann verlischt die Flamme und es bleibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen in vier Jahren.
Quelle: NOK (Hrsg.). Olympia ruft: Mach´ mit! Frankfurt am Main 2004.