Friedensbotschaften in Kriegszeiten

 

In Zeiten des Krieges wird gern auch die friedensstiftende und völkerverbindende Rolle des Sports thematisiert. Auf den Prüfstand kommen aktuelle

Reaktionen ebenso wie grundsätzliche Überlegungen oder perspektivische Erwartungen. Müssen Veranstaltungen abgesagt werden? Wie lautstark lassen sich Sportler-Friedens-Initiativen im gesamtgesellschaftlichen Protest vernehmen? Sehen die sportpolitischen Meinungsführer die Chancen eines internationalen Schulterschlusses zur möglicherweise machtvollen Friedens-Demonstration im olympischen Geiste?

Fragen, auf die es so viele Antworten wie unterschiedliche politische Positionen gibt. Schnell wird klar: Der Hoffnungsträger Sport, der ansonsten unkompliziert Grenzen überwindet, hat nur sehr begrenzten Einfluss. In den Machtstrategien des Krieges verlängert auch er letztlich nur die Reihen der Ohnmächtigen. Der Blick muss sich also nach vorn und auf bessere Zeiten richten. Und das wiederum verknüpft mit den Ansprüchen von Internationalität und weltweitem Aktionsradius, denen sich nicht zuletzt im Sinne der Olympischen Bewegung die nationalen Sportorganisationen verpflichtet fühlen.

Apropos deutscher Sport und bessere Zeiten. Nachdrücklich zukunftswei-send ist die Botschaft keineswegs, die da beispielsweise unter dem Schlagwort „Sportentwicklungshilfe“ verkündet wird. Deutschland, immerhin ruhmreicher Pionier auf diesem wichtigen Spezialgebiet auswärtiger Politik, zudem jahrzehntelang Musterstaat für effektive Förderung und erfolgreiches Wirken weit über den Sport hinaus, hat sozusagen die Schotten dicht gemacht. Was 150 Experten in mehr als 40 Jahren an sportfachlichen und sozialen Wohltaten mit rund 1.200 Kurz- und Langzeitprojekten in über 100 Ländern der Dritten Welt verbreitet haben, sank inzwischen fast auf den Nullpunkt.

Gerade mal 2,7 Millionen Euro ist dem Auswärtigen Amt die nachweislich besonders potente Hilfe des Sports noch wert. Das sind 0,5 Prozent des Gesamtetats für die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Mit einem solchen Armutszeugnis setzt man völlig falsche Signale – und ignoriert die völkerverbindenden Möglichkeiten des Sports geradezu leichtfertig bis sträflich. Eine Erkenntnis, die in Kriegszeiten noch mehr als sonst rückwärtsgewandt und deshalb dringend korrekturbedürftig erscheint.