Frischer Wind für den Schulsport

 

Sie ist zum Glück wieder in Bewegung geraten, die Diskussion um die Unverzichtbarkeit eines ausreichenden und qualifizierten Schulsports für die

Zukunft unserer Gesellschaft. In Kürze wollen Vertreter der Kultusministerkonferenz (KMK), der Sportministerkonferenz (SMK) des Sportausschusses des Deutschen Bundestages und des Deutschen Sportbundes eine neue Perspektive aufzeigen. An prominenten Fürsprechern hat es noch nie gemangelt. Zuletzt hatte Bundespräsident Johannes Rau in seiner Festansprache beim DSB-Jubiläum im Dezember 2000 in Hannover darauf hingewiesen, dass der Sportunterricht unverzichtbar zur ganzheitlichen Bildung gehört. Und der
ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt erinnerte sich 1979 daran, was ihm die tägliche Sportstunde in der Schule für sein späteres Leben gegeben habe.

Auch sein Vor-Vorgänger Dr. Kurt Georg Kiesinger machte beim DSB-Bundestag 1968 in Stuttgart deutlich, was im Bildungswesen alles im Argen liegt, wenn die Leibeserziehung vernachlässigt wird. Man erinnere sich ebenfalls daran, dass im deutschen Schulwesen bereits seit den Reformen des Freiherrn vom Stein die Wichtigkeit der Leibesübungen betont wird und dass schon ein preußischer Ministererlass von 1910 bestimmte, dass an allen Schulen in Preußen zehn Minuten täglich geturnt werden solle, um die Rückschritte zur Gegenwart noch deutlicher werden zu lassen. Hoffnungen auf Besserung wurden immer wieder geweckt. Etwa durch die "Empfehlungen zur Förderung der Leibeserziehung in den Schulen" (1956), das 1. (von 1972) und das 2. Aktionsprogramm für den Schulsport (1985), vielfache Erklärungen, Resolutionen, Aktionsbündnisse auf Bundes- und Länderebene, zuletzt die "Gemeinsame Erklärung" von KMK, DSB und SMK über "Die Bedeutung des Schulsports für ein lebenslanges Sporttreiben" vom 8. Dezember 2000. Hoffnungen, die meist ohne konkrete Folgerungen blieben und vielfach Enttäuschungen hervorriefen.

"Was in der Schule versäumt wird, das wird später in den Arztpraxen teuer zu bezahlen sein", erklärte Brandenburgs Bildungs- und Sportminister Steffen Reiche erst in diesen Tagen. Und DSB-Präsident Manfred von Richthofen fordert zu recht, den Bewerbungszuschlag für Olympische Spiele nur einem deutschen Bewerber zu übertragen, der auch einen optimalen Schulsport sicherstellt.

Es gibt also frischen Wind auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen, um die schulsportlichen Berg- und Talfahrten eines ganzen Jahrhunderts vergessen zu machen. Der Anspruch ist jedenfalls hoch. Denn Fußnoten für die Geschichtsbücher müssen nun wirklich nicht mehr sein.