Frühere Leichtathletin Erika Fisch verstorben

Erika Fisch, eine der erfolgreichsten Leichtathletinnen der Nachkriegszeit, ist im Alter von 87 Jahren in Hannover verstorben.

Erika Fisch bei einer Sportlerehrung 1963 in Hannover. Foto: picture-alliance
Erika Fisch bei einer Sportlerehrung 1963 in Hannover. Foto: picture-alliance

Erika Fisch dominierte in den 1950er und 1960er Jahren im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) vornehmlich die Sprintstrecken einschließlich des Hürdenlaufs sowie den Weitsprung. Sie ging auch im Fünfkampf an den Start. In der Zeit von 1953 bis 1964 war sie 19-mal Deutsche Meisterin bei den Titelkämpfen des DLV.

Erika Fisch ist in Hannover geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit jedoch in Osterode im Harz (Landkreis Göttingen), nachdem ihre Familie in Hannover ausgebombt worden war. Ihre Neigung zum Sport bzw. ihr Talent in der Leichtathletik entdeckte sie beim MTV Osterode, bevor sie nach Hannover zurückkehrte und ab 1956 für Hannover 96 startete. Erika Fisch studierte nach ihrer Lehre als Industriekauffrau an der Abteilung Hannover der Pädagogischen Hochschule Niedersachsen und arbeitete anschließend als Lehrerin für die Fächer Leibeserziehung bzw. Sport und Hauswirtschaft.

Während ihrer großartigen Karriere erzielte sie sechs Weltrekorde, wobei der mit der 4x100-Meter-Staffel in der gesamtdeutschen Auswahl (45,1 Sekunden) mit Christa Stubnick, Gisela Köhler und Bärbel Mayer (alle DDR) am 30. September 1956 beim Dresdener Rudolf-Harbig-Sportfest vor 110.000 Zuschauern herausragt. Erika Fisch durfte hier für die verletzte Gisela Henning (ebenfalls DDR) an den Start gehen. Erika Fisch galt seinerzeit als schnellste Starterin der Welt; ihr Ruf als „fliegender Fisch“ ist in (älteren) Fachkreisen bis heute genauso verbreitet wie die Bezeichnung „Fischlein“ (wegen ihrer 1,57 Meter Körpergröße und 48 Kilo Körpergewicht zur aktiven Zeit).

Die persönlichen Bestleistungen von Erika Fisch liegen im 100-Meter-Lauf bei 11,6 Sekunden, über 200 Meter bei 24,6 Sekunden und im Weitsprung bei 6,21 Metern. Bei den Europameisterschaften 1962 in Belgrad gewann sie zwei Medaillen: Im 80-Meter-Hürdenlauf holte sie Bronze zeitgleich in 10,6 Sekunden mit der Goldmedaillen-Gewinnerin, und mit der 4x100-Meter-Staffel Silber in 44,6 Sekunden, zusammen mit Martha Pensberger (geb. 1941, TSV 1860 München), Maren Collin (geb. 1938, Wuppertaler SV) und Jutta Heine (geb. 1940, zu dieser Zeit ASV Köln). 

Anlässlich ihres 75. Geburtstages wurde auf Vorschlag des Stadtsportbundes Hannover und nach einem Beschluss des Rates der Landeshauptstadt Hannover in Anerkennung ihrer großartigen sportlichen Leistungen und ihrer stets vorbildlichen sportlichen Haltung die Mehrkampfanlage im Maschpark von Hannover in der Nähe des Olympiastützpunkts und des Gebäudekomplexes des Landessportbundes Niedersachsen in „Erika-Fisch-Stadion“ umbenannt. Diese Mehrkampfanlage war bereits mehrfach Austragungsort deutscher Leichtathletik-Meisterschaften und u.a. im Jahre 1978 auch der Europameisterschaft im Feld-Hockey mit dem Finale Deutschland gegen Holland.

In Würdigung ihrer herausragenden Leistungen und ihrer sportlichen Fairness hat der DLV ihr im Jahre 1964 als zweiter Leichtathletin überhaupt den Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis verliehen. Für ihre hohen Verdienste für den Sport in Niedersachsen wurde sie im Jahre 1988 in die (virtuelle) Ehrengalerie des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte (NISH) in Hannover aufgenommen. Erika Fisch (verheiratete Claus) lebte seit mehreren Jahren zurückgezogen in einem Pflegeheim in der Region Hannover.

(Quelle: DOSB/Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)


  • Erika Fisch bei einer Sportlerehrung 1963 in Hannover. Foto: picture-alliance
    Erika Fisch bei einer Sportlerehrung 1963 in Hannover. Foto: picture-alliance