Der Potsdamer Clemens Prüfer und die Neubrandenburgerin Lara Kempka waren beide im Diskuswerfen erfolgreich, der Neumünsteraner Henrik Hannemann über 110 m Hürden und die Paderbornerin Mareen Kalis über 800 m.
In einem packenden Wettbewerb holte Anna Matthes (OSC Potsdam) vor rund 2000 lautstarken Zuschauern Bronze im Modernen Fünfkampf. „Es ist genial, ich bin so glücklich. Ich habe ein Jahr darauf gewartet. Jetzt habe ich von oben bis unten Gänsehaut“, sagte Matthes. Als Vierte war sie nach den beiden Fechtwettkämpfen – statt des Reitens mussten die Athletinnen zweimal zum Degen greifen – und dem Schwimmen mit einem Rückstand von 21 Sekunden auf die führende Kanadierin Kali Frances Sayers in den abschließenden Combined-Wettbewerb gegangen.
„Anna ist ein Wettkampftyp, eine echte Kämpferin“, hatte Trainer Bernd Uhlig schon vor dem Startschuss gesagt. Das bewies die 16-Jährige auf den vier je 800 Meter langen Laufschleifen mit vier Schießeinlagen eindrucksvoll. Die Zuschauer konnten die Athletinnen dabei auf Schritt und Tritt verfolgen. Nur der Chinesin Xiuting Zhong und der Britin Francesca Summers musste sich Matthes geschlagen geben, allerdings auf den letzten Metern auch noch den Angriff der Litauerin Aurelija Tamasauskaite abwehren, die ihr von hinten bedrohlich nahe gekommen war. „Vor dem letzten Schießen hat mir die Hand gezittert. Danach habe ich mir gesagt, jetzt musst Du nur noch Laufen, Laufen, Laufen und auf der letzten Geraden war ich mir sicher: das reicht“, erzählte Matthes.
Obwohl sie im Ziel kurz gestützt werden musste, war der jungen Deutschen die Kraft noch nicht ausgegangen. Im zügigen Dauerlauftempo ging es kurz darauf noch einmal quer übers Areal, um die passende Jacke für die Siegerehrung zu holen. „Sonst hätte ich die von meinem Trainer anziehen müssen, die ist mir viel zu groß.“
Vier deutsche Leichtathleten auf dem Podest
Nur wenige Meter entfernt schafften gleich vier deutsche Leichtathleten den Sprung aufs Podest. Bei schwül-warmen 29 Grad warf Clemens Prüfer (SC Potsdam) seinen Diskus im vierten Versuch auf 63,52 Meter und holte damit Silber. Kurzzeitig hatte Prüfer vor der beeindruckenden Kulisse von 18.000 Zuschauern im Olympiastadion sogar die Führung übernommen, ehe der Chinese Yulong Cheng mit einer persönlichen Bestweite von 64,14 Metern konterte. „Der Wettkampf hat nicht gut angefangen, die ersten beiden waren ungültig, das habe ich mir anders vorgestellt. Aber über Silber kann man sich nicht beschweren“, sagte Prüfer. „Die Siegerehrung habe ich einfach nur genossen, obwohl ich natürlich gern die deutsche Hymne gehört hätte.“
Prüfers Zimmerkollege Henrik Hannemann (LG Neumünster/SV Tungendorf) sprintete über 110 Meter Hürden mit der der deutschen U18-Bestleistung von 13,40 Sekunden ebenfalls zu Silber. „Es war ein fast perfektes Rennen. Ich bin klar über alle Hürden, habe keine berührt. Ich bin überglücklich. Die Ehrenrunde war klasse, genauso wie man sich das vorstellt“, meinte Hannemann, der auch nach der Siegerehrung noch sichtlich beeindruckt von der Atmosphäre im Stadion war. „Es war überragend. Natürlich ist es eine besondere Ehre, von Olympiasieger Liu Xiang geehrt zu werden. Die Stimmung war atemberaubend. Das werde ich nie vergessen.“
Für die zweite Diskusmedaille sorgte Lara Kempka vom SC Neubrandenburg. 50,70 Meter im vierten Versuch reichten zu Bronze. „Die Atmosphäre war richtig, richtig schön. Ich war sehr aufgeregt, jetzt bin ich einfach glücklich. Ich habe zwar keine Bestleistung geworfen, aber das ist mir so egal, ich habe eine Bronzemedaille“, meinte sie jubelnd. Vor so einem Publikum hatte die 16-Jährige zuvor noch nie geworfen. „Die Stimmung hier pusht einen richtig. Ich bin jetzt vollkommen aufgewühlt und könnte vor Glück weinen und lachen zugleich.“
In 2:06,01 Minuten erkämpfte sich Mareen Kalis (LC Paderborn) über 800 Meter Bronze. Die 17-Jährige bestimmte von Beginn an das Rennen mit, ehe sie in der Schlussrunde auf der Gegengerade das Tempo erhöhte und als Zweite auf die Zielgerade einbog. Doch von hinten schob sich die Äthiopierin Hawi Alemu Negeri buchstäblich auf der Ziellinie noch an Kalis vorbei. „Vor so vielen Leuten zu laufen ist was ganz anderes, viel besser als die Junioren-WM. Ich bin ziemlich erschöpft, richtig glücklich bin ich aber wahrscheinlich erst morgen. Jetzt freue ich mich darauf, das Olympische Dorf und die vielen Angebote zu erkunden“, sagte Kalis.
Juliane Schulze (SSC Bad Sooden-Allendorf) belegte mit übersprungenen 3,70 Metern Platz sechs im Stabhochsprung-Finale. Weitspringerin Sharin Oziegbe (SSC Vellmar) wurde mit 5,40 Metern Fünfte im B-Finale.
Die Stadion-Atmosphäre an diesem Abend hatte es nicht nur den Athleten angetan. Auch Teamleiter Jörg Peter war baff: „Alina (Reh) hat gesagt: Ich habe nur noch Gänsehaut und Herzklopfen. Ich glaube, das geht allen hier so. Die Atmosphäre hat was von einem ganz großen Wettkampf. Die Athleten und auch wir Betreuer genießen es unheimlich.“ Sportlich war er mehr als zufrieden mit den Leistungen seiner Schützlinge: „Das war ein sehr guter Abend. Man hätte es im Vorfeld vielleicht erhoffen können, aber das alles so aufgeht, ist phantastisch.“
Turnerin Alina Alicke auf Platz vier
Im Einzelfinale am Stufenbarren turnte Antonia Alicke (TG Böckingen) auf einen sehr guten vierten Platz. „Normalerweise ist man eher unzufrieden mit einem vierten Platz, aber weil ich mich als Siebte qualifiziert habe, bin ich sehr glücklich mit meinem Ergebnis“, sagte die 15-Jährige. Trainerin Marie-Luise Probst-Hindermann lobte ihren Schützling: „Antonia hat heute ihre beste Barrenübung dieser recht anstrengenden Woche geturnt. Wenn sie morgen auch noch ihre beste Bodenübung der Woche turnt, können wir rundum zufrieden sein.“
Im Bogenschießen erreichte Andreas Mayr (Schützenverein Thierhaupten) mit einem 7:1-Erfolg gegen den Australier Nicholas Turner das Achtelfinale. Cynthia Freywald (BSC BB-Berlin) unterlag dagegen beim Schießen auf die 60 Meter entfernten Scheiben in der Runde der letzten 32 gegen die Venezuelanerin Verona Villegas 2:6 und belegte damit insgesamt Platz 17. Am Samstag treffen beide deutschen Starter im gemischten Mixed-Wettbewerb aufeinander, ehe Dienstag der Einzelwettbewerb fortgesetzt wird.
Im Boot-gegen-Boot-Sprint der Kanuten musste sich Tim Weiß (SC Magdeburg) im Viertelfinale dem Ungarn Milan Mozgi geschlagen geben. Birgit Ohmayer und Selina Jones (beide Kanu Schwaben Augsburg) hatten den Sprung in die K.O.-Phase verpasst. Damit finden die ersten Finals am Sonntag ohne deutsche Beteiligung statt.
Die Hockey-Mädchen mussten sich im Viertelfinale gegen die starken Niederländerinnen 1:8 geschlagen geben und können nur noch zu den Platzierungsspielen antreten. „Die Niederlande sind der Turnierfavorit. Wir wollten gut dagegen halten und haben bis zum Schluss gekämpft“, sagte Alena Baumgarten (Dürkheimer HC). Trainer Jens Lüninghöner war mit dem Auftreten seiner Mannschaft zufrieden. „Wir wollten uns so teuer wie möglich verkaufen“, meinte er. „Die Mädels haben aufopferungsvoll gekämpft, ich bin stolz auf sie. Wenn die Niederländerinnen ihre individuelle Klasse ausspielen, bekommen wir natürlich Schwierigkeiten.“ Einen „sehr guten“ Tag hatte Torhütern Henrike Duthweiler (Münchner HC). „Henri hat einige hervorragende Paraden ausgepackt“, lobte Lüninghöner.
Die deutschen Basketball-Teams blieben am Samstag sieglos. Die Mädchen unterlagen gegen die Niederlande 10:20, die Jungen verloren gegen Frankreich 11:20 und gegen Puerto Rico 12:19.
Splitter von den Olympischen Jugendspielen
DIRK NOWITZKI
Beachvolleyballer Niklas Rudolf ist dieser Tage ein gefragter Mann in Nanjing. Er sticht nicht nur wegen seiner Größe von 2,07 Metern aus der Masse heraus, sondern fasziniert die chinesischen Zuschauer und Medien vor allem auch wegen seiner Ähnlichkeit mit Basketballer Dirk Nowitzki. Sogar das chinesische Staatsfernsehen sendete einen eigenen Beitrag. Derweil durfte Rudolf ins Basketball-Stadion ohne Eintrittskarte, während seine Teamkollegen draußen bleiben mussten. Einfache Begründung der Ordner am Eingang: Wer so groß ist, muss ein Basketballer sein. Und wer so ausschaut, erst Recht.
SCHÜTZENHILFE
Als „Agent“, aber nicht undercover, war Luftgewehrschützin Julia Budde (SG Hamm) am Samstagmorgen gefragt. Beim Sechzehntelfinale von Bogenschützin Cynthia Freywald (BSC BB-Berlin) musste sie als „Agent“, wie es im Fachterminus heißt, die von Freywald erzielten und zunächst auf einem Bildschirm angezeigten Punkte überprüfen. „Nach jeder Passe musste ich das Ergebnis an der Scheibe kontrollieren und die Pfeile herausziehen – das war gar nicht so einfach“, erzählte Budde lachend. „Erst hinterher habe ich erfahren, dass es ein Hilfswerkzeug gegeben hätte.“
ERFAHRUNGSAUSTAUSCH
Wie sie die Olympischen Jugendspiele bisher erleben, haben die Teilnehmer des dsj academy camp und Mitglieder der deutschen Basketball-Teams bei einem Besuch der Basketballer im camp erörtert. Annika Küper und Jonas Niedermann, die Trainer Kay-Uwe Blümel und Michael Kasch sowie Stefan Raid als Vizepräsident Jugend im Deutschen Basketball Bund stellten sich den neugierigen Fragen der dsj academy camp Teilnehmenden. Die Jugendlichen interessierte insbesondere, welche Erfahrungen die Athleten bislang bei den Jugendspielen gesammelt haben und wie der tägliche Ablauf ausschaut. Kritisch wurde aber auch die Rolle der Olympischen Jugendspiele für die leistungssportliche Entwicklung der Athletinnen und Athleten diskutiert. Besonders erfreut zeigte sich das Basketball-Team über die Fairness der chinesischen Zuschauer, die auch gelungene Aktionen gegen ihre Heimmannschaft mit Applaus bedenken und dafür viel Anerkennung von den Spielerinnen und Spielern erhalten.
PURPLE MOUNTAIN
Zusammen mit den beiden erfolgreichen Rudertrainern Dietmar Langusch und Stephan Frölke unternahmen die Teilnehmenden des dsj academy camp einen Tagesausflug in die Natur Nanjings zum Purple Mountain. Auf dem Weg dorthin besuchten sie die Mingh Gräber und stellten sich anschließend dem schweißtreibenden Aufstieg zur Bergspitze. Von dort aus hat man einen sehr guten Überblick über die Ausrichterstadt der Olympischen Jugendspiele und bekommt einen Eindruck von der Größe der Sieben-Millionen-Stadt. Während des Aufstiegs nahmen sich die beiden Trainer Zeit für die Fragen der Jugendlichen und interessierten sich auch für deren Eindrücke und Erlebnisse bei den Olympischen Jugendspielen.
MECKLENBURG-VORPOMMERN ZU BESUCH
Eine vierköpfige Delegation des Landessportbundes Mecklenburg-Vorpommern unter Führung von Präsident Wolfgang Remer, machte sich live vor Ort ein Bild von den Olympischen Jugendspielen in Nanjing. Obwohl kleinster Landessportbund ist das Bundesland mit sechs Athleten im Boxen, in der Leichtathletik und im Triathlon am Start. Neben dem Besuch der Wettkämpfe sowie einer Stippvisite im Olympischen Dorf diskutierten die vier Sportfunktionäre auch mit den Teilnehmenden des dsj academy camp. Im Fokus standen hierbei Themen wie eine mögliche deutsche Olympiabewerbung mit Rostock-Warnemünde als möglichen Austragungsort für die Segelwettbewerbe, leistungssportliche Rahmenbedingungen in Deutschland im Ländervergleich sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Olympischen Jugendspiele zu den Baltic Sea Youth Games, die der LSB vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat.
GEBURTSTAG
Ihren 31. Geburtstag feiert am Samstag Melanie Schöppner aus dem Mannschaftsbüro der Jugend-Olympiamannschaft. Die Mitarbeiterin des DOSB macht in Nanjing gerade ihre ersten olympischen Erfahrungen.
(Quelle: DOSB)