Gedanken zum Internationalen Frauentag 2012

Am 8. März wird weltweit der internationale Frauentag begangen. DOSB-Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung Ilse Ridder-Melchers fordert mehr Frauen in Führungspositionen.

Ilse Ridder-Melchers ist beim DOSB Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung. Foto: DOSB
Ilse Ridder-Melchers ist beim DOSB Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung. Foto: DOSB

Chancengleichheit und Vielfalt in Führungsgremien werden national, europäisch und internatio-nal eingefordert – und das ist gut so, denn der Erfolgsfaktor Geschlechtervielfalt ist nicht nur eine Chance, sondern zwingende Notwendigkeit, nicht allein für die Wirtschaft, sondern auch für den Sport.

  • In einer Berliner Erklärung fordern im Dezember 2011 Abgeordnete des Deutschen Bundestages erstmals über die Parteigrenzen hinweg gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Verbänden als ersten Schritt eine verbindliche Quote für Frauen in den Aufsichtsräten der deutschen Wirtschaft von 30 Prozent, die flankiert mit Fristen und empfindlichen Sanktionen Wirkung entfalten soll. Das ist ein absolutes Novum!

  • Auf einer Tagung der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) im Februar 2012 in Berlin bekennt sich auch Viviane Reding, EU-Kommissarin für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft, zur Quote. „Ich bin keine Freundin der Quote, aber ich finde die Ergebnisse gut und halte die Gegenargumente wie fehlende Qualifikationen, fehlende Frauen und kaum erfolgversprechende Maßnahme für nicht überzeugend. Die Quote ist nicht elegant, aber sie wirkt!“

  • Auf der 5. IOC-Weltkonferenz der Frauen im Sport Mitte Februar 2012 in Los Angeles fordern die 800 Teilnehmenden das Internationale Olympische Komitee und insbesonde-re die Nationalen Olympischen Komitees und Internationalen Fachverbände auf sicherzustellen, dass ab 2012/2013 und in allen künftigen Wahlperioden eine gerechte Geschlechterverteilung in den Vorstandsgremien und Präsidien erreicht wird. Außerdem wurden klare Regelungen für eine Mindestanzahl von Frauen in Führungspositionen postuliert.

Für diese Forderungen gibt es viele gute, unschlagbare Argumente. Für die Wirtschaft hat u. a. die McKinsey-Studie nachgewiesen, dass Geschlechtervielfalt in Vorständen mit wirtschaftlichem Erfolg einhergeht. Dies trifft für unterschiedlichste Branchen zu und gilt nahezu unabhängig von regionalen und kulturellen Besonderheiten. Die Unternehmen sind leistungsorientierter, können die Lebenswirklichkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser abbilden und sind damit flexibler und kreativer am Markt.

Auch für den Sport gibt es solche Untersuchungen:

„Ein hoher Anteil von weiblichen Vereins- und Vorstandsmitgliedern ist eine Art Schutzfaktor gegenüber zahlreichen Problemen der Vereinsentwicklung. So weisen Vereine mit einem hohen Anteil weiblicher Mitglieder signifikant geringere Probleme der Gewinnung/Bindung neuer Mitglieder und von Übungsleitern auf. Auch Probleme mit der demografischen Entwicklung sowie finan-zielle Probleme sind in Vereinen mit einem hohen Anteil weiblicher Mitglieder geringer ausgeprägt. Außerdem können Finanz- und Übungsleiterprobleme auch in den anderen Vereinen signifikant kleiner ausfallen – nämlich dann, wenn der Frauenanteil im Vorstand groß ist“, stellen Breuer & Wicker 2008 in ihrem Sportentwicklungsbericht fest.

„Gemeinsam an die Spitze“ - mit diesem Projekt wollen wir im DOSB mit unseren Mitglieds-organisationen in den nächsten Jahren Chancengleichheit und Vielfalt in Führungspositionen im deutschen Sport umsetzen. Welche weiteren flankierenden Maßnahmen darüber hinaus notwen-dig sind, werden die Frauen im DOSB auf ihrer Frauen-Vollversammlung 2012 beraten und die Ergebnisse der DOSB-Mitgliederversammlung vorlegen.

Für mich ist die Zeit reif für verbindlichere Maßnahmen – auch im Sport! Und ich pflichte da der EU-Kommissarin Viviane Reding voll bei: Die Quote ist nicht elegant, aber sie wirkt!

(Quelle: DOSB/Ilse Ridder-Melchers)


  • Ilse Ridder-Melchers ist beim DOSB Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung. Foto: DOSB
    Ilse Ridder-Melchers ist beim DOSB Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung. Foto: DOSB