Gefälschter Lorbeer im Museum

Fälschungen des WM- und des Champions-League-Pokals sind derzeit im Deutschen Sport & Olympia Museum zu bewundern. Wie sie dort hinkamen, erklärt der Museumsdirektor Dr. Andreas Höfer.

Das Objekt der Begierde: Der Pokal der Fußball-Weltmeisterschaft. Eine gelungene Fälschung steht zur Zeit im Sport & Olympia Museum. Foto: picture-alliance
Das Objekt der Begierde: Der Pokal der Fußball-Weltmeisterschaft. Eine gelungene Fälschung steht zur Zeit im Sport & Olympia Museum. Foto: picture-alliance

Für alle, die den großen Sport, zumal den Fußball lieben, stellt das Finale das höchste der Gefühle dar. In diesem Sinne fiebern die Fans in aller Welt auch den beiden Top-Events des Fußball-Jahres entgegen: In Lissabon wird die Champions-League entschieden und in Brasilien der nächste Weltmeister ermittelt. Der dramaturgische Höhepunkt der Freudenfeste ist erreicht, wenn die siegreiche Mannschaft den verdienten Lohn der Mühe, nämlich den Pokal entgegennimmt.

Das Original bleibt in der Regel nur für kurze Zeit in den Händen der Sieger, bevor eine autorisierte Nachbildung in die „Schatzkammern“ der betreffenden Vereine oder Verbände wandert. Doch wie auch immer: Trophäen dieser Art gehören zu den „Juwelen“ der Sportgeschichte, und so versteht sich von selbst, dass sie auch das Interesse von Museen und Sammlern wecken. Doch immer dann, wenn ein begrenztes Angebot auf eine größere Nachfrage stößt und der Verkauf betreffender Objekte Profit verspricht, schlägt die Stunde der Fälscher.

Einen entsprechenden Fall von „sportlicher“ Produktpiraterie hat vor einiger Zeit das Hauptzollamt Köln entdeckt. Kundige Beamtinnen und Beamte am Flughafen verhinderten, dass die – durchaus eindrucksvollen – Nachbildungen der WM-Trophäe sowie des Champions-League-Pokals den Zoll passierten und den Adressaten der als normale Fracht deklarierten Sendung erreichten.

Stattdessen sind die beiden Corpora Delicti ab sofort im Deutschen Sport & Olympia Museum zu bewundern. Bei der offiziellen, von den örtlichen Medien viel beachteten Übergabe erläuterte die Leitende Regierungsdirektorin Monika Lucht-Kirchner, dass die besonderen Objekte der Begierde nicht, wie bei Fälschungen ansonsten üblich, vernichtet, sondern in Abstimmung mit den Rechte-Inhabern, FIFA und UEFA, dem Museum zu Dokumentations- und Präsentationszwecken zur Verfügung gestellt wurden.

Die Verantwortlichen des Museums bedankten sich für die außergewöhnliche Schenkung und betonten, dass diese gerade während der kommenden Fußball-Wochen einen Blickfang darstellen sowie die Gelegenheit bieten würden, die entsprechende Kehrseite der glänzenden Medaille des internationalen Sports zu thematisieren.

Haben wir es gleichsam mit falschem Lorbeer zu tun, wenn die Leistung der Beteiligten unerlaubt gesteigert oder der Wettkampf auf andere Weise manipuliert wird, drücken sich in diesem Fall die Risiken und Nebenwirkungen des sportlichen Erfolgs in der banalen Fälschung seiner Insignien aus. So sagen uns die beiden Pokale: Bei aller Begeisterung für Punkte, Tore, Meisterschaften – auch wenn der Ball rollt, rollen Zweifel mit. Schon von daher stellen sie aber auch zwei Gründe (mehr) dar, wieder einmal das Deutsche Sport & Olympia Museum im Kölner Rheinauhafen zu besuchen.

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Das Objekt der Begierde: Der Pokal der Fußball-Weltmeisterschaft. Eine gelungene Fälschung steht zur Zeit im Sport & Olympia Museum. Foto: picture-alliance
    Das Objekt der Begierde: Der Pokal der Fußball-Weltmeisterschaft. Eine gelungene Fälschung steht zur Zeit im Sport & Olympia Museum. Foto: picture-alliance