"Wir ehren heute einen Praktiker und besonderen Kenner des Sports. Einen Pädagogen, der hier in Heidelberg lehrt und lebt, und der sich in allen Facetten des Leistungssports auskennt", sagte Prof. Dr. Gudrun-Doll-Tepper, Vizepräsidentin Bildung und Olympische Erziehung des DOSB in ihrer Begrüßungsrede über den Preisträger.
Treutlein kenne alle Seiten des Sports. Er habe nicht nur Sportlehrer ausgebildet und als Trainer gearbeitet, mit Jugendlichen, mit Spitzensportlern bis hin zu Olympiateilnehmern und als Disziplinchef Leichtathletik über nicht weniger als 35 Jahre beim Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband gewirkt. "Vor allem hat er sich um jene eher dunkle und matte Facette des Sports – und nicht nur des Hochleistungssports – gesorgt, die zu unser aller Leidwesen so aktuell wie nie ist", sagte die Kuratoriumsvorsitzende des Ethikpreises.
Treutlein ist seit mehr als 40 Jahren ein unermüdlicher Kämpfer für einen dopingfreien Sport auf allen Leistungsebenen in Deutschland und international. Die Rhein-Neckarzeitung würdigte Treutlein vor kurzem mit einem Artikel unter der Überschrift "Die Jugend vor Doping geschützt". "Das hast du so nicht geschafft, sonst wäre das Problem ja gelöst", scherzte Prof. Dr. Wolfgang Knörzer von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, der die Laudatio auf seinen früheren Doktorvater hielt.
Bis heute sei die Dopingpräventionsarbeit aber eine Herzensangelegenheit und die Lebensaufgabe des 75-Jährigen, sagte Knörzer. In drei Phasen habe sich Treutlein vom Aufklärer über den Konzeptentwickler hin zum Präventionsakteur entwickelt, der auch nicht nachlasse, das "System, die Systemakteure, aber auch sich selbst" zu kritisieren. Alles zusammen ergebe bei Gerhard Treutlein einen roten Faden, "der von der kritischen Anprangerung falscher Entwicklung hin zur Stärkung von Menschen geht, aber auch nach wie vor die Änderung bestehender Systemstrukturen fordert."
Das Wegsehen (auch er selbst habe anfangs das Doping nicht thematisieren wollen) und Verschweigen von Doping war Pflicht, sagte Treutlein in seiner Dankesrede. Das gelte für viele bis heute, wie er als Mitglied der Evaluierungskommission der Universität Freiburg für die dortige Sportmedizin feststellen müsse. "Die Mauer des Schweigens ist bis heute stabil." Und Aggressionen gegen Dopinggegner seien häufig, betonte der Pädagoge und zählte eine ganze Reihe von Beispielen auf (<media 68943 _blank download "TEXT, Ethikpreis 2016 Rede Treutlein 2 , Ethikpreis_2016_Rede_Treutlein__2_.pdf, 133 KB">vgl. Rede Prof. Gerhard Treutlein</media>).
Prof. Treutlein hat sich aber davon nie beeindrucken lassen. Er hält die Werte des Sports, auch den Leistungssports, nach wie vor für ein schützenswertes Gut. "Die beste Prävention ist die Vorbildwirkung von Eltern, Trainern und sonstigem Umfeld. Meine Aufforderung an Eltern: Haltet Eure Kindern nicht fern vom Leitungssport, aber schaut genau hin und beobachtet, was dort gemacht wird", appelliert der Hochschulprofessor. Wichtig sei die Qualität des Umfelds: "Neben Eltern und Trainern können im Umfeld Juniorbotschafter für Dopingprävention eine entscheidende Rolle spielen."
Treutlein setzte seine Forschungsergebnisse in die Prävention um. Er veröffentlichte ab 2004 mit der Deutschen Sportjugend (dsj) die Präventionsbroschüre „Sport ohne Doping! Argumente und Entscheidungshilfen“ (über 40.000 verteilte Exemplare). Treutlin und die dsj entwickelten weitere Materialien und konkrete Präventionsmaßnahmen ab 2007, später unterstützt von der Lautenschläger- und der Hopp-Stiftung.
Gudrun Doll-Tepper brachte es treffend auf den Punkt: "Dieser Kämpfer für einen sauberen und moralisch integren Sport arbeitet und lehrt dort, wo es beginnt. Im direkten Kontakt mit den jungen Athletinnen und Athleten klärt er auf, bildet aus und fördert das Engagement der Jugendlichen selbst. Mehr als 40 Jahre Einsatz für Prävention und manipulationsfreien, fairen Sport: Für diese Lebensleistung, lieber Herr Prof. Treutlein, ist unsere heutige Ehrung die angemessene Würdigung."
(Quelle: DOSB)