Gesundheit für Alle ‒ Sport für Alle!

Zum Weltgesundheitstag fordert Mischa Kläber die Politik auf, sich intensiver mit dem Bewegungsmangel auseinanderzusetzen. Bewegung und Sport müssen niedrigschwellig erreichbar sein.

Bewegung tut Not: Gerade Kinder bewegen sich laut Global Status Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu wenig. Foto: picture-alliance
Bewegung tut Not: Gerade Kinder bewegen sich laut Global Status Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu wenig. Foto: picture-alliance

Wenn ich sonntagsvormittags mit meinem beiden Söhnen zum Vater-Kind-Turnen gehe, kriege ich ein fürs andere Mal vor Augen geführt, welche Kraft Sport und Bewegung haben. Nicht nur, dass sich Groß und Klein mit unbändiger Freude an diversen Turnübungen und Bewegungsherausforderungen versuchen und die gemeinsamen Erfolge feiern, sondern auch das Strahlen in den Augen der Kinder und Erwachsenen gleichermaßen lässt mich immer wieder realisieren, welche große verbindende Kraft der Sport mit sich bringt.

Umso demütiger werde ich, wenn ich dann realisiere, dass die Leidenschaft der Bewegung und die große soziale Freude, die ich und meine Söhne erleben, vielen Menschen nicht zuteil werden. Deutschland bewegt sich zu wenig, das ist landläufig bekannt. Beim genaueren Hinsehen sind die Zahlen der Nicht-Beweger*innen bzw. derjenigen, die sich viel zu wenig bewegen erschreckend. Der Global Status Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2022 hat offenbart, dass 44% der erwachsenen Frauen und 40% der Männer in Deutschland die Bewegungsempfehlungen der WHO nicht erreichen. Bei den Kindern sind es 88% der Mädchen und 80% der Jungs. Damit steht Deutschland im europäischen Vergleich äußerst schlecht dar.

Wer sich zu wenig bewegt, erhöht sein Risiko an sogenannten nicht-übertragbaren Krankheiten zu erkranken. Darunter zählen beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus und zahlreiche weitere mehr. Nicht nur, dass dies den Betroffenen viel Leid bringt, es kostet das Gesundheitssystem sehr viel Geld. Schätzungen gehen von etwa 15 Milliarden Euro an Gesundheitskosten pro Jahr aus. Nicht umsonst fordert der Deutsche Olympische Sportbund seit Jahren neben den bereits bestehenden Gesundheitszielen vehement ein eigenständiges Nationales Gesundheitsziel „Bewegungsförderung“.

Der DOSB engagiert sich in enger Abstimmung mit seinen Mitgliedsorganisationen intensiv für den Breitensport und Gesundheitssport. Ob mit integrativen Maßnahmen, dem Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT, dem Deutschen Sportabzeichen, diversen Angeboten für unterschiedliche Lebenswelten und Settings sowie Aufklärungskampagnen wie „Bewegung gegen Krebs“. Und natürlich mit seinen rund 87.000 Sportvereinen in der Fläche, in denen genau das erlebbar ist, was mir im eingangs geschilderten Beispiel des Vater-Kind-Turnens in den Sinn kam: Spaß und Freude an den angebotenen Sport- und Bewegungsangeboten, sowie die Funktion als Ort der Begegnung und Gemeinschaft für Menschen aller Altersklassen. Dies wiederum ist die große Chance für Menschen, die im Fachsprech so schlicht als „Nicht-Beweger“ betitelt werden. Im Verein lässt sich eben doch der „innere Schweinehund“ viel leichter überwinden, als im Versuch des informellen, individuellen Sporttreibens. Mehr Informationen finden Sie auf gesundheit.dosb.de.

Zu diesen vorhandenen Strukturen soll noch in diesem Jahr die neue, digitale Bewegungslandkarte (BeLa) kommen. Mit ihr wird es kinderleicht werden, passende Bewegungsangebote für verschiedene Bedarfe auf Knopfdruck zu finden. Letztendlich wird es aber mehr brauchen, um eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung in die Bewegung zu bekommen. Zum Weltgesundheitstag am  7. April fordern wir daher die Politik auf, sich noch intensiver mit dem Bewegungsmangel auseinanderzusetzen. Der „Bewegungsgipfel“ am 13. Dezember 2022 kann hier nur als Initialzündung für einen nachhaltigen politischen Prozess verstanden werden.

Bewegung, körperliche Aktivität und Sport müssen niedrigschwellig erreichbar sein. Daher ergänzen wir das Motto des diesjährigen Weltgesundheitstages etwas. Der DOSB und seine Sportvereine stehen für „Gesundheit für Alle! Sport für Alle!“.

Die Sportvereine in Deutschland haben die Arme weit ausgestreckt. Auch und gerade mit den Sportvereinschecks im Einzelwert von vierzig Euro, die Sporteinsteiger*innen derzeit erhalten können. Neben der Forderung an die Politik möchte der DOSB aber am Weltgesundheitstag an alle Bürger*innen appellieren: die Entscheidung zur Bewegung trifft schlussendlich – auch unter besten Voraussetzungen – letztendlich jede*r Einzelne. Meine Erfahrungen beim Badmintonspielen im Verein oder eben beim Vater-Kind-Turnen bestärken mich, Menschen auch weiterhin zu überzeugen, dass sich Sport und Bewegung im Sportverein besonders lohnen.

(Autor: Dr. Mischa Kläber, Ressortleiter Breiten- und Gesundheitssport)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Bewegung tut Not: Gerade Kinder bewegen sich laut Global Status Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu wenig. Foto: picture-alliance
    Kinder strecken sich vor einer Mattenwand; im Vordergrund zeigt eine erwachsene Person die Übung Foto: picutre-alliance