Gipfelstürmerinnen

 

Soll noch einer sagen, Frauen mischen nicht mit: Weltweit streben sie weiter in Richtung Gipfel, ob nun auf den des Mount Everest oder an die Spitze einer Regierung, eines Unternehmens oder einer Organisation.

 

Quoten haben sie schon lange nicht mehr nötig, sie überzeugen durch Qualifikation, Leistung und Selbstbewusstsein. Für die 30-Jährigen ist Geschlechterkampf im Grunde erledigt - die jungen Frauen steuern zielstrebig ihren Kurs: Für sie ist Emanzipation in allen Variationen, für die ihre Mütter noch gestritten haben, längst kein Thema mehr. Und der Internationale Frauentag am 8. März hat für die taffen Töchter bei uns und in vielen Teilen Europas, den USA oder Kanada eher historischen Wert als akute Folgen für ihr Hier und Jetzt. Aber es gibt noch immer Gesellschaften, die durch bestimmte Religionen und Patriarchat geprägt sind, in denen Frauen nach wie vor Menschen zweiter Klasse sind, sich dem Willen des Mannes unterwerfen müssen und ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Also sind die, die ihr Ziel erreicht haben, aufgerufen, Solidarität mit denen zu zeigen, die es bisher noch nicht geschafft haben, sich von Fremdbestimmung zu befreien.

 

Es gibt viele, die versuchen, diesen Frauen zu helfen. Auch der Sport gehört dazu. Es dauerte lange, bis auf internationaler Bühne Zeichen gesetzt wurden: Kaum aus Überzeugung oder Einsicht, sondern weil der Nation andernfalls ein Ausschluss droht, sind beispielsweise in den letzten Jahren auch in den Olympiateams aus muslimischen Ländern immer mehr Athletinnen zu finden. Sportprojekte als Hilfe zur Selbsthilfe etwa für Mädchen und Frauen in Afghanistan, die unter den Taliban eher gehalten wurden als gelebt haben, werden beispielsweise vom deutschen Sport vor Ort angeboten. Und auch hier zu Lande bemühen sich Dachorganisationen und Fachverbände nach wie vor um Integration von Mädchen und Frauen in diese Gesellschaft: Ob Kopftuchstreit oder die unterschiedliche Einstellung zu Körper und Sport: Für alle ist Bewegungsraum, wenn man(n) nur aufeinander zu geht.

 

Doch nicht nur die multikulturelle Frage wird den Frauensport in nächster Zeit intensiv beschäftigen, auch der Wandel im Zusammenleben, die demographische Veränderung der Gesellschaft, der Arbeits- und der Freizeitwelt: Immer mehr Singles, immer mehr Alleinerziehende, immer mehr ältere Frauen werden auch die Klientel der Sportvereine sein. Deshalb gilt - nicht nur für den Sport: Noch mehr Frauen braucht das Land, die mit der entsprechenden Power in reformgeprägten Zeiten kreativ und solidarisch für die Allgemeinheit weiter in Richtung Gipfel stürmen.