Jeder weiß weltweit das Leuchtreklamemeer vom Times Square sofort zu lokalisieren – aha: New York! Die aufregendsten Schönheiten der Welt
gibt es nur an der Copacabana – in Rio de Janeiro. Der Eiffel-Turm signalisiert ‚tout le monde’ – das ist Paris. Aber wie finden wir Leipzig? Doch sollten wir die Suche zunächst einmal auf nationalem Terrain beginnen. Wie? Ihr Koffer ist weg? Sie haben ihn doch sicher noch in Berlin? Oder suchen Sie München? Ganz einfach: Dort steht ein Hofbräuhaus. Nachts um halb vier trifft man sich dann auf der Reeperbahn, und jeder weiß: die liegt in Hamburg. Im Rheinland lassen sie den Dom in Kölle. Und Bochum wird Herbert Grönemeyer auf ewig dankbar sein.
Wer aber besingt Leipzig? Musikalische Ohrwürmer sind übrigens gute Reiseführer! „Jetzt müssen wir Leipzig auf die Landkarte bringen.“ Das war am 12. April, als die deutsche Olympiavorauswahl getroffen wurde, leicht dahingesagt. Völkerschlachtdenkmal gegen Zuckerhut und Christus-Statue, Pleiße gegen Seine, Markt gegen Trafalgare Square, Auerbachkeller gegen Empire State Building – die sächsischen Imagegestalter haben eine ähnliche Arbeit vor sich wie vor 5000 Jahren die Erbauer der Pharaonen-Pyramiden.
Stopp! Könnte man den leichtfertigen Satz „Leipzig auf die Landkarte bringen“ nicht einfach wortwörtlich nehmen? Überlegen wir mal: Welche Landkarte haben wir tagtäglich vor Augen? Natürlich: Die Wetterkarte – ob öffentlich-rechtlich, ob privat, ob national oder bei Deutsche Welle TV auch global. Alle Olympiainteressenten für 2012 sind präsent – New York, London, Paris, Madrid, Rio de Janeiro, Havanna, Istanbul, Moskau. Aber wo ist Leipzig? Jetzt, da der Bundespräsident, die Regierung ebenso wie die Opposition, NOK und Deutscher Sportbund sowieso festgestellt haben, Leipzigs Olympiabewerbung sei eine nationale Angelegenheit, darf man doch wohl mal fragen?