Glückliche Sportlehrkräfte?

Sportlehrer und -lehrerinnen sind glücklich mit und bei ihrer Arbeit, allerdings gibt es immer weniger davon, denn die Ausbildungsmöglichkeiten schrumpfen, berichtet Autor Detlef Kuhlmann.

Glücklicher Sportlehrer, doch im Sport herrscht bereits Lehrkräftemangel. Foto: LSB NRW
Glücklicher Sportlehrer, doch im Sport herrscht bereits Lehrkräftemangel. Foto: LSB NRW

Kleine Quizfrage vorab: Was haben Fahrlehrer und Sportlehrer gemeinsam? Richtig: Sie sind glücklich bei und mit ihrer Arbeit. Das hat zumindest eine aktuelle Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung bei mehr als 20.000 Deutschen nach ihren Lebensumständen ergeben.

Ob dabei wirklich nur Männer als Fahrlehrer bzw. Sportlehrer befragt wurden oder die Ergebnisse der Studie vom Wortlaut her nicht politisch korrekt gegendert worden sind, sei einmal dahingestellt. Auf jeden Fall rangieren die Sportlehrkräfte in der Tabelle mit einem Punktwert von 7,84 auf Platz eins vor den Hausärzten (7,79) auf Platz zwei und mit „weitem“ Abstand u.a. vor den Steuerberatern (7,60) auf Rang sieben. Andere Frage: Wie wäre wohl das Ergebnis ausgefallen, wenn man zusätzlich zu den Sportlehrkräften noch hauptamtliche Trainerinnen und Trainer befragt hätte? Sind die ebenso glücklich in und mit ihren Beruf, der ja eigentlich (immer noch) keiner ist?

Zurück zu den Sportlehrkräften: Die betrachten demnach ihren Beruf nicht nur mit Zufriedenheit, vieles deutet darauf hin, dass dieser Personenkreis derzeit sogar sehr gefragt ist: Aus immer mehr Bundesländern werden Stimmen laut, wonach aufgrund von aktuellem bzw. zukünftigem Lehrkräftemangel (z.B. durch Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium) wieder mehr Lehrpersonal gebraucht und gesucht wird. Selbst Plätze im Referendariat (der sog. zweiten Ausbildungsphase nach dem Bachelor- und Masterabschluss an der Hochschule) bleiben, wie vor Tagen aus Niedersachsen gemeldet wurde, immer mehr Plätze frei. Das wiederum hat zur Folge, dass vermehrt fachfremden Quereinstigern die Möglichkeit eröffnet werden soll, an einer Schule zu unterrichten. Davon könnte auch das Fach Sport betroffen sein, wenn z.B. jemand als Diplom-Mathematiker, der zufällig auch noch über eine verbandliche B-Lizenz im Volleyball verfügt, quer einsteigt und pädagogisch „nachgeschult“ wird, um dann auch das Fach Sport zu unterrichten, wie das in Berlin schon der Fall sein soll.

Apropos Berlin: Dort wurde vor über einem Jahrzehnt mit der Schließung des Instituts für Sportwissenschaft an der FU Berlin die Kapazität der Studienplätze im Lehramtsfach Sport etwa halbiert, ohne dass diese etwa an der Humboldt Universität zu Berlin oder der benachbarten Universität Potsdam, der einzigen Ausbildungsstätte für Sportlehrkräfte im Land Brandenburg, deshalb aufgestockt worden wären. Vor kurzem hat sich mit Bremen das erste Bundesland völlig aus der Ausbildung von Sportlehrkräften zurückgezogen, ohne dass etwa über die Kultusministerkonferenz (KMK) vereinbart worden ist, welche benachbarten Bundesländer (z.B. Schleswig-Holstein, Hamburg) bzw. welche benachbarten Standorte (z.B. Oldenburg, Osnabrück) nun für Bremen diese Nachwuchsaufgabe im Fach Sport übernehmen.

Das hat übrigens den Deutschen Sportlehrerverband und seinen Präsidenten Michael Fahlenbock (Wuppertal) auf den Plan gerufen, öffentlich ein „nachhaltiges Konzept bezüglich der Zukunft der Sportlehrerausbildung im Bundesland Bremen“ bei der Präsidentin der KMK anzumahnen.

Ein (hoffentlich) Glück bringendes Fazit: Wenn zukünftig Sportlehrkräfte nach ihrem Glück im Beruf befragt werden (sollen), muss vorab dafür Sorge getragen werden, dass diese überhaupt „glücklich“ ausgebildet und für ihren zukünftigen Beruf stark gemacht werden – ist das allein nicht eine unabdingbare Voraussetzung zum Glücklichwerden im Beruf?

(Autor: Prof. Detlef Kuhlmann)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


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