GRENZGÄNGERIN FÜR DIE INTEGRATION – JUSTYNA GRECZANIK AUS WROCLAW MACHT STATION BEI DER SPORTJUGEND BRANDENBURG

Nach nur vier Monaten in Deutschland kann man sich schon richtig gut mit ihr unterhalten. Die letzten Sprachschwierigkeiten werden im nächsten halben Jahr verschwinden. So lange ist Justyna Greczanik aus Wroclaw (Polen) Gast der Brandenburger Sportjugend am Seddiner See ein paar Kilometer südwestlich von Berlin.

 

Die 25-Jährige absolviert ein Jahr im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes und hat sich als Gastprojekt die Mitarbeit bei den Brandenburgern ausgesucht. Im Mittelpunkt ihres Engagements steht dabei das Programm „Integration durch Sport"

 

Das europäische Freiwilligenjahr ist ähnlich angelegt wie das freiwillige soziale Jahr in Deutschland. Wer gern in einem anderen Land Erfahrungen im sozialen Bereich sammeln will und zwischen 18 und 25 Jahren alt ist, kann ein solches Jahr absolvieren. Es gibt keine Zugangsvoraussetzungen. Reisekosten, Taschengeld und Unterkunft sind kostenlos.

 

 

Justyna Greczanik dreht ein paar Runden beim Staffellauf für Frieden und Toleranz

 

Justynas Kontakt zur Sportjugend Brandenburg kam bei einem internationalen Workshop zum Thema Straßenfußball für Toleranz zu Stande. Dort lernte Brandenburgs Koordinator für „Integration durch Sport", Uwe Koch, Justyna kennen. „Sie hatte Interesse an Brandenburg und wollte bei uns mitmachen." Das Vorhaben passte schon deshalb, weil die Brandenburger den Plan entwickelten, gemeinsam mit lokalen Vereinen und Projekten in Justynas Heimatstadt Wroclaw ein Straßenfußballturnier zu veranstalten. Die guten Erfahrungen mit Straßenfußball in Brandenburg sollen quasi exportiert werden. Justyna ist mittlerweile zur Schnittstelle für dieses Projekt geworden und muss ihr Jahr in Brandenburg jetzt sogar kurz unterbrechen, um bei der Organisation in Wroclaw zu helfen.

 

Doppelter Integrationseffekt

 

Ein doppelter Integrationseffekt: Justyna integriert sich in Deutschland, um sich dann wieder in Polen für die Integration einzusetzen. Ihre Zeit hier in Deutschland versuchen ihr die Sportjugendverantwortlichen so angenehm wie möglich zu gestalten. Neben den rund 300 Euro Taschen- und Verpflegungsgeld, für das die „Jugend für Europa" aufkommen muss, hat Uwe Koch dafür gesorgt, dass Justyna ein Fahrrad bekommt. Außerdem gibt es Fahscheine für Bus und Bahn, wenn Sie diese nutzen muss. Auch um Sportmöglichkeiten kümmern sich die Gastgeber und sei es, um den Preis des örtlichen Fitnesstudios für die neue Mitarbeiterin aus Polen ein wenig zu drücken.

 

Justyna fühlt sich wohl in Brandenburg. „Ich war ganz sicher, dass es bei der Sportjugend interessante Dinge zu tun gibt und das mit dem Erlernen der Sprache zu verbinden, das war mein Anreiz." Es gibt und gab tatsächlich viel zu tun in den letzten Monaten. Justyna war dabei, als sich Hunderte Jugendliche, Aussiedler und Einheimische beim Beachcamp in Wittenberge näher kamen. In den vergangenen Wochen war sie in ganz Brandenburg unterwegs, um bei der Organisation des erfolgreichen „Staffellaufs für Frieden und Toleranz" zu helfen. Ihr „Chef" Uwe Koch hat noch viel mehr mit Justyna vor. „Zuerst haben wir uns drauf konzentriert, dass es mit der Sprache klappt, jetzt möchte ich sie viel stärker auch in die Projektentwicklung und ins Projektmanagement einbinden."

 

Justyna beim Beachcamp in Witttenberge.

 

Programme wie „Integration durch Sport" gibt es auch in Polen. Laut Justyna Greczanik kann man dort von staatlicher Seite aber kaum Hilfe erwarten. Stattdessen ist alles ist in der Hand von NGOs – von Nichtregierungsorganisationen. Dass ein Ministerium, wie in Deutschland das Bundesinnenministerium, solch ein Programm finanziert, findet die 25-Jährige beeindruckend.

 

Mehr Informationen zum Europäischen Freiwilligendienst: www.go4europe.de