Gute Taten, die sich vielfach auszahlen

 

Das Freiwillige Soziale Jahr im Sport hat nur Gewinner

 

Auf die Frage, was Sara aus Berlin, Julia aus Breckenheim bei Wiesbaden

und Christian aus Bodenheim-Roxheim Gemeinsames tun, gibt es nur eine richtige Antwort: Alle drei leisten zur Zeit ein "Freiwilliges Soziales Jahr" (FSJ) im Sport. Sie haben beim Sportclub Siemensstadt in Berlin, beim Turnverein Breckenheim bzw. beim Rheinland-Pfälzischen SC in Bodenheim-Roxheim ebenso wie knapp 40 Gleichgesinnte in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Saarland Anfang September ihren Dienst angetreten.

Nach Teilnahme an einem einwöchigen Lehrgang kehren sie jetzt in ihre Sport-Einsatzstellen zurück und beginnen mit der sportlichen Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Wobei die jeweiligen sportlichen Dienstleistungen je nach Neigung und Dienststelle z. B. in einem Ruderclub, in einem Reitverein oder bei einer Landessportjugend schon sehr unterschiedlich aussehen können. Alle Dienstanfängerinnen und -anfänger verbindet wiederum, dass sie in ihren Einsatzstellen in insgesamt sechs Bundesländern allesamt Exoten sind. Denn was bisher nur in Sozialeinrichtungen oder im caritativen Bereich möglich war, läuft nach einjähriger Vorbereitungszeit jetzt unter der Koordination der Deutschen Sportjugend in Frankfurt in den genannten Bundesländern auch unter sportlichen Vorzeichen.

Diesen über 40 Dienstanfängern können dank der Förderung durch das Bundesjugendministerium schon bald knapp 60 weitere Dienstantritte auch in den Bundesländern Brandenburg, Niedersachsen, Hamburg und Bayern folgen, wo die notwendigen Anerkennungen der Landessportjugendorganisationen als FSJ-Träger bereits erfolgt sind. Durch den Aufbau dieser neuen Trägerstruktur erhalten noch mehr junge Leute zwischen 17 und 27 Jahren eine Chance, eine der begehrten FSJ-Stellen dann zu bekommen, wenn sie nach dem Schulabschluss nicht gleich einen Ausbildungs- oder Studienplatz erhalten oder sich einfach noch nicht über ihr Berufsziel klar sind.

Alle bis jetzt in Sportvereinen oder –verbänden und anderswo aufgebauten FSJ-Plätze werden aber besonders im nächsten Jahr wichtig sein, wenn die Bundeswehr ab 2002 über 30.000 Wehrpflichtige weniger einberuft, der Zivildienst seine Platzkontingente weiter reduziert und Wirtschaft und Industrie ihre Ausbildungsplätze etwa wegen der lahmenden Konjunktur nicht mehr besetzen.

Rund 60.000 Schulabgänger in den ostdeutschen Bundesländern, die in diesem Jahr bereits keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, vermit-teln schon heute einen Eindruck davon, was passieren wird, wenn dem-nächst in zwei Bundesländern das Abitur bereits ein Jahr früher ansteht und damit noch mehr Ausbildungs- bzw. Studienplätze nachgefragt werden.

So gesehen wird das Schaffen von bis zu 100.000 FSJ-Plätzen zur "nationalen Pflicht", an der sich auch der Sport in allen Bundesländern stark beteiligen sollte. Das ist übrigens eine soziale Tat, die sich auszahlt. Denn in einem mehrjährigen FSJ-Modell in NRW ist längst der Nachweis erbracht worden, dass FSJ-Mitarbeiter im Sport nicht nur ihr Geld wert waren, sondern vielfach in ihren Dienststellen später ehrenamtlich tätig geblieben sind.

Das Freiwillige Soziale Jahr im Sport ist also auch ein wesentlicher Beitrag zur Personalgewinnung für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Vereinen und Verbänden.
Rudolf Schmidt