Hartz IV und der Sport: Positive und negative Auswirkungen

Der deutsche Sport sieht in der Arbeitsmarktreform Hartz IV Grund zur Sorge und Chancen für eine beschäftigungspolitische Mitwirkung. „Bestimmte Warnungen zu Hartz IV sind sicherlich angebracht", erklärte DSB-Präsident Manfred von Richthofen im Deutschlandfunk.

 

Sucht die Ge­spräche über Hartz IV: DSB-Prä­sident Man­fred von Richt­hofen (Foto: Bon­garts).
Sucht die Ge­spräche über Hartz IV: DSB-Prä­sident Man­fred von Richt­hofen (Foto: Bon­garts).

„Wir werden sie jetzt in den Gesprächen mit den Parteien auch artikulieren." In Unterredungen mit dem CDU-Präsidium am 20. Oktober und dem SPD-Bundesvorstand (8. November) will von Richthofen „anhand von Beispielen – denn nur so ist es möglich – darlegen, welche Gefahren im arbeitsmarktpolitischen Reformpaket stecken könnten". Gespräche mit den obersten Parteigremien von Bündnis 90/Die Grünen und von der FDP sollen in diesem Herbst folgen.  Grundsatzgespräche mit Parteien und Sozialverbänden in Vorbereitung  

 

Im deutschen Sport geht die Sorge um: Die Mittelschicht, die typische Sportvereins-Klientel, könnte nach Einführung des Arbeitslosengeldes II belastet werden. Mögliche Folge: Das Beitragsaufkommen könnte sinken. Dies hätte dann Folgen für den Sport vor Ort. Vereine und Verbände müssten Beitragsvergünstigungen gewähren, um Langzeitarbeitslose, die im neuen Jahr ALG-II-Bezieher sein werden, nicht zu verlieren.  Ein-Euro-Jobs für den Sport  

 

Andererseits kann ab 1. Januar 2005 der Sport auch von den neuen beschäftigungspolitischen Initiativen des Bundes und der Kommunen profitieren. Ehemalige Sozialhilfeempfänger oder nicht vermittelbare Langzeitarbeitslose könnten von Vereinen und Verbänden über die sogenannten Ein-Euro-Jobs, von denen insgesamt 750.000 Stellen geschaffen werden sollen, angestellt werden. Diese erhalten für diese Einsätze eine Mehraufwandsentschädigung von ein bis zwei Euro pro Stunde. Hierfür wird die Bundesregierung im kommenden Jahr 6,35 Milliarden Euro bereitstellen; zusätzlich sollen die örtlichen Agenturen für Arbeit 2,2 Milliarden Euro erhalten. Der Sport ist neben den Sozialorganisationen berechtigt, an diesem Projekt teilzunehmen.  Wie Manfred Spangenberg, Ressortchef Ausbildung beim DSB, nach einem Informationsbesuch in Berlin erklärte, ist allerdings das Tätigkeitsfeld für diese neuen Beschäftigungspositionen begrenzt: Es könne sich nur um „zusätzliche Arbeit" handeln, die bisher durch Ehrenamtler oder hauptberufliche Kräfte nicht abgedeckt worden ist. „Das wird auf keinen Fall zu einer Verdrängung von regulär Beschäftigten führen", versicherte Spangenberg. „Es geht um Aufgaben, die aus finanziellen Gründen bisher nicht wahrgenommen wurden." Also, etwa die Arbeit von Platzwarten, Hausmeistern, aber auch um die Betreuung von Gruppen und Projekten. Näheres soll in Kürze ein Runderlass der Agentur für Arbeit regeln.  

 

Der DSB wird in diesen Tagen weitere Details erarbeiten. Deshalb steht noch nicht fest, wie viele Ein-Euro-Jobs der Sport schaffen kann. Erste konkrete Zielorientierungen sollen auf der LSB-Hauptgeschäftsführer-Tagung am 14./15. September in München bekannt gegeben werden. Zudem sollen die Spitzenverbände über die Bedingungen für die neuen Beschäftigungspositionen informiert werden.  

 

Parallel dazu wird DSB-Präsident Manfred von Richthofen in den nächsten Tagen über Auswirkungen der neuen Beschäftigungsoffensive mit dem Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, Rudolf Seiters, sprechen. „Wir sind für viele Bevölkerungsgruppen Sozialstationen: von der Kleinkinder- bis zur Seniorenbetreuung", erklärte der DSB-Präsident. „Deshalb brauchen wir Absprachen mit den Sozialverbänden. Das DRK ist ein neutraler Partner und der neue Präsident ein erfahrener Politiker. Ich denke, wir werden das Gespräch für gute Grundlagen nutzen können. Und dann müssen wir mit den Parteien und Fraktionen sprechen." Rudolf Seiters war als Innenminister der Regierung Kohl auch für den Sport verantwortlich.


  • Sucht die Ge­spräche über Hartz IV: DSB-Prä­sident Man­fred von Richt­hofen (Foto: Bon­garts).
    Sucht die Ge­spräche über Hartz IV: DSB-Prä­sident Man­fred von Richt­hofen (Foto: Bon­garts).