Heidelberger Erklärung´ im Kampf gegen Doping

Heidelberg (sid) Zum Abschluss eines dreitägigen Symposiums zu Fragen der `Dopingprävention´ in Heidelberg verfassten rund 80 Teilnehmer aus neun europäischen Ländern die sogenannte `Heidelberger Erklärung´.

24 hochkarätige Referenten aus dem Bereich des Sports, der Wirtschaft und der Wissenschaft beschäftigten sich eingehend mit Ursachen, Praktiken und Wirkung des Dopings und suchten nach entsprechenden Lösungsstrategien. Die Fachleute machten deutlich, dass Doping nicht nur als Phänomen des Hochleistungssports, sondern vor allem als gesellschaftliches Problem zu begreifen ist.

 

Der Molekular-Biologe Werner Franke gewährte in seinem Vortrag erstmals Einblicke in die Balco-Prozessunterlagen aus den USA und die Namen der in die Affäre verwickelten Topstars wie Marion Jones, Tim Montgomery, Michelle Collins, Kelli White, Dwain Chambers (alle Leichtathletik), Bill Romanowski, Dana Stubblefield, Josh Taves (American Football), Barry Bonds, Gary Sheffield sowie Jason und Jeremy Giambi (Baseball). `Von Marion Jones haben wir das volle Geschoss´, sagte Franke der Rhein-Neckar-Zeitung.Aufsehen erregte darüber hinaus das Referat von Sandro Donati, Leiter der Forschungsstelle des italienischen NOK. Der Römer konstatierte, dass in zunehmendem Maße Amateure und Jugendliche mit diversen Dopingmitteln in Kontakt kämen. Donati: `Wir müssen eine generelle Medikamentisierung in unserer Gesellschaft feststellen.´ Donati sprach von `internationalen Verbrecherbanden´ mit mafia-ähnlichen Strukturen, die vor allem den Schwarzmarkt über die Fitness-Branche und das Internet kontrollieren.

 

Die `Heidelberger Erklärung´ im Wortlaut

1. Doping erfasst in immer größerem Maße auch den Freizeit-

und Fitnessbereich der Gesellschaft.

2. Die Autonomie des Sports allein hat sich für eine wirklich

effektive Dopingbekämpfung als völlig unzureichend erwiesen.

3. Wir fordern Bundesregierung und Länder zu einer umfassenden

gesetzlichen Neuregelung in Form eines Anti-Doping-Gesetzes nach

dem Vorbild anderer europäischer Staaten auf.

4. Wir fordern die Schaffung öffentlich geförderter

Präventionsprogramme auf allen Ebenen des Sports, insbesondere zur

Bekämpfung der besorgniserregenden Zunahme des Dopings bei Kindern

und Jugendlichen.

5. Wir fordern die Wirtschaft auf, mit gezieltem finanziellen

Engagement Einfluss und Druck auf die Anti-Doping-Politik der

Verbände auszuüben.

6. Wir fordern Apotheker, Ärzte, Lehrer, Trainer, Betreuer,

Verbandsfunktionäre und insbesondere Eltern zur ernsthaften

Beteiligung an wirkungsvollen Anti-Doping-Maßnahmen auf.

7. Wir fordern die Massenmedien zu einer

Sportberichterstattung auf, die anstelle einer bedingungslosen

Erfolgsorientierung die Werte des sauberen Sports herausstellt.

 

Heidelberg, den 15. Januar 2005