Heidemann: Vielleicht ein bisschen übermotiviert

Silbermedaillengewinnerin im Degenfechten, Britta Heidemann, spricht im Interview über ihr nervenaufreibendes Halbfinale und ihre Übermotivation im Finale.

 

Britta Heidemann zu Gast bei der Pressekonferenz im Deutschen Haus. Foto: picture-alliance
Britta Heidemann zu Gast bei der Pressekonferenz im Deutschen Haus. Foto: picture-alliance

Frau Heidemann, wie haben sie nach der ganzen Aufregung gestern Abend in der Halle geschlafen?

BRITTA HEIDEMANN: Ich war so erschöpft von dem anstrengenden Tag gestern. Ich habe noch mal den Computer aufgeschlagen, kurz den Fernseher angemacht und dann habe ich wunderbar geschlafen. Zwar kurz, aber sehr gut.

Es war die erste deutsche Medaille. Spürt man da einen gewissen Druck?

Ich habe versucht, so wenig wie möglich medial zu verfolgen. Man sollte sich als Athlet davon nicht runterziehen und in eine Negativstimmung versetzen lassen. Ich werde die großen Zeitungen erst heute aufschlagen und dann hoffentlich was über mich lesen.

Wie geht man nach einem so aufregenden Halbfinale solch ein Finale an?

Das Halbfinale war natürlich ein absolutes Drama. Da habe ich natürlich ganz schön viele Nerven gelassen. Das hat sich auch in der Physis niedergeschlagen. Ich war wirklich sehr erschöpft im Finale. Von der Konzentration her war ich erstaunt, wie wenig ich mich von der ganzen Situation habe ablenken lassen. Zum letzten Treffer hat es leider nicht gereicht, aber mit Silber bin ich auch glücklich.

Gab es Kontakt zu der südkoreanischen Fechterin und ihrem Trainer?

Ich war sehr froh, wie das Ganze nach dem Gefecht verlaufen ist. Der südkoreanische Trainer ist auf mich zugekommen, hat mir die Hand gegeben und mich umarmt. Für uns als Fechter auf der Bahn war es eine sehr unschöne Situation. Dass die Emotionen da hochkochen, ist absolut verständlich. Das war eine wahnsinnig bittere Niederlage, von daher war es eine umso tollere Geste, dass der koreanische Trainer klar gemacht hat, dass es eben kein Streit auf Trainer- oder Athletenebene war.

Hat Ihnen die Erfahrung der Spiele in Athen und Peking geholfen?

Ich habe drei ganz verschiedene olympische Erlebnisse gehabt. In Athen bin ich mit großen Augen durch die olympische Welt gelaufen. In Peking war es eine angespannte Situation, weil ich dem Land so verbunden bin. Das war ein riesengroßes Erlebnis. Für London hatten wir eine dramatische Qualifikation. Da war im April die Erleichterung sehr groß, und ich bin mit einer unglaublichen Motivation in die Vorbereitung gegangen. Das hat mich die letzten Monate und auch den Tag gestern genießen lassen.

Haben Sie in der Verlängerung im Finale zu offensiv agiert?

Nein, ich bin sehr zufrieden mit mir, dass ich aktiv agiert habe. Wenn man verliert, ohne was getan zu haben, ist der Ärger viel nachhaltiger, als wenn man sich aktiv der Herausforderung gestellt hat. Ich habe natürlich nicht das richtige Tempo gefunden. Ich habe es nicht geschafft, den richtigen Moment zu sehen. Vielleicht war ich ein bisschen übermotiviert für den letzten Treffer.

(Quelle: SID)


  • Britta Heidemann zu Gast bei der Pressekonferenz im Deutschen Haus. Foto: picture-alliance
    Britta Heidemann zu Gast bei der Pressekonferenz im Deutschen Haus. Foto: picture-alliance