Hockey-Ikone Natascha Keller trägt deutsche Fahne

Die Hockey-Ikone Natascha Keller trägt am Freitag die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier der 30. Olympischen Sommerspiele in London.

Natascha Keller wird als Fahnenträgerin das deutsche Olympia-Team in das Olympiastadion von London führen. Foto: picture-alliance.
Natascha Keller wird als Fahnenträgerin das deutsche Olympia-Team in das Olympiastadion von London führen. Foto: picture-alliance.

Dies gab der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf seiner Pressekonferenz am Mittwoch in der britischen Metropole bekannt. Die 35-Jährige, 2004 in Athen Olympiasiegerin, ist die erste deutsche Hockeyspielerin, der diese Ehre zuteil wird. Für die Berlinerin, die 1999 Welthockeyspielerin des Jahres war, sind es in London die fünften Olympischen Spiele.

"Das ist das i-Tüpfelchen auf meiner Karriere. Es ist eine große Ehre für mich persönlich, für die Sportart und die ganze Hockey-Familie", sagte Natascha Keller. Michael Vesper, Chef de Mission des deutschen Olympia-Teams, begründete die Entscheidung des DOSB so: "Sie hat eine enorme Ausstrahlung. Mit ihrer Art ist sie ein Vorbild für alle. Natascha ist nicht überheblich, leistungsorientiert, bodenständig und erfolgreich."

Groß war die Freude auch im deutschen Hockey-Lager. "Das ist vor allem toll für unsere Sportart und natürlich für Natascha selbst", sagte Damen-Bundestrainer Michael Behrmann dem SID: "Hockey steht ja in Deutschland nicht so sehr im Fokus wie beispielsweise in Argentinien, deshalb verschafft uns das einige Aufmerksamkeit." Er selbst "und natürlich die ganze Mannschaft" seien "sehr stolz auf Taschi".

Natascha Keller entstammt der bekanntesten deutschen Hockeyfamilie. Olympiasieger waren außer ihr selbst auch ihr Vater Carsten Keller (1972 in München) und ihr Bruder Andreas Keller (1992 in Barcelona). Ihr Großvater Erwin Keller gewann im Jahre 1936 in Berlin olympisches Silber gegen die damals als unschlagbar geltenden Inder. Ihr jüngerer Bruder Florian Keller spielte ebenfalls in der Nationalmannschaft und gewann 2008 Gold.

Porträt Natascha Keller:

In London könnte Natascha Keller bei ihren fünften Spielen sogar zur Königin der Kellers werden - mit einer zweiten Goldmedaille. "Bei mir ist es definitiv so, dass es mein letztes olympisches Turnier ist, da will ich am Ende natürlich einen schönen Abschluss haben und mache mir daher auch den Druck", sagt die Rekordnationalspielerin. Keller ist eine von noch drei Olympiasiegerinnen von 2004 im Team. Dieser Erfolg gibt Gelassenheit: "Im Endeffekt ist es schön, beruhigend, dass man das schon mal erlebt hat. Aber ich würde es sehr, sehr gerne nochmal erleben dürfen."

419 Spiele, 209 Tore - so lautet Kellers eindrucksvolle Länderspielbilanz seit ihrem Debüt am 3. Oktober 1994, mit 17. Der Olympiasieg nach zweimal Silber ihres älteren Bruders Andi, den sie zwei Jahre zuvor mit dem Rest der Familie im Urlaub nur vor dem Fernseher erlebt hatte, war Bestätigung und Motivation zugleich. Fünf Jahre später war sie Welthockeyspielerin, insgesamt verkörpert sie über zwei Jahrzehnte absolute Weltklasse.

Von daher war die Entscheidung für Hockey richtig, freiwillig und ganz ohne Druck aus der Familie, deren Olympiatradition ihr Großvater Erwin mit der Silbermedaille 1936 in Berlin begründete. "Ich freue mich einfach, weil ich weiß: Ich habe mich für das Richtige entschieden. Was Besseres hätte mir nicht passieren können, als Sportler und auch als Mensch", sagt Natascha Keller, gönnt sich aber auch mal Gedanken an das 'Was wäre gewesen, wenn ...': "Ja, es gab Momente, wo ich mich gefragt habe: Hätte man den Sprung in die Weltspitze, so wie im Hockey, auch geschafft oder nicht?"

Geblieben sind die Liebe zum Tennis und ein ganz besonderer Wunsch für London. "Ich finde es sensationell, dass Tennis in Wimbledon stattfindet. Das ist für mich ein Ziel, da einmal auch live vor Ort zu sein, im Stadion zu sitzen und ein Spiel zu sehen", sagt Natascha Keller, der die ganze Schinderei für ihren letzten Olympiaauftritt ein bisschen weniger ausgemacht hat. "Die letzten Monate waren für mich doch leichter, weil ich einfach wusste, es sind jetzt noch ein paar Wochen, in denen dieser Stress da ist", meint sie: "Es ist genau der richtige Moment für mich, mit diesem Turnier und den Olympischen Spielen aufzuhören. Ich freue mich auch auf eine Zeit ohne Hockey."

Aber nicht ohne Sport. "Ich werde bestimmt der Sportart, die dem Hockey ein bisschen ähnlich ist, näher kommen: Golf. Ich werde Tennis spielen, Familie, Freunde mal mehr in den Mittelpunkt setzen", sagt sie. Auch Inliner würde sie gerne wieder häufiger fahren, ohne Angst vor möglichen Verletzungen. "Ich bin mir sehr sicher", sagt "Taschi", "dass es nicht langweilig wird und ich ein schönes Leben haben werde."

(Quelle: SID)


  • Natascha Keller wird als Fahnenträgerin das deutsche Olympia-Team in das Olympiastadion von London führen. Foto: picture-alliance.
    Natascha Keller wird als Fahnenträgerin das deutsche Olympia-Team in das Olympiastadion von London führen. Foto: picture-alliance.
  • In Peking 2008 reichte es für das Deutsche Team nicht für eine Medaille: Natascha Keller im Halbfinale gegen China. Foto: picture-alliance
    In Peking 2008 reichte es für das Deutsche Team nicht für eine Medaille: Natascha Keller im Halbfinale gegen China. Foto: picture-alliance
  • Natascha Keller nimmt bereits zum fünften Mal an Olympischen Spielen teil. Foto: picture-alliance
    Natascha Keller nimmt bereits zum fünften Mal an Olympischen Spielen teil. Foto: picture-alliance