Hockey: Sportlich und in der Führungsriege bestens aufgestellt

Nach der Olympiaqualifikation der Hockey-Damen und -Herren sprechen DHB-Präsident Stephan Abel und Vizepräsident Ingo Wolf im Interview über Sport und Politik.

DHB-Präsident Stephan Abel vor der Kulisse des Mönchengladbacher Hockeystadions. Foto: picture-alliance
DHB-Präsident Stephan Abel vor der Kulisse des Mönchengladbacher Hockeystadions. Foto: picture-alliance

Im Feldhockey bleibt alles beim Alten. Seit den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles ist der Deutsche Hockey-Bund (DHB) sowohl mit der Damen- als auch mit der Herren-Nationalmannschaft bei Olympia präsent. In dieser Zeit gewannen die DHB-Teams drei Gold-, vier Silber- und eine Bronzemedaille. Bei den soeben beendeten Europameisterschaften sicherten sich die beiden deutschen Teams erneut frühzeitig die Qualifikationen für London 2012. Die Herren holten sich bei der 13. Europameisterschaft seit 1970 zum siebten Male den Titel. Tags zuvor waren die DHB-Damen im Endspiel unterlegen. Beide deutschen Teams nehmen seit Jahrzehnten eine Führungsposition auf Weltniveau ein. Bei der Wahl eines neuen Präsidenten der Europäischen Hockey-Föderation unterlag DHB-Präsident Stephan Abel jedoch knapp der bisherigen niederländischen Vize-Präsidentin Marijke Fleuren. DHB-Präsident Stephan Abel und DHB-Vizepräsident Ingo Wolf, der ehemalige Innen- und Sportminister in NRW, erläutern im Interview mit Hanspeter Detmer das Zusammenwirken von Sport und Politik.

DOSB-PRESSE: Herr Abel, schmerzt die Abstimmungsniederlage?

STEPHAN ABEL: Nein. Natürlich hätte ich gerne gewonnen. Denn dem DHB als einem der im Welt-Hockeysport erfolgreichsten nationalen Verbände hätte es gut zu Gesicht gestanden, auch auf Funktionärsebene einmal eine absolute Führungsposition in einem internationalen Verband zu übernehmen. Meine Bewerbung war mit dem DOSB abgestimmt. Aber der knappe Ausgang der Wahlentscheidung beschädigt weder die gute Reputation des DHB noch die meiner Person. Immerhin gehöre ich dem Exekutivkomitee des Weltverbandes FIH an. Dort habe ich die Auf-gabe, ein Konzept für die Restrukturierung der FIH auf der Basis moderner Statuten zu erarbeiten. Der deutsche Einfluss auf die Zukunft des Welthockeys ist groß.

Wie wirkt sich die Entscheidung in der Präsidentenwahl auf den DHB aus?

ABEL: Nur positiv. Weiterhin kann ich uneingeschränkt meine Energie auf den DHB ausrichten. Wir haben in unserer Zielvereinbarung dem DOSB mitgeteilt, dass wir auch in London wieder mit beiden Teams – Damen und Herren – nach olympischen Medaillen greifen wollen. Die Voraus-setzungen haben wir bei diesen Europameisterschaften in Mönchengladbach geschaffen – beide Teams haben sich auf kürzestem Weg für London qualifiziert. Wenn man sich die Olympia-Präsenz anderer deutscher Mannschafts-Ballsportarten anschaut, dann ist das, was wir jetzt schon erreicht haben, großartig.

Zum gerade erst neu gewählten DHB-Präsidium gehört auch Ingo Wolf, ein Politiker, der in NRW fünf Jahre lang Innen- und Sportminister war.

ABEL: Das ist die Stärke des Deutschen Hockey-Bundes. Als Randsportart im Verhältnis zu den großen Profi-Sportarten Fußball, Eishockey oder Handball können wir uns nur behaupten, wenn wir sowohl sportlich als auch auf der Ebene der Führungsriege bestens aufgestellt sind. Der Jurist und erfahrene Politiker Ingo Wolf passt gut in unsere Führungsmannschaft.

Und wie sieht der Ex-Minister Ingo Wolf selbst seine Sportfunktionärs-Rolle?

INGO WOLF: Ich bin ja nicht als ehemaliger Landesminister in die Rolle eines DHB-Vizepräsi-denten gewählt worden. Ich habe mich zur Wahl gestellt, weil Hockey meine sportliche Leidenschaft ist. Über viele Jahre hinweg war ich bei Rot-Weiß Köln, einem der führenden deutschen Hockey-Klubs, Stammspieler in der Bundesliga-Mannschaft. Dieser Sport hat mein Leben so bereichert, dass ich ihm jetzt gerne zurück gebe, was ich in meiner aktiven Zeit an Impulsen empfangen habe.

Und was macht der ehemalige Minister im DHB-Präsidium?

WOLF: Ich bin jetzt Vizepräsident Kommunikation. Wir alle wissen, dass alles gut vernetzt sein muss. Die Top-Ergebnisse unserer Sportler sind die Voraussetzung dafür, dass wir sowohl gute Sponsoren in der Wirtschaft gewinnen als auch eine maximale Leistungssportförderung erhalten. Wenn ich meine Kontakte knüpfe, werde ich jedoch nicht in erster Linie als Politiker wahrgenommen. Man erkennt auch meine Kompetenz als ehemaliger Leistungssportler an.

In Schule, Ausbildung und Studium hat sich in den letzten Jahren sehr viel verändert. In den Reihen des Sports wird befürchtet, dass sich diese Veränderungen schon bald auf das Leistungsniveau der Sportler negativ auswirken wird. Wie sehen Sie diese Entwicklung und die Zukunft?

WOLF: Wir Sportler akzeptieren die Vorgaben der Bildungspolitik selbstverständlich als große Herausforderung .Wir müssen einerseits neue Wege suchen, andererseits aber auch mit den Bildungspolitikern reden, ob zusätzliche Leistungssportschulen oder Zusatzsemester für Spitzensportler in die Schul- und Studienkonzepte passen. Das dauert eine gewisse Zeit. Und dann müssen sich die Vereine und Verbände darum bemühen, für ihre Sportler berufliche Perspektiven zu öffnen. Ich weiß um die Mentalität der Hockeyspieler, die zwar heute mehr Unterstützung erhalten als noch vor zehn und mehr Jahren. Aber verdienen können sie mit ihrem Sport nichts. Auch ohne das große Geld des Profisports ist der Erfolgshunger allerdings ungebremst. Nach dieser Europameisterschaft sind unsere Mädels und Jungs heiß auf London 2012.

(Quelle: Hanspeter Detmer)


  • DHB-Präsident Stephan Abel vor der Kulisse des Mönchengladbacher Hockeystadions. Foto: picture-alliance
    DHB-Präsident Stephan Abel vor der Kulisse des Mönchengladbacher Hockeystadions. Foto: picture-alliance