"Ich fühle mich hauptsächlich als Berliner", Interview mit Kofi Prah

Ein Interview mit dem Weltklasse-Weitspringer Kofi Prah, der 1974 in Ghana geboren wurde und bereits im Alter von nur wenigen Monaten nach Ostberlin gekommen ist.  Sein bisher größter sportlicher Erfolg ist der fünfte Platz bei den Olympischen Spielen in Sydney. Nach einer langwierigen Verletzung konnte er sich für die Olympischen Spiele in Athen nicht qualifizieren und bereitet sich nun auf die Saison 2005 vor.

Weltklasse-Weit­springer Kofi Prah (Foto: privat).
Weltklasse-Weit­springer Kofi Prah (Foto: privat).

Sie leben schon seit fast 30 Jahren in Deutschland. Haben Sie noch einen Bezug zu Ihrem Geburtsland Ghana?

 

Prah: Ich war in meinem Leben nur zweimal zu Besuch in Ghana, das letzte Mal vor anderthalb Jahren. Ich war sehr überrascht, dass ich mich dort sehr zu Hause gefühlt habe. Das lag bestimmt auch daran, dass ich in Ghana noch viel Familie habe, die mich sehr herzlich aufgenommen hat.

 

Fühlen Sie sich mehr als Deutscher oder als Ghaneser?

 

Weder noch, ich fühle mich hauptsächlich als Berliner.

 

"Ich finde es richtig, dass man erst einen intensiven Bezug zum Land und zur Sprache haben muss, aber das erfordert vor allem auch Eigenmotivation."

Wie sind Sie zur Leichtathletik gekommen?

 

Als Kind habe ich viele Sportarten ausprobiert, wie zum Beispiel auch Handball und Fußball. Der Fußball war mir aber zu brutal, und da ich so schnell laufen konnte, bin ich dann zur Leichtathletik gegangen.

 

Sie sind seit 1999 in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Haben Sie sich dort jemals auf Grund Ihrer Herkunft diskriminiert gefühlt?

 

Nein, überhaupt nicht. Ich werde dort wie jeder andere auch behandelt. Viele denken, die Bundeswehr sei so feindlich gegenüber Ausländern. Aber das sind nur Klischees, die mit der Realität wenig zu tun haben.

 

Aus welchen Gründen scheitert Ihrer Meinung nach die Integration von Menschen ausländischer Herkunft hauptsächlich?

 

Ich denke, viele Menschen ausländischer Herkunft machen es sich selbst unnötig schwer, in dem sie so schlecht deutsch sprechen. Dadurch haben sie es schwer, Kontakt aufzunehmen, und werden nicht richtig ernst genommen. Zudem verderben einige Ausländer mit ihrer Aggressivität den Ruf von Ausländern.

 

Meinen Sie, man müsste noch mehr Angebote schaffen, die Ausländern die Integration erleichtern? Auch beispielsweise im Sport?

 

Das wichtigste ist, dass die Ausländer selbst erst einmal die Motivation zeigen, die deutsche Sprache zu lernen, dann ist es auch leichter am Sport und allem anderen teilzunehmen. Auch in Bezug auf ihre Einbürgerung ist die Sprache das wichtigste. Ich wurde mit 21 Jahren auf Antrag eingebürgert. Ich finde es richtig, dass man erst einen intensiven Bezug zum Land und zur Sprache haben muss, aber das erfordert vor allem auch Eigenmotivation.


  • Weltklasse-Weit­springer Kofi Prah (Foto: privat).
    Weltklasse-Weit­springer Kofi Prah (Foto: privat).