Im Sport soziale Anbindung und Heimat finden

 

 

Vereine und Verbände organisieren Integrations-Programme

 

Die Volkssportgemeinschaft Union Weimar Nord ist neuer Stützpunktverein für das Programm „Integration durch Sport“. Nach der

Auswertung einer Sozialraumanalyse für das Gebiet Weimar-West/Nord hat sie sich zur Verstärkung des Netzwerkes bereit erklärt, betreut zudem 15 Spätaussiedlerkinder und kooperiert mit dem Sportclub 1903 Weimar. Im VfL Fontana Finthen spielen 16 Fußball-Jugendmannschaften. Er ist der Verein mit der größten Jugendabteilung in Mainz. Dort sind Polen, Russen, Sinti und deutsche Kinder aus sozialen Brennpunkten gut aufgehoben. Auch deren Eltern fühlen sich wohl in diesem Verein und treiben Sport in Mannschaften und Gruppen.

Die Fähigkeit zur Integration entspricht dem Wesen der Sportvereine. Hier beweisen sie ganz besonders ihre soziale Kompetenz und stellen ihr bürgerschaftliches Engagement heraus. Deshalb sind sie auf einem guten Weg zur Gesellschaft für alle Lebensalter und bemühen sich speziell um bestimmte Zielgruppen. Der TC Weiße Speiche in Hamburg organisiert Radausflüge für Sehbehinderte und Blinde zusammen mit Sehenden. Die Turn- und Sportgemeinde Wilhelmsdorf unterhält eine Kindersportschule, in der behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam Sport treiben können. Auch ihr außergewöhnliches Integrationsprojekt mit einer Schule für geistig behinderte Kinder und Jugendliche macht die Freiburger Turnerschaft von 1844 bundesweit bekannt.

Das öffentliche Interesse gilt jedoch besonders dem Projekt „Sport mit Aussiedlern“. Das Bundesministerium des Innern (BMI) fördert es seit 13 Jahren. Der Deutsche Sportbund (DSB), alle 16 Landessportbünde, 350 Vereine, 500 Starthelfer, 450 Übungsleiterinnen und Übungsleiter sind darin mit steigender Tendenz eingebunden. Dazu wird auch die Ausweitung als Initiative „Integration durch Sport“ beitragen, mit der sich das BMI seit zwei Jahren an der Gesellschaftskampagne des DSB unter dem Motto „Sport tut Deutschland gut“ beteiligt. Übergeordnete Sportorganisationen tun sich dabei mit beispielhaften Initiativen hervor.

Der Landessportbund Hessen hat gerade eine spezielle Übungsleiterinnen-Ausbildung „Breitensport für Zuwandererfrauen“ begonnen. Sportkreis und Landkreis Freudenstadt haben eine „Vermittlungsbörse“ eingerichtet und können so 16 inzwischen ausgebildete russlanddeutsche Übungsleiter in nachfragenden Sportvereinen einsetzen. Hemmschwellen bei Menschen und Institutionen wurden durch überzeugende Fürsprache der Landsmannschaft der Russlanddeutschen überwunden. Mit 30 Jungen und Mädchen aus Kasachstan, Russland und Weißrussland hat der Landessportbund Brandenburg ein Zukunftsseminar für Aussiedler ge-staltet und das sportliche Angebot mit Job-Recherche und Ausbildungsberatung verbunden. Der Landessportbund Nordrhein-Westfalen arbeitet mit mehreren gesellschaftlichen Gruppen nach einem anspruchsvollen Positionspapier „Sport und Zuwanderung“, bei dessen Formulierung zum Beispiel die Deutsche Sporthochschule Köln, die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen und das Landeszentrum für Zuwanderung mitgewirkt haben.

Auf die Sportvereine ist dabei immer Verlass. So hat der Bayerische Fußballverband die Spielvereinigung Stegaurach bereits mit der „Silbernen Raute“ für die erfolgreiche Integration von ausländischen Mitbürgern ausgezeichnet. Am „Tag des Ehrenamtes“ würdigte der Sportkreis Main-Taunus den Turnverein Okriftel, der in das Gemeinschaftsprojekt der Stadt Hattersheim vorwiegend für Marokkaner und Türken eingebunden ist.

Bundesinnenminister Otto Schily bezeichnet „die Integration als eine der wichtigsten innenpolitischen Aufgaben der nächsten Jahre“. Den Sport bewertet er als „ein ideales Mittel zur Integration und Prävention“. Deshalb werden die Zielsetzungen auch immer ehrgeiziger.

Der Polizeisportverein Rostock möchte Aussiedler nicht nur in die Aktivitäten von 30 Abteilungen einbeziehen, sondern auch in das gesellschaftliche Leben der Region integrieren.

Genau so handelt der Berliner Turn- und Sportverein Hohenschönhausen, der sich mit Spielfesten, Volleyball- und Tischtennisturnieren im Wohnumfeld bekannt macht.

Der Sportverein Motor Mickten Dresden bewegt täglich 800 junge Leute in zwei offenen Begegnungsstätten und leistet sogar eine zusätzliche psychosoziale Betreuung für suchtgefährdete Jugendliche. „Als wichtige Sozialgemeinschaft, auch über den Sport hinaus“ versteht sich der Männer-Turn-Verein Aurich von 1862, der sich um Betreuung und Integration von „Menschen mit Handicaps“ bemüht.

Die selbst gestellten Aufgaben und die öffentlichen Erwartungen an den Sport nehmen ständig zu. Deshalb fordert DSB-Präsident Manfred von Richthofen mit Recht und immer wieder von der Politik, „nachhaltig dafür Sorge zu tragen, dass dieser enormen Dienstleistung für die Gemeinschaft nicht die strukturellen Voraussetzungen entzogen werden“.